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    Nachdem ihn kaum jemand im Kino gesehen hat: Einen der besten Filme des Jahres könnt ihr jetzt im Heimkino nachholen – aber Achtung, starker Tobak!
    Daniel Fabian
    Daniel Fabian
    -Redakteur
    Zu verrückt? Gibt es nicht! Wo Neues entsteht, beginnt für Daniel Kino, das sich ins Gedächtnis brennt. Je schräger und verrückter, desto besser!

    Er ist großes Kino und doch ganz intim, verstörend und wunderschön zugleich, meisterhaft und viel zu unbekannt – und vor allem eine faustdicke Überraschung. Denn so etwas wie „Vortex“ bekamen wir von Skadanlregisseur Gaspar Noé noch nie zu sehen.

    Gaspar Noé ist bekannt für Filme, die sich mit kompromisslosen Schockmomenten und virtuoser Inszenierung ins Gedächtnis brennen, Filme, die niemanden kaltlassen und einen auch noch lange nach dem Abspann beschäftigen – ob das nun „Irreversible“, „Enter The Void“ oder „Climax“ ist. Während damit mittlerweile aber eine gewisse Art von Berechenbarkeit einhergeht, das Unerwartbare erwartbar wurde, gelingt es dem Skandalregisseur mit „Vortex“ nun, seinem Publikum einmal mehr den Boden unter den Füßen wegzureißen ...

    … und es genau damit gleichzeitig zu überraschen. Denn „Vortex“ ist wie kein anderer Film von Gaspar Noé, zählt nicht nur für den Autor dieser Zeilen zu den Kino-Highlights des Jahres und kann nun endlich im Heimkino nachgeholt werden, nachdem der Film im Kino völlig unterging.

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    „Vortex“ zählt zu den am besten besprochenen Filmen des Jahres, steht auf der Kritikenplattform Metacritic so etwa bei herausragenden 82 von 100 Punkten und hat sich damit nicht nur den „Must See“-Stempel der Seite verdient, sondern steht sogar besser da als das allseits gefeierte Multiversum-Abenteuer „Everything Everywhere All At Once“.

    Noé verzichtet ausnahmsweise mal auf Rausch, Exzess und Gewaltorgien und landet zur Abwechslung einen Schlag in die Magengrube, der kaum nüchterner inszeniert sein könnte. Denn er zeigt das Leben von seiner vielleicht härtesten Seite, eine Seite, die jedem von uns auf die eine oder andere Weise offenbart werden dürfte.

    "Vortex": Von Leben und Tod

    Noé erzählt die Geschichte eines alten Ehepaars, dessen gemeinsames Leben sich nach Jahrzehnten einem einsamen Ende neigt. Während Filmjournalist Lui (Dario Argento) mit über 80 noch an einem Buch schreibt, wandelt die demenzkranke Elle (Françoise Lebrun) ziellos durch die Nachbarschaft und erkennt nicht einmal mehr ihren Sohn Stéphane (Alex Lutz), wenn dieser zu Besuch kommt. Und sie alle drei spüren: Das Leben, wie sie es kannten, wird so bald nicht mehr sein...

    „Vortex“ feierte seine Weltpremiere bei den Filmfestspielen von Cannes, begeisterte die Fachpresse fast ausnahmslos und spülte am Ende dennoch nur knapp 230.000 Dollar in die weltweiten Kinokassen. Auch in Deutschland ging für das an Michael Hanekes famoses Drama „Liebe“ erinnernde Highlight gnadenlos unter – zu Unrecht. Bleibt zu hoffen, dass „Vortex“ nun wenigstens im Heimkino die Liebe erfährt, die er verdient.

    So unaufgeregt Noé seine Geschichte auf den ersten Blick auch erzählen mag – immer wieder kommt es zu minutenlangen Beobachtungen des Alltags der Hauptfiguren, in denen kein einziges Wort gesprochen wird –, so konsequent zieht er seine Vision am Ende durch: So wird etwa der Bildausschnitt, genauso wie das gemeinsame Leben von Lui und Elle, gleich zu Beginn geteilt. Denn auch wenn die beiden nach wie vor gemeinsam in ihrer Wohnung leben, sind sie von nun an auf sich allein gestellt. Daran kann auch ihr Sohn nichts ändern, auch wenn er sichtlich bemüht ist, seinen Eltern einen möglichst angenehmen Lebensabend zu bescheren.

    Die FILMSTARTS-Kritik zu "Vortex"

    Die großen Stärken von „Vortex“ (neben Noés nuancierter Inszenierung) liegen dabei auf der Hand: Drehbuch und Cast. Während der erste Akt noch gemächlich daherkommt, bringt spätestens Stéphanes erster Auftritt Schwung und nicht zuletzt auch große Emotionen in das Szenario. Vor allem das jüngere Publikum nimmt alsbald Stéphanes Sicht auf die Dinge ein, fühlt, was er fühlt – und denkt dabei zwangsläufig daran, wie es womöglich mit den eigenen Eltern war oder irgendwann noch sein könnte. Denn das ist ungemein authentisch, aufwühlend sowie schonungslos ehrlich gespielt und geschrieben. Ja, streckenweise könnte man fast meinen, bei „Vortex“ handle es sich um einen Dokumentarfilm.

    Gaspar Noé beschönigt nicht (Das würde auch so gar nicht zu ihm passen!), verzichtet gleichzeitig aber auch auf eine Überdramatisierung und Verkitschung, an der derartige Stoffe aus Hollywood oftmals leiden. „Vortex“ ist nicht mehr und nicht weniger als eine erschütternd-ehrliche, reflektierte Aufarbeitung eines gesellschaftlichen Tabuthemas, das genau das überhaupt nicht sein sollte. Denn der Tod gehört zum Leben nun mal dazu.

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