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    Sammelklage von Raubkopierern setzt Warner unter Druck

    Ein amerikanischer Raubkopierer legt sich mit einem der sechstgrößten Filmunternehmen der USA an und verklagt Warner Bros. und die Urheberrechtsfirma Rightscorp nach monatelangem Telefonterror wegen Gesetzesmissbrauchs.

    Warner Bros.

    Der erste Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten verspricht unter anderem das Recht auf Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Pressefreiheit und das Petitionsrecht – aber wie sieht es aus mit dem Recht, Raubkopierer jagen zu dürfen? Diese Frage stellt sich gerade Amerikas sechstgrößtes Filmunternehmen Warner Bros.. Vor zwei Jahren engagierte Warner die Urheberrechtsschutzfirma Rightscorp, die für das Unternehmen Internetnutzer ausfindig machte und Vergleichsangebote an die vermeintlichen Raubkopierer versendete. Doch die geplante Abschreckungsstrategie ging letztendlich nach hinten los. In einer Sammelklage gegen Rightscorp, Warner Bros. und BMG Rights Management wird den Unternehmen ein Missbrauch der Gesetzesgrundlage durch das Ermitteln der Personendaten von IP-Adressen vorgeworfen. Dies berichtet u. a. The Hollywood Reporter. Hauptkläger John Blaha schrieb in seiner Klage vom März 2015, dass Rightscorp seine Kontaktdaten durch eine Vorladung seines Internetanbieters erwirkte, um ihm anschließend ein Vergleichsangebot zuzusenden.

    Doch das eigentlich Brisante an Blahas Ausführung folgt erst noch. Angeblich erhielt er wiederholt automatisierte "Roboter"-Anrufe, die ihm mit Beweisen für seine Verletzung der Urheberrechte von Rightscorp-Klienten drohten. Später folgten für ungefähr zwei Monate täglich Anrufe von Inkassounternehmen und SMS von Rightscorp auf Blahas Mobiltelefon. Blaha und andere Kläger beschuldigen nun Rightscorp, durch automatisierte Anrufe gegen den "Telephone Consumer Protection Act" verstoßen zu haben. Die Klage geht davon aus, dass auch Auftraggeber wie Warner und BMG für die unrechtmäßige Ausführung der Gesetze zum sogenannten "DMCA" (Digital Millennium Copyright Act) Verantwortung tragen.

    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. In einem Versuch, die Missbrauchsklage zu stoppen, streben Rightscorp und Warner nun ein Anti-SLAPP (Strategic Lawsuits Against Public Participation)-Statut wegen Rufschädigung an. Normalerweise finden sich mächtige Firmen wie Warner eher auf der Seite der SLAPP-Unterstützer. Rightscorp versichert, bei der Internetdatenermittlung wegen Produktpiraterie von Filmen wie "Die Verurteilten", "Gravity" and "Der Herr der Ringe - Die Gefährten" nur nach gutem Gewissen gehandelt zu haben. Zudem wies die Firma auf faire Vergleichsangebote von lediglich 20 US-Dollar pro Rechtsverletzung hin. Rightscorp wendete ähnliche Telefonterrormethoden auf der Jagd nach undichten Stellen auch bei Marvels "The Avengers 2: Age of Ultron", Disneys "Star Wars: Das Erwachen der Macht" und AMCs "The Walking Dead" an.

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