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    Neu im Heimkino: Achtung, dieser 90er-Kultfilm schlägt richtig auf den Magen – auch heute noch!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Bevor Jean-Pierre Jeunet uns in „Die fabelhafte Welt der Amélie“ entführte, hat er uns mit seinen „Delicatessen“ den Appetit verdorben. Diese skurrile Kannibalismus-Komödie bringt selbst fleischverliebte Gaumen zum Zweifeln – jetzt erstmals in 4K!

    Der Genuss von Menschenfleisch ist ein zeitloses Thema in Literatur, Film und Fernsehen. Nicht nur, weil Hannibal Lecter in allen drei Medien große Erfolge feierte, sondern auch, weil sich Kannibalismus hervorragend für grotesken und tiefschwarzen Humor eignet. Das beweisen Kultfilme wie Anders Thomas Jensens „Dänische Delikatessen“ oder eben die schräge 90er-Komödie „Delicatessen“.

    Inszeniert von Marc Caro und „Die fabelhafte Welt der Amélie“-Macher Jean-Pierre Jeunet erschafft diese Groteske eine absonderliche, surreale Welt, die teils das Herz höher schlagen lässt und dann wieder auf den Magen schlägt. Nun zeigen sich ihre verschrobenen Details besser denn je im Heimkino: „Delicatessen“ gibt es ab sofort nämlich erstmals auf 4K-Blu-ray:

    Parallel zum 4K-Debüt von „Delicatessen“ sind auch digital überarbeitete Neuauflagen auf Blu-ray* und DVD* erschienen, die auf dem neuen 4K-Master der pechschwarzen Komödie mit dystopischer Optik.

    "Delicatessen": Die fabelhafte Fleischerei des Jeunet

    Frankreich zu geradezu grotesken Krisenzeiten: Die Lebensmittel sind knapp, die Häuser marode und die Mägen knurren. Aber Metzger und Hausbesitzer Clapet (Jean-Claude Dreyfus) hat eine Idee, wie er seine Theke füllen und die Bewohner seines Hauses zufrieden stellen kann: Er gibt regelmäßig ein Inserat für einen Hausmeisterjob auf und führt die Bewerber wenig später zur Schlachtbank.

    Sein wohl nächstes Opfer: Der arbeitslos gewordene Clown Louison (Dominique Pinon). Der verliebt sich aber in Julie (Marie-Laure Dougnac), die Tochter des Metzgers. Kann eine vegetarische Untergrundbewegung Louisons Leben retten und, viel wichtiger, somit auch Julies Liebesleben?!

    Überbordend vor Details und tief in eine Ästhetik getaucht, die schräg, verträumt und ekelhaft zugleich ist: „Delicatessen“ ist eine pervertierte Augenweide mit einem Stilwillen irgendwo zwischen den 1940ern, den 1950ern und fauligen Zukunftsvisionen. Diese Zerrissenheit setzt sich in der Handlung fort: Selbstredend gibt es in „Delicatessen“ schwer verdauliche Momente und Scherze, die insbesondere jenen auf den Magen schlagen dürften, die noch nicht vegan oder zumindest vegetarisch leben. Kannibalismus-Humor halt.

    Doch Fleischeslust hat bekanntlich mehrere Bedeutungen, und wenn es in „Delicatessen“ nicht gerade um verwurstete Menschen geht, schwärmen Caro und Jeunet auf kreativ-zuckrige Art von der Liebe. Ein Vorgeschmack auf Amélie, wenn man so will.

    Es sei denn, das Herzflattern wird gerade zur Nebensache und zwei Liebestolle lassen die Bettfedern quietschen und geben somit den Takt vor für einen lüstern-albernen Gesamtblick auf die Geschehnisse im verfallen-retrofuturistischen Fabel-Albtraumhaus. Dann verfliegt der Hauch von Amélie rasch, und Aromen französischer Laszivität werden wach. Konterkariert werden solch lüstern-lebhafte Szenen von pikanten Verweisen auf die Zeiten, zu denen sich Frankreich dem Faschismus stellen musste.

    Mit solchen gewagten, aber vehement durchgezogenen Sprüngen in Sachen Thematik, Tonalität und Temperament werden die Regisseure ihrem Titel vollauf gerecht. Denn wie so manche Delikatesse ist auch „Delicatessen“ nichts für den Allerweltsgaumen – verzückt in seiner konsequenten, komplexen Eigenheit aber umso mehr diejenigen, deren Geschmack bereit ist für solch eine Spezialität.

    Einzigartiger 90er-Kultfilm kehrt ins Heimkino zurück: Rache-Thriller trifft Gangster-Drama & Samurai-Film – erstmals in 4K!

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