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    Der FILMSTARTS-Familientipp zum Wochenende: "Es war einmal... das Leben"

    In seiner 14-täglichen FILMSTARTS-Kolumne macht Rochus Wolff Vorschläge für den nächsten Familien-Filmabend - und zwar nicht nur aus der Perspektive eines Filmkritikers, sondern vor allem auch mit seiner Erfahrung als zweifacher Familienvater.

    Studio Hamburg Enterprises

    Die Nostalgie der heldenhaften Blutkörperchen

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    Ich zeige meinen Kindern am liebsten Filme und Serien, die ich selbst früher gerne geschaut habe – manchmal ist die Erinnerung sehr konkret, in anderen Fällen eher vage und sehnsüchtig. So war es auch bei „Es war einmal... das Leben“, einer Serie, von der ich wahrscheinlich nur wenige Folgen tatsächlich als Kind gesehen habe, denn gerade in diesem Fall ist es nicht ganz einfach, sich präzise zu erinnern: Immerhin war es das Prinzip der Sendereihe „Es war einmal...“, die immer selben Protagonisten Maestro, Pierre, Psi und wie sie alle heißen in unterschiedlichen Erscheinungsformen auftauchen zu lassen – sei es als historische Personen in „Es war einmal… der Mensch“ oder wie hier eben als Bestandteile des menschlichen Körpers.

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    „Es war einmal... das Leben“ ist – auch wenn es wenig sexy klingt - internationales Bildungsfernsehen: Hergestellt in Frankreich und Japan, koproduziert von Fernsehsendern aus zahlreichen europäischen Länder und aus Kanada. Und tatsächlich erweist sich die Serie als universell: Der Zeichner Albert Barillé vermenschlicht die kleinsten Teile unseres Körpers und beschreibt ihre Aufgaben als Teil eines großen gesellschaftlichen Ganzen. Die weißen Blutkörperchen sind die heldenhafte Polizisten, die roten Blutkörperchen laufen mit kleine Luftblasen auf dem Rücken immerzu fleißig durch den Körper – „Sauerstoffträger“ ist so in meiner Familie schon zum festen Ausdruck geworden.

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    Jede Folge beschäftigt sich mit einem anderen Teil des Körpers – Blut, Lunge, Skelett. Auch wenn dabei Begriffe wie RNA, DNA, Ribosomen oder Mitochondrien fallen, ist die Serie wissenschaftlich nicht hundertprozentig präzise. Stattdessen wird vieles kindgerecht vereinfacht gezeigt, wobei es da durchaus – man verzeihe mir das Wortspiel – schnell ans Eingemachte geht: Schon in der vierten Folge (übers Knochenmark) wird ausführlich auch Leukämie thematisiert. Zwei Folgen zuvor geht es um die Fortpflanzung - und selbst wenn natürlich Details ausgespart werden, wird man aufmerksam-interessierten Kindern nach fast jeder Folge eine Reihe von Nachfragen beantworten müssen. Es empfiehlt sich also, auch als Elternteil selbst mit am Ball zu bleiben.

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    Am Synthie-Pop-Soundtrack merkt man am deutlichsten, dass „Es war einmal... das Leben“ ein Kind seiner Zeit ist. Aber auch der Erzähler und die Dialoge weisen ein paar Eigenheiten der 1980er Jahre auf – etwa gelegentliche anzügliche Bemerkung gegenüber weiblichen Figuren. Wenn man über diese hinwegsieht, bekommt man dafür ein unterhaltsames, ziemlich weitreichendes Kompendium über den menschlichen Körper geliefert, das von Studio Hamburg Enterprises jetzt digital überarbeitet in einer DVD-Komplettbox neu aufgelegt wurde. Ich selbst war übrigens, nachdem ich mir die ersten Folgen erst noch einmal allein angesehen hatte, zunächst ziemlich skeptisch, ob meine Kinder die Serie heutzutage nicht eher langweilig finden würden. Aber ganz im Gegenteil: Schon nach zwei Folgen wurde „Es war einmal... das Leben“ für cool erklärt und jetzt wollen die Kinder unbedingt noch mehr sehen. Zum Beispiel „etwas über die Muskeln“. Ein bisschen wird es aber noch dauern, bis wir gemeinsam zu Folge 20 kommen.

    Rochus Wolff, Jahrgang 1973, ist freier Journalist und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern im Grundschulalter in Berlin. Sein Arbeitsschwerpunkt ist der Kinder- und Jugendfilm; seit Januar 2013 hält er in dem von ihm gegründeten Kinderfilmblog nach dem schönen, guten und wahren Kinderkino Ausschau.

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