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    Verliebt in die Braut
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Verliebt in die Braut
    Von Andreas Staben

    Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Genrefilm immer in besonderer Weise den Vergleich mit seinen Vorgängern herausfordert. Das ständige Spiel mit Ähnlichkeiten und Variationen macht zu einem nicht geringen Teil den Reiz dieses Kinos aus, und speziell in Hollywood lässt man nichts unversucht, aus Hitfilmen Erfolgsrezepte abzuleiten. Die romantische Komödie „Verliebt in die Braut“ ist ein Musterbeispiel für dieses Bestreben, denn trotz dreier Drehbuchautoren hat der vom Briten Paul Weiland („Sixty Six“) inszenierte Film kaum Eigenständiges zu bieten. Überdeutliche Anklänge an „Die Hochzeit meines besten Freundes“ werden ergänzt durch Echos von Klassikern wie Die Nacht vor der Hochzeit und Harry und Sally, während die Hauptfigur ein Verwandter von Hugh Grants Charakter in About A Boy sein könnte. Es ist eine Frage des Stils, ob solche Vorbilder als Inspiration wirken oder eher übermächtige Schatten werfen. Leider bleibt „Verliebt in die Braut“ weit hinter den besten romantischen Komödien zurück, das Potential der Stars wird mit oberflächlichen Figuren nicht richtig ausgenutzt und viel zu viele platte Witze verringern das Vergnügen zusätzlich.

    Er hat den „coffee collar“ erfunden, der verhindert, dass der eilige Kaffeetrinker sich am heißen Pappbecher verbrüht. Nun verdient er an jedem dieser Schutzringe ein paar Cents und hat ausgesorgt, ohne arbeiten zu müssen. Tom (Patrick Dempsey) ist ein Glückspilz und ein Frauenheld. Nach strengen Regeln vermeidet er ernsthafte Bindungen, die einzige Konstante in seinem Leben ist seine beste Freundin Hannah (Michelle Monaghan). Als diese beruflich für sechs Wochen nach Schottland fliegt, merkt der in New York gebliebene Tom erst, was er an ihr hat. Zu dumm nur, dass diese Erkenntnis offenbar zu spät kommt, denn Hannah hat bei ihrer Rückkehr einen schottischen Verlobten im Gepäck und bittet Tom, ihre Brautjungfer zu sein. Die Hochzeit mit Colin (Kevin McKidd, „Rom“, Königreich der Himmel, Trainspotting), dem Sprössling eines alten und reichen Clans, soll in einem der Familienschlösser in Schottland stattfinden. Tom beschließt, Hannah seine Liebe zu gestehen, bevor es zu spät ist.

    Patrick Dempsey (Verwünscht, Sweet Home Alabama) gilt besonders in Deutschland seit seiner Rolle als Dr. Shepard in der Erfolgsserie „Grey`s Anatomy“ als absoluter Frauenschwarm, und der Darsteller des „McDreamy“ ist sicherlich keine schlechte Besetzungsidee für den als unwiderstehlich angelegten Tom. Ein Schauspieler mit weniger Charme liefe sicher Gefahr, die Sympathien des Publikums zu verlieren, denn Tom ist zu Beginn nicht nur ein unreifer Egoist, sondern irgendwie auch noch stolz darauf. Dempsey gleicht das Rücksichtslose des Charakters mit seiner wohlerprobten Jungenhaftigkeit aus und absolviert auch einige überflüssige Slapstickeinlagen mit Anstand. Es ist aber vor allem Michelle Monaghan zu verdanken, dass die romantische Paarung leidlich stimmig wirkt. Sie macht das Beste aus ihrer wenig komplexen Figur und verleiht der hin- und hergerissenen Hannah wenigstens ein Minimum an Eigenleben. Monaghan, die mit ihrer ersten großen Kinorolle in Kiss, Kiss, Bang, Bang bereits ihr Starpotential offenbarte und seither unter anderem in Mission: Impossible 3, Gone Baby Gone sowie Nach 7 Tagen – Ausgeflittert zu sehen war, verhindert über weite Strecken, dass der Film sich vollkommen in Albernheiten verliert.

    In Komödien sind es häufig die Nebenfiguren, denen die denkwürdigsten Sprüche in den Mund gelegt werden und die das absurdeste Verhalten an den Tag legen, so dass sie nachhaltig in Erinnerung bleiben. Ein ähnliches Kalkül findet sich auch in „Verliebt in die Braut“, aber nur Sydney Pollack als Toms Vater ragt dabei positiv aus dem Ensemble heraus. Der Regisseur (Die drei Tage des Condor, „Jenseits von Afrika“), der seit einiger Zeit wie zuletzt in Michael Clayton auch immer wieder in markanten kleinen Parts als Schauspieler zu sehen ist, hat sichtlich Spaß an seiner Rolle. Tom sr. verschwendet keine Zeit auf Verabredungen und Kennenlernen, er profitiert von seinem Reichtum und heiratet lieber gleich und oft – mit Vorliebe natürlich sehr viel jüngere Frauen. Noch auf dem Weg zur Kirche handeln die Anwälte die Details des Ehevertrags aus, in dem selbst die Anzahl und die Art der Intimitäten geregelt werden. Bei diesem Vorbild ist die Bindungsunfähigkeit des Sohnes nicht weiter verwunderlich, hier greifen der Humor des Films und die Charakterzeichnung einmal ineinander. Das bleibt in „Verliebt in die Braut“ aber die Ausnahme: Hannahs Großmutter (Selma Stern) etwa hat gar kein Profil, sondern muss nur für einen zotigen Running Gag herhalten.

    Das negative Ende des Spektrums wird allerdings erst mit der Darstellung von Toms Basketballkumpeln erreicht. In diesen Männerszenen kommt eine gänzlich unromantische Sicht der Dinge zum Tragen, die von Konkurrenz- und Statusdenken geprägt ist. Der von Kevin Sussman gespielte, immer knappe Shorts tragende Außenseiter wird dabei auch von der Regie gezielt der Lächerlichkeit preisgegeben, eine kleine Grausamkeit, die es etwa bei den Farrellys (Verrückt nach Mary, Schwer verliebt) nicht geben würde. Und die Liebeswerbung wird wie ein Feldzug geplant, der Konkurrent wird nicht nur auf dem Spielfeld erbittert bekämpft. Der Nebenbuhler – hier ist es der Bräutigam – hat es traditionell ohnehin nicht leicht, und Kevin McKidd muss die undankbare Rolle unter weiter erschwerten Bedingungen bewältigen. Der gebürtige Schotte wird nämlich mitsamt seiner Heimat zur Zielscheibe klischeehafter und zum Teil recht derber Witze. Schottische Traditionen wie die Highland-Games werden genauso grob aufs Korn genommen wie der dortige Dialekt. Der einzige positive Ertrag des Ausflugs auf die britische Insel sind einige an den Originalschauplätzen entstandene eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen.

    Bei dem Versuch, eine Erfolgsformel anzuwenden sind bei „Verliebt in die Braut“ die Gefühle auf der Strecke geblieben. Die zentrale romantische Handlung erreicht nur ein Mindestmaß an Überzeugungskraft, einige Figuren werden sträflich links liegengelassen und oft wirkt es als würde Regisseur Paul Weiland nicht an die eigene Geschichte glauben. Leider fehlt ihm aber auch die Konsequenz, sie ernsthaft zu sabotieren. So bleibt es den Stars überlassen, für ein bisschen Leben und Herz zu sorgen.

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