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    TV-Tipp: Ein "Herr der Ringe"- & ein MCU-Star im "Besten Film 2018" – der eine große Kontroverse auslöste
    Benjamin Hecht
    Benjamin Hecht
    -Redakteur
    Weil Hayao Miyazaki ihn träumen lässt, Sergio Leone ihm den Schweiß auf die Stirn treibt und Stanley Kubrick seinen Grips fordert: Dafür liebt Benjamin das Kino!

    „Green Book“ hat bei den Oscars den Preis als „Bester Film 2018“ gewonnen. Die Auszeichnung des Roadmovies mit Viggo Mortensen und Mahershala Ali löste eine große Kontroverse aus. Wir empfehlen ihn euch zur heutigen TV-Ausstrahlung dennoch.

    Am heutigen 17. April 2023 läuft „Green Book - Eine besondere Freundschaft“ um 23.10 Uhr ohne Werbeunterbrechung im MDR (alternativ ist der Film aktuell aber auch im Netflix-Abo verfügbar). Falls ihr nach einem gut bekömmlichen Film sucht, um euren Abend geschmeidig ausklingen zu lassen, dann ist der Roadmovie mit „Herr der Ringe“-Star Viggo Mortensen und Mahershala Ali, der demnächst als Antiheld Blade im MCU zu sehen sein wird, auf jeden Fall einen Blick wert – auch wenn sein damaliger Sieg als „Bester Film 2018“ bei den Oscars von einer großen Kontroverse begleitet war (dazu weiter unten mehr).

    Darum geht es in "Green Book"

    Der ungebildete Italo-Amerikaner Tony Lip (Viggo Mortensen) hat im Jahr 1962 gerade seine Stelle als Türsteher verloren, als er ein neues Jobangebot bekommt. Als Chauffeur soll er den Schwarzen Starpianisten Dr. Don Shirley (bekam seinen zweiten Oscar für die Rolle: Mahershala Ali) für eine Konzerttournee sicher durch den von Rassismus geprägten Süden der USA kutschieren. Das Problem: Tony Lip ist selbst Rassist und nimmt den Auftrag nur sehr widerwillig an, weil er seine Familie ernähren muss.

    Die Beziehung der beiden Reisenden ist somit zunächst sehr angespannt, nicht nur aufgrund ihrer Hautfarben, sondern auch wegen des unterschiedlichen Bildungsniveaus. Trotz ihrer verschiedenen Hintergründe sprechen Tony und Dr. Shirley bei ihren langen Fahrten über alle möglichen Themen und bauen ihre gegenseitigen Vorurteile mit der Zeit ab. Eine Freundschaft keimt auf, die jedoch bald von der harten, gewalttätigen und rassistischen Realität überschattet wird, mit der die beiden auf ihrer Reise konfrontiert werden.

    Ein Feel-Good-Movie trotz heftiger Thematik

    Obwohl Peter Farrelly mit „Green Book“ ein eher stimmungsdrückendes Thema behandelt, schafft es der für seine Komödien wie „Verrückt nach Mary“ und „Dumm und dümmer“ bekannte Regisseur, „seinem Publikum ebenso berührende wie kurzweilige Oldschool-Wohlfühlkino-Unterhaltung zu bieten“, wie es im Fazit unserer Kritik zu „Green Book“ heißt. Besonders herausragend ist zudem das Schauspiel von Viggo Mortensen und Mahershala Ali, die den ganzen Film auf ihren Schultern tragen.

    Nachdem "Green Book" bester Film wurde: Spike Lee rastet aus und im Netz wird wild diskutiert

    Klar gibt es auch den ein oder anderen Moment, an dem man schon tief schlucken muss, etwa wenn Dr. Shirley in einer Südstaaten-Bar auf gewaltbereite Rednecks trifft oder er nicht mal im selben Raum mit den reichen Schnöseln essen darf, für die er als Pianist angeheuert wurde.

    Doch selbst in den Momenten, in denen der Rassismus seine hässliche Fratze zeigt, sorgt die freundschaftliche, wenn auch nicht immer ganz einfache Beziehung zwischen Tony und Dr. Shirley für den nötigen Hoffnungsschimmer und vermittelt, dass sich selbst die größten Unterschiede zwischen Menschen irgendwie überwinden lassen. Somit ist „Green Book“ durchaus auch für einen gefühlvollen Weihnachtsabend geeignet.

    Allerdings gibt es auch viele Stimmen, die das nicht so sehen...

    Die große "Green Book"-Kontroverse

    Als „Green Book“ bei der Oscar-Verleihung 2019 den Preis für den „Besten Film“ und das „Beste Drehbuch“ gewann, war der Aufschrei groß. 

    Im Jahr 2015 hatte der Hashtag #OscarsSoWhite auf die mangelhafte Repräsentation von Minderheiten in der Academy aufmerksam gemacht und mehr Diversität gefordert. Zwar zeigte das vier Jahr später bereits Früchte („Black Panther“ und „BlacKkKlansman“ waren als „Bester Film“ nominiert und mit Mahershala Ali sowie Regina King gab es zwei Schwarze Sieger*innen in den Schauspiel-Kategorien), doch der Hauptpreis ging mal wieder ausschließlich an weiße Produzenten – und das ausgerechnet für einen Film, der Rassismus auf eine umstrittene Art und Weise thematisiert.

    Denn auch wenn „Green Book“ grundsätzlich eine antirassistische Botschaft zu vermitteln versucht, so stand die weiße Perspektive, aus der die Geschichte erzählt wird, in der Kritik. So sei es am Ende mal wieder ein White Savior (auf Deutsch: weißer Retter), der einen Schwarzen aus einer Notlage rette und so das Bild vermittle, dass sich Afroamerikaner nicht selbst zu helfen wüssten.

    Außerdem wurde die angebliche wahre Geschichte, auf der „Green Book“ basiert, stark angezweifelt. Die Familie des verstorbenen Don Shirley meldete sich sogar zu Wort und kritisierte, dass keine Freundschaft zwischen dem Pianisten und seinem Fahrer (dem Vater des Drehbuchautors Nick Vallelonga) existierte. Shirleys Bruder Maurice bezeichnete die Geschichte von „Green Book“ gar als „Symphonie der Lügen“. Die Liste an Anschuldigungen ist lang und wir haben sie bereits im Vorfeld der damaligen Oscar-Verleihung in einem ausführlichen Artikel zusammengefasst:

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    Trotz des faden Beigeschmacks, den „Green Book“ aufgrund der Kontroverse erhält, bleibt unsere Empfehlung bestehen. Ob wahre Geschichte oder nicht: Wir halten den Oscar-Gewinner für einen starken Roadmovie mit zwei grandiosen Hauptdarstellern – auch wenn er, wenn es nach uns gegangen wäre, sicher nicht die Auszeichnung als „Bester Film 2018“ bekommen hätte.

    Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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