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    Zum ersten Mal auf Blu-ray: Ausgerechnet dieser richtig schöne Erfolgsfilm sorgte für Skandale
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Eine zärtliche Jugendgeschichte über gemeinsame Verachtung für den langweiligen Heimatort und die erste, große Liebe: „Fucking Åmål“ hat sich aus gutem Grund in den Kanon queerer Coming-Of-Age-Filme gearbeitet. Doch der Filmtitel eckte ordentlich an!

    Zwei Schülerinnen werden durch eine Gemeinsamkeit zusammengeschweißt: Ihre Persönlichkeiten und Interessen sind unterschiedlich – aber sie verachten ihr verschlafenes Heimatkaff! Bereits diese Ausgangslage sorgte dafür, dass „Raus aus Åmål“ in Nordeuropa zum Überraschungserfolg wurde und sich weit über diese Region hinaus via VHS und DVD zum Top-Geheimtipp unter Dorf-Teenies mit erlesenem Filmgeschmack wandelte.

    Obendrein wurde der Film in den Kanon queerer Must-Sees aufgenommen. Schließlich dreht er sich um Schülerinnen, über die das Gerücht kursiert, sie seien lesbisch – woraufhin sie sich mit der Frage auseinandersetzen, ob ihr Umfeld sie besser kennt als sie sich selbst. Trotz seines Prestiges macht der Film erst jetzt bei uns den Sprung in die HD-Ära – und das unter seinem Originaltitel: Seit dieser Woche ist „Fucking Åmål“ erstmals auf Blu-ray verfügbar – aber streng limitiert auf nur 1.000 Exemplare!

    Die Blu-ray enthält Interviews mit der Hauptdarstellerin sowie mit dem Regisseur, zudem liegt ihr ein Essay bei. Falls ihr weniger haptisch veranlagt seid, findet ihr „Fucking Åmål“ als VOD bei Amazon Prime Video*.

    "Fucking Åmål": Nix wie raus aus dem Mief!

    In der schwedischen Kleinstadt Åmål passiert kaum was. Für die selbstbewusste, 14-jährige Rebellin Elin (Alexandra Dahlström) ist das der reinste Albtraum! Sie will fix raus aus Åmål – und liegt daher mit Außenseiterin Agnes (Rebecka Liljeberg) exakt auf einer Wellenlänge. Eines Tages verändert sich allerdings die Dynamik zwischen ihnen: Als Mutprobe drückt Elin Agnes einen Kuss auf. Daraufhin werden sie zum Schul-Gesprächsthema Nummer eins – und müssen sich ihrem Gefühlschaos stellen.

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    Egal, ob man sich mit dem Frust über eine ätzende Heimatstadt, der Frage nach dem Coming Out, dem steinigen Weg zur ersten ernsten Beziehung oder sogar allem zusammen identifizieren kann: Regisseur und Autor Lukas Moodysson kreiert mit „Fucking Åmål“ ein bittersüßes, zärtlich-schönes Destillat aus Jugenderfahrungen. Dabei versucht er gar nicht erst, um archetypische Situationen herum zu tänzeln.

    Denn so sehr man sich dafür schämen mag – als Teenie macht man kitschige Dinge wie aus einem Film! Von übergroßen Gesten, um auszudrücken, wie genervt man ist, über das schwärmende Anstarren schöner Fotos, bis hin zum Anhören abgegriffener Songs, während man denkt, eine einzigartige Erfahrung durchzumachen.

    Moodysson gelingt es, diese Alltäglichkeit einzelner Handlungen und Aussagen nicht auf den Film in seiner Gesamtheit abfärben zu lassen: In ungeschliffenen Bildern und unbändig-jugendliche Spontanität vermittelnden, szenischen Momentaufnahmen schafft er eine emotional komplexe, pubertär-ehrliche Filmerfahrung, die archetypische Augenblicke zeigt, selbst aber keinesfalls beliebig ist.

    „Fucking Åmål“ ist bitter gegenüber Langeweile und Lästereien. Platzt vor Optimismus darüber, dass das Leben noch viel zu bieten hat. Ist hoch romantisch. Und ist garniert mit aus dem Alltag gegriffenem, sprödem Humor. Das ist selbstredend auch den zentralen Darstellerinnen zu verdanken, die aufspielen, als würden sie ihre Rollen leben!

    Ein Titel, der aneckt

    Umso alberner, dass dieser trotz harscher Momente so schöne Jugendfilm in sogleich zwei Ländern für Tumult sorgte: In den USA sorgte der Titel aufgrund seiner Vulgarität für Ärger. Erst weigerten sich Branchenblätter, im Zuge der „Fucking Åmål“-Oscar-Kampagne Anzeigen abzudrucken, dann bettelte der US-Verleih Moodysson an, einen Alternativtitel abzusegnen.

    Somit wurde „Fucking Åmål“ in den Staaten als „Show Me Love“ bekannt, woraufhin auch in anderen Ländern mildere Titel gewählt wurden. In Schweden wiederum zog „Fucking Åmål“ eine Politkontroverse nach sich, da man in Åmål mit der negativen Darstellung des Filmschauplatzes (der nicht einmal als Drehort herhielt) unglücklich war.

    Obwohl man versuchte, Druck auf die Filmschaffenden und das verantwortliche Studio zu erzeugen, blieb es bei einem Sturm im Wasserglas: Nachdem „Fucking Åmål“ zum Kassenschlager wurde, rief man in Åmål mit dem „Fucking Åmål Festival“ ein jährliches Musikevent ins Leben.

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