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    Kameralegende Christopher Doyle lästert über "Life Of Pi", Spielberg, Tarantino und die Oscar-Academy

    Christopher Doyle gilt für viele Cinephile als einer der größten Kameramänner der Filmgeschichte – bekannt vor allem durch seine zahlreichen Zusammenarbeiten mit Wong Kar-wai. Mit seinen neuesten Aussagen dürfte er sich aber nicht nur Freunde machen, wurde er doch sehr deutlich wie wenig er von dem mit dem Oscar für die beste Kamera bedachten "Life Of Pi", den Regisseuren Tarantino und Spielberg und der Oscar-Academy im Allgemeinen hält.

    In einem Interview mit der Kunstplattform Blouin machte Christopher Doyle deutlich, dass er rein gar nichts von dem Oscargewinn für "Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger" in der Kategorie Beste Kamera hält. Startete er seine Beleidigungsarie noch mit den Worten, er versuche dies nun nett zu sagen und wolle keinesfalls Kameramann Claudio Miranda, den er nicht kenne, angreifen, aber was für eine Scheiße ("what a total fucking piece of shit") sei denn diese Auszeichnung für die Beste Kamera: 97 Prozent des Films seien gar nicht unter der Kontrolle des Kameramanns gewesen. Warum zur Hölle reden die Menschen hier noch von Kameraarbeit, fragte er anschließend provokant. Die Auszeichnung sei eine Beleidigung für die Kameraarbeit ("it’s a fucking insult to cinematography."), schloss er ab.

    Einmal in Rage geredet, war Doyle nicht mehr zu stoppen. Von der Academy könne man auch nichts anderes erwarten. Die Leute seien im Durchschnitt 65 Jahre alt. Die hätten nicht einmal eine Idee, was Kameraarbeit sei. Kollege Miranda hätte seiner Meinung nach den Oscar ablehnen soll, der eine Auszeichnung an die Techniker und die Produzenten gewesen sei, nicht an den Kameramann. Hätte jemand seine Bilder so in der Post-Produktion manipuliert, wäre er nicht einmal bei einer Preisverleihung erscheinen.

    Trotzdem könne er die Entscheidung zu einem gewissen Grade verstehen, denn wir leben nun mal in einer Welt voller Verrückter. Die Menschen seien am Ende ("fucked up") und verloren. Sie retten die Banker, unterstützen die Reichen immer weiter und halten Spielberg und Tarantino für die Götter des Kinos, so Doyle.

    Einmal auf andere Regisseure geschwenkt, erweitere er seine Rageattacke gleich auch noch auf Spielbergs "Lincoln". Die ersten drei Minuten des Films seien die abscheulichsten drei Minuten eines Films, die er je gesehen habe. "Lincoln" habe so gar nichts mit der realen Welt zu tun

    Christopher Doyle war lange Zeit der Stammkameramann von Wong Kar-Wai, fotografierte unter anderem "Chungking Express", "In The Mood For Love" sowie "Hero" von Zhang Yimou. Zu den amerikanischen Arbeiten des meist in Asien und Europa tätigen Kameramanns gehören "Das Mädchen aus dem Wasser" von M. Night Shyamalan und "Psycho" von Gus Van Sant.

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