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    Deutscher Filmpreis: "Oh Boy" sticht großen Favoriten "Cloud Atlas" aus

    An den weltweiten Kinokassen blieb die deutsche Co-Produktion "Cloud Atlas" trotz bombastischer Schauwerte hinter den Erwartungen zurück. Immerhin galt das wenigstens in Deutschland erfolgreiche Großprojekt bis gestern als heißer Anwärter auf den deutschen Filmpreis. Doch die Hoffnungen wurden enttäuscht. Stattdessen war das überragend charmante Drama "Oh Boy" von Jan Ole Gerster Abräumer des Abends.

    Mit über 100 Millionen Dollar ist "Cloud Atlas" von Tom Tykwer und Lana & Andy Wachowski die mit Abstand kostspieligste Produktion der deutschen Filmgeschichte. Die Mitglieder der Deutschen Filmakademie zeigte sich jedoch nur in den technischen Kategorien beeindruckt. Denn statt des Favoriten räumte am gestrigen Freitagabend in Berlin Regisseur Jan Ole Gerster mit seinem superben Debüt "Oh Boy" die künstlerisch wichtigsten Lola-Trophäen ab. Das melancholische Drama um einen Studienabbrecher in Berlin konnte die Auszeichnungen als bester deutscher Spielfilm sowie für die beste Regie, bestes Drehbuch und beste Filmmusik auf sich vereinen. Darüber hinaus wurde Tom Schilling als bester männlicher Haupt- und Michael Gwisdek als bester Nebendarsteller geehrt. Ein Triumph.

    Leer ging aber auch "Cloud Atlas" nicht aus. Von den neun Nominierungen konnte das komplexe Sci-Fi-Drama satte fünf einheimsen, wenn auch in größtenteils technischen Kategorien, u.a. beste Kamera, beste Kostüme und bester Schnitt. Über den Zuschauerpreis durfte sich Matthias Schweighöfer für seine Komödie "Schlussmacher" freuen.  

    Barbara Sukowa nahm für ihre Darstellung in "Hannah Arendt" die Lola als beste Hauptdarstellerin mit nach Hause. Es ist bereits der dritte Deutsche Filmpreis für die 63-Jährige nach 1982 und 1986. Auch damals war Sukowa für ihre Verkörperung einer bedeutenden deutschen Denkerin (in "Rosa Luxemburg") ausgezeichnet worden. Zur besten Nebendarstellerin wurde Christine Schorn für ihre Leistung in "Das Leben ist nichts für Feiglinge" gekürt.

    Die Ehren-Lola für sein Lebenswerk nahm die deutsche Regielegende Werner Herzog sichtlich gerührt entgegen. Der 70-Jährige, eigens aus seiner amerikanischen Wahlheimat angereist, wurde mit minutenlangen Ovationen bedacht.

    Hier nun die Preisträger in der Übersicht

    • Bester Spielfilm: "Oh Boy"

    • Bester Kinderfilm: "Kaddisch für einen Freund"
    • Beste Dokumentation: "More than Honey"
    • Beste Regie: Jan Ole Gerster ("Oh Boy")
    • Bestes Drehbuch: Jan Ole Gerster ("Oh Boy")
    • Bester Hauptdarsteller: Tom Schilling ("Oh Boy")
    • Beste Hauptdarstellerin: Barbara Sukowa ("Hannah Arendt")
    • Bester Nebendarsteller: Michael Gwisdek ("Oh Boy")
    • Beste Nebendarstellerin: Christine Schorn ("Das Leben ist nichts für Feiglinge")
    • Beste Kamera/Bildgestaltung: Frank Griebe, John Toll ("Cloud Atlas")
    • Bester Schnitt: Alexander Berner ("Cloud Atlas")
    • Bestes Szenenbild: Uli Hanisch, Hugh Bateup ("Cloud Atlas")
    • Bestes Kostümbild: Kym Barrett, Pierre-Yves Gayraud ("Cloud Atlas")
    • Bestes Maskenbild: Daniel Parker, Jeremy Woodhead ("Cloud Atlas")
    • Beste Tongestaltung: Christian Bischoff, Uve Haussig, Johannes Konecny ("Die Wand")

    • Beste Filmmusik: The Major Minors, Cherilyn MacNeil ("Oh Boy")
    • Zuschauerpreis: "Schlussmacher"

    Der Deutsche Filmpreis wird seit 1951 vergeben und ist der höchstdotierte Kulturpreis hierzulande. Die Deutsche Filmakademie als Ausrichter entscheidet über die Verteilung von fast drei Millionen Euro an staatlicher Filmförderung des Bundes.

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