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    Heute im TV: Diese grandiose Stephen-King-Verfilmung ist viel zu unbekannt – dabei geht der Film so richtig unter die Haut!
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Pascal liebt das Kino von „Vertigo“ bis „Daniel, der Zauberer“. Allergisch reagiert er allerdings auf Jump Scares, Popcornraschler und den Irrglauben, „Joker“ wäre gelungen.

    Für „Misery“ hat Kathy Bates einen Oscar gewinnen können. Genauso grandios ist die Schauspielerin aber auch in einer anderen Stephen-King-Verfilmung: „Dolores“. Das zutiefst bewegende Drama läuft am heutigen Freitag im Free-TV.

    +++ Meinung +++

    Den Namen Stephen King verbindet man in erster Linie mit dem puren Horror. Seine Romane „ES“, „Friedhof der Kuscheltiere“ oder „Shining“, die auch allesamt erfolgreich verfilmt wurden, sind in Wahrheit aber nicht einfach nur gruselig. Stattdessen benutzt der weltberühmte Schriftsteller den oftmals übernatürlichen Schrecken als Metapher, um von tief sitzenden Traumata zu erzählen. Viele Kritiker*innen warfen King deswegen auch gerne einen Hang zur Vulgärpsychologie vor.

    Stephen King schreibt aber nicht nur Horror-Geschichten, sondern auch klassische Dramen, die dann eben doch wieder unter Beweis stellen, dass der sogenannte Master Of Horror auch jede Menge zwischenmenschliches Feingefühl mitbringt. Ein Paradebeispiel dafür ist sein Roman „Dolores“, der von einer ungemein emotionalen Komplexität lebt. Dass die gleichnamige Adaption, die am heutigen 18. November 2022 um 20.15 Uhr auf Tele 5 ausgestrahlt wird, der Vorlage tatsächlich auch gerecht wird, ist die wahre Sensation. Umso tragischer, dass der Film vergleichsweise unbekannt ist.

    Einschalten lohnt sich heute aber aus mehreren Gründen. Nicht nur, weil „Dolores“ ein absolutes Must-See ist und unterstreicht, wie vielfältig das Schaffen von Stephen King ist (und wie gut Stephen-King-Adaptionen sein können). Das Drama von Taylor Hackford ist auf DVD auch weitestgehend vergriffen und auf Blu-ray in Deutschland bislang noch nicht erscheinen. Falls ihr keine 3,99 Euro bei Amazon Prime Video für die VoD-Version ausgeben wollt, solltet ihr heute Abend noch dringender Tele 5 einschalten.

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    Darum geht's in "Dolores"

    Als die altersschwache, demente, herrische und recht vermögende Vera Donovan (Judy Parfitt) scheinbar bei einem Treppensturz ums Leben kommt, ruft dies den hartnäckigen Polizisten Mackey (Christopher Plummer) auf den Plan. Dieser ist überzeugt davon, dass es sich hier um einen perfiden Mord handelt, ausgeführt von Veras Haushälterin Dolores Claiborne (Kathy Bates). Schon ihr Ehemann ist unter ähnlich merkwürdigen Umständen vor zwei Jahrzehnten ums Leben gekommen.

    Da Dolores Veras gesamtes Vermögen geerbt hat, ist Mackey fest davon überzeugt, dass es sich hier um einen Erbschaftsbetrug handelt. Als die Meldung die Runde macht, reist Dolores’ Tochter Selena (Jennifer Jason Leigh) widerwillig zurück in ihre Heimatstadt, um ihre Mutter zu unterstützen. Nach und nach beginnen die sehr unterschiedlichen Frauen sich anzunähern und je mehr Dolores Selena über ihr Leben erzählt, desto klarer wird das Bild einer Frau, die ihren ganz eigenen Weg gegangen ist, weil sie keine andere Wahl hatte...

    Zutiefst bewegend und grandios gespielt

    Wer sich erhofft, dass es in „Dolores“ vielleicht doch noch einen übernatürlichen Überbau gibt, der dürfte enttäuscht werden: Taylor Hackford („Blood In Blood Out“, „Ray“) und Drehbuchautor Tony Gilroy („Andor“) erzählen ein klassisches Drama, das in den Grundzügen an psychologisch-versiertes Arthaus-Kino erinnert. Natürlich ist „Dolores“ deutlich massentauglicher, doch die Konzentration liegt auf dem Innenleben der Charaktere, deren Ängste, Verletzungen und Dämonen der Vergangenheit behutsam und entschleunigt offengelegt werden.

    Dass „Dolores“ so ungemein bewegt, liegt in erster Linie aber an hervorragenden schauspielerischen Leistungen. Kathy Bates, die hier nach „Misery“ erneut in einer Stephen-King-Adaption die Hauptrolle übernommen, in diesem Fall aber nicht einmal eine Oscarnominierung erhalten hat (was einem kleinen Skandal gleichkommt), brilliert durch ihr gleichermaßen subtiles und doch ungemein kraftvolles Spiel. Ihr Porträt einer Frau, die Opfer bringen musste, um sich im Leben zu behaupten, ist schlicht einnehmend. Gleiches gilt auch für Jennifer Jason Leigh. Ihre fragile Zurückgenommenheit, die nach und nach aufbricht, sorgt im Verlauf der Handlung sogar für die emotionalen Höhepunkte des Films.

    Heimkino-Tipp: Stephen-King-Horrorfilm erscheint nach über 30 (!) Jahren zum ersten Mal komplett ungekürzt

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