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    Die Drachenjäger
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Die Drachenjäger
    Von Tobias Diekmann

    Man kann sich noch gut daran erinnern, als 1995 mit „Toy Story“ der erste komplett animierte und abendfüllende Film in die Kinos kam. Diese Form der computergenerierten Bilder sorgte für einiges Erstaunen auf Seiten des Zuschauers als auch bei den Machern selbst, ob der Möglichkeiten, die einem nunmehr zur Verfügung standen. Seitdem ist der Animationsfilm aus der Kinolandschaft nicht mehr wegzudenken, und hat in den laufenden Jahren einen wahren Boom ausgelöst. In Zeiten von US-Animationsblockbustern wie Shrek, Findet Nemo oder zuletzt Ratatouille kehrt sich mittlerweile jedoch das Gefühl des Neuartigen auch gerne mal um, präsentiert etliches an Stangenware, und man ist sich nicht sicher, ob die in Monatsrhythmen herausgebrachten Filme nicht früher oder später zu Ermüdungserscheinungen führen mussten. Anders verhält es sich hingegen, wenn es ein Animationsfilm in die Kinos schafft, der ausnahmsweise mal nicht aus Übersee kommt, sondern – wie in diesem Fall - aus Frankreich und darüber hinaus auf einer im hiesigen Lande sehr beliebten Cartoonserie basiert. „Die Drachenjäger“ erzählt von zwei – wie kann es anders sein – Drachenjägern und ihren Abenteuern in einer futuristischen Welt, und auch wenn der Handlungsrahmen im Ganzen eher einfach gehalten wurde, besticht der Film vor allem durch teilweise hervorragende Animationssequenzen gepaart mit leichtem Witz, der keinem wirklich weh tut, aber trotzdem durchaus Spaß macht.

    Gwizdo und Lian-Chu sind Drachenjäger aus Leidenschaft und reisen mit ihrem treuen Drachenhund Hector durch eine Welt, die vor langer Zeit durch einen gewaltigen Knall in Millionen von Einzelteilen zersprang und nunmehr aus frei schwebenden Asteroiden besteht. Seit kurzem geht das große Gerücht umher, dass ein grauenvoller Drache, der Weltenfresser, erwachen wird, um alles Leben um ihn herum zu zerstören. Dies will der in die Jahre gekommene Lord Arnold jedoch verhindern, und sucht mithilfe seiner tapferen Nichte Zoe nach heldenhaften Kämpfern, die sich der übermächtigen Gefahr in den Weg stellen. Zoe glaubt diese in Gwizdo, Lian-Chu und Hector zu erkennen, und so machen sich nach anfänglicher Verweigerung die trotteligen Vier auf den gefährlichen Weg ans Ende der Welt, um den bösartigen Drachen aufzuhalten. Während Gizmo die Reise aus rein finanziellen Gründen antritt und bereits an die ausgesetzte Goldprämie von Lord Arnold denkt, ist der Kampf für den gutmütigen Lian-Chu von persönlicher Natur, verbindet ihn doch seit seiner Kindheit ein dunkles Geheimnis mit dem Weltenfresser. Und nun ist es für ihn an der Zeit, mit diesem Kapitel endgültig abzuschließen.

    Bevor Lian-Chu aber seine ganz persönliche Abrechnung mit dem Riesendrachen begleichen kann, müssen unsere skurrilen Helden einiges an Abenteuern überstehen. Vom stinkenden Wald über den „albernen Kürbis-Drachen“ bis hin zum fiesen Nebelbomber sind einige seltsame Gestalten und Landschaften auszumachen, die eine stetige Gefahr darstellen und somit im Minutentakt für reichlich Action und Krach sorgen. Dabei kann man sich als Zuschauer sicher sein, dass man hier niemals zu sehr in eine ernste (oder gar zu gewalttätige) Schiene abdriften wird, und darüber hinaus die humoristischen Einlagen allseits präsent sind. Für diesen Bereich ist vor allem die Figur Hector zuständig, die als eine Mischung aus Stitch (Lilo und Stitch) und Scrat (das Säbelzahneichhörnchen aus Ice Age) unverständlich brabbelnd die meisten Lacher auf seiner Seite hat, und ein ums andere Mal im Kampf gegen das Böse als Polster oder Wurfgeschoss herhalten muss.

    Das alles ist zwar nicht wirklich neuartig und so oder ähnlich in den bereits schon vorgekommen, weiß aber auch hier durchaus zu unterhalten. Richtigen Spaß hingegen hat man auf der sprachlichen Ebene, vor allem wenn der redefreudigen Gizmo zu Beginn der langen Reise ein ums andere Mal extrem genervt von der nicht weniger quasselnden Zoe das Handtuch schmeißen will, und sich einige sehr amüsante Wortgefechte mit ihr liefert. Somit wird auch schon langsam der Weg für einige moralische Fragen im Bereich Freundschaft und Loyalität gelegt, die noch im weiteren Verlauf zwischen den Protagonisten ausgetragen werden müssen, und neben dem harmlosen Humor ein weiteres Mal unterstreicht, dass man es hier nicht mit einem Animationsfilm Marke „Shrek“ zu tun hat, und subtiler Witz oder gar bissige Parodien auf zeitgenössisches Geschehen weitestgehend außen vor bleibt. Ganz ohne moralischen Zeigefinger geht es für einen Animationsfilm mit der Altersfreigabe „ab 6“ halt nicht.

    Unter dieser Berücksichtigung ergibt sich jedoch ein weiteres mögliches Manko des Films, da einige Actionsequenzen mit einer ungemein schnellen Schnittfolge aufwarten, so dass man als Zuschauer schon mal die Orientierung verlieren kann. Für kleine Kinder dürfte sich der Effekt auf einer großen Kinoleinwand somit noch verstärken. Hier hätte man an einigen Stellen dann doch das Tempo etwas zügeln sollen, was dem Genuss sicher keinen Abbruch getan hätte. Eher im Gegenteil, denn wirklich beeindrucken kann „Die Drachenjäger“ in den Sequenzen, die in ruhigen Kameraeinstellungen zum Beispiel über die große westliche Mauer oder das Feld der Wasserlinien schweben. In diesen Momenten entfaltet sich die volle Kraft der 3D-Animation und zieht einen wirklich sehr schnell in seinen Bann.

    Arthur Qwak und Guillaume Ivernel als ausführende Regisseure haben also ihrer eigenen Zeichentrickserie nach jahrelanger TV-Präsenz und dem Ruf eines Kult-Cartoons eine neue Plattform verschafft, auf der es nun gilt, alte Fans zu behalten, und neue dazu zu gewinnen. Im Großen und Ganzen hat das gesamte Team ihre Sache gut gemacht, sich nicht zu sehr von seiner Vorlage entfernt, und einen Animationsfilm kreiert, der mit kinder- aber auch erwachsenen-tauglichem Humor und sehr viel knalliger Action daherkommt, der lediglich in seiner Rasanz der Bilder für die wirklich Kleinen unter den Zuschauern schwerer zu konsumieren sein könnte.

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