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    The Defender
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    The Defender
    Von Deike Stagge

    Auf der Kinoleinwand hat man den Vorzeigeschweden Dolph Lundgren länger nicht mehr gesehen. Dafür werden seine Streifen immerhin noch auf DVD veröffentlicht. Fast ein Jahr nach dem restlichen Europa erscheint auch der Actioner „The Defender“ hierzulande. Lundgren führt Regie und spielt die Titelrolle - einen traumatisierten aber immer noch dienstbereiten Bodyguard.

    Der Elitesoldat Lance Rockford (Dolph Lundgren) wurde im Irak-Krieg gefangen genommen und gefoltert. Nach seiner Freilassung arbeitet er nun in den USA als Sicherheitsbeauftragter für die Chefin der National Security Agency, Roberta Jones (Caroline Lee Johnson). Auf einem Flug nach Europa lässt Jones den Kurs ändern und informiert Lance, dass sie ein streng geheimes Treffen mit einem mysteriösen Gast in einem verlassenen rumänischen Hotel besuchen wird. Nicht einmal Lance erfährt im Rahmen der großen Schweigekampagne den Namen des Gesprächspartners - er weiß nur, dass dieses Treffen den Kurs der amerikanischen Politik gegen den Terror für immer beeinflussen könnte. Während des Gesprächs wird das Hotel von gut organisierten Einheiten gestürmt. Lance und sein fünfköpfiges Team sowie ein Sicherheitsbeamter des Gesprächspartners versuchen verzweifelt, sich der Angreifer zu erwehren, während sie im Gebäudekomplex nach den beiden geflohenen Diplomaten suchen.

    Im Jahr 2004 stellte sich Schauspieler Dolph Lundgren seinem ersten Regieauftrag, nachdem die erste Wahl, Sidney Furie, krankheitsbedingt kurzfristig absagen musste. Nach Jean-Claude Van Damme („The Quest“) ist er damit der zweite europäische C-Movie-Action-Schauspieler, der sich selbst in einer Hauptrolle inszeniert. Lundgrens zweites Regieprojekt „The Mechanik“ basierte dann sogar auf seinem eigenen Drehbuch und blieb ähnlich unbekannt wie sein Erstlingswerk.

    Die Geschichte von „The Defender“ schält sich in ihrem Ablauf wie eine Zwiebel: Eine Verschwörung versteckt sie hinter der nächsten, während die Angriffswellen des rätselhaften Eliteteams sich immer weiter verdichten. Das Drehbuch ist wie Lundgrens Regiearbeit eine Premiere: Autor Douglas W. Miller lieferte sein erstes Filmbuch ab - mit allen möglichen kleinen Erstlingsfehlern. Viel zu sehr bemüht sich das Drehbuch, immer noch eine Wendung einzuleiten, die sich leider fast alle relativ deutlich im Vorfeld abzeichnen. Die Charaktere sind grundsätzlich Abziehbilder von platten Stereotypen. Spannend ist aber die Grundidee des Buches von Miller: Wie weit darf ein Land im Kampf gegen den Terrorismus gehen und welche politischen Schritte sind akzeptabel? Dieser ernste Kern ist selbstverständlich hauptsächlich das Beiwerk für die Action von „The Defender“. Denn in erster Linie geht es um die Verteidigung der Hotelanlage gegen feindliche Einheiten.

    Und hier bietet der Film eine Palette von Szenarien. Vom Hinterhalt im Wald über den Scharfschützenkampf auf der Toilette bis hin zum Showdown in den Kellerkatakomben wird hier jedes Videospielszenario bedient, was man aus Egoshootern kennt. Immer im Zentrum des Kugelhagels ist ein langsam alternder Dolph Lundgren, der aber immer noch hoch motiviert wirkt und Lust am Job hat. Um ihn herum versammelt sich ein kleines Ensemble aus wenig bekannten Darstellern, die keine herausragenden, aber immerhin solide und vor allem physische Leistungen bieten. Über die Entscheidung, den verhandlungsbereiten US-Präsidenten mit Talk-Show-Moderator Jerry Springer zu besetzen, kann man aber sicher streiten. Der für seine Auswahl prügelwilliger Gäste bekannte Springer wirkt einfach deplatziert und wenig tiefgängig oder glaubwürdig.

    Für einen waschechten Actionstreifen fallen die Effekte ziemlich mager aus, weil das Budget von sechs Millionen Dollar großes Machwerk einfach nicht hergab. Auch die Beleuchtung ist in einigen Sequenzen nicht besonders professionell gesetzt - einige Tunnelszenen muss man fast erahnen. Was der Sache aber doch ordentlich optischen Pfeffer gibt, sind ein paar kreative Ideen des belgischen Kameramanns Maxime Alexandre (The Hills Have Eyes, High Tension). Zwar funktioniert auch hier nicht jeder Geistesblitz (ein paar Einstellungen und Fahrten wirken wie schlecht aus einem Videospiel geklont), aber die Dynamik seiner Kamera und die Originalität einiger seiner Einstellungen runden das Bild des Films positiv ab. Leider nimmt der Schnitt ihm dann wieder etwas Fahrt aus den Segeln, weil die Lebendigkeit der Kamera gerade in den Nahkampf-Actionsequenzen durch Schnitte unterbrochen wird, die teilweise einfach belegen, dass die Kämpfenden auf die einstudierten Bewegungsabläufe warten.

    Alles in allem ist „The Defender“ eher was für eingefleischte Lundgren-Fans. Zu offensichtlich sind die Lücken in Konzept und Ausführung. Mit einem größeren Budget hätte Lundgren sicher mehr aus der Idee machen können, aber er muss eben mit dem auskommen, was ihm zur Verfügung steht.

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