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    Einspielzahlen manipuliert? Betrugsvorwürfe gegen chinesische Regierung und "Terminator: Genisys"-Konkurrent

    Wie weit können wir den Einspielergebnissen trauen, die aus China gemeldet werden? Nach schweren Betrugsvorwürfen sind nun zumindest Zweifel angebracht. Leidtragender soll „Terminator: Genisys“ sein…

    Paramount Pictures

    Seit dem 28. August 2015 läuft in China das Kriegs-Epos „The Hundred Regiments Offensive“ sehr erfolgreich in den Kinos - und seit diesem Tag stellt sich die Frage, welcher Film denn tatsächlich am beliebtesten bei den chinesischen Kinogängern ist, denn neben „The Hundred Regiments Offensive“ könnte dies auch „Terminator: Genisys“ sein.

    Die offiziellen Zahlen weisen den chinesischen Kriegsfilm als klaren Sieger aus: „The Hundred Regiments Offensive“ habe in der Woche vom 31. August bis zum 6. September 2015 39,4 Millionen Dollar eingespielt, während „Terminator: Genisys“ nur auf 26,7 Millionen Dollar gekommen sein soll. Die chinesische Regierung feiert dieses Ergebnis: Zum 70. Jubiläum von Japans Niederlage im Zweiten Weltkrieg hätten einfach unglaublich viele Chinesen den Film über Chinas größten Sieg gegen den Feind in einer Schlacht während des Weltkrieges sehen wollen, so die Begründung für das Top-Einspielergebnis.

    Doch wie der Hollywood Reporter berichtet, bestehen in China viele Zweifel an den offiziellen Zahlen. Ein Grund dafür: Der von der Regierung unterstützte Propagandafilm wurde im fraglichen Zeitraum genau 99.728 Mal gezeigt, während „Terminator: Genisys“ satte 250.435 Mal gezeigt wurde. Schon das wirft die Frage auf, warum die Kinos den chinesischen Kriegsfilm nicht öfter wiederholten, wenn ihnen das Publikum die Bude doch angeblich so eingerannt habe.

    Auch hochrangige Mitglieder der chinesischen Filmindustrie haben sich laut dem Hollywood Reporter in die Debatte eingeschaltet. So zweifelte Wang Zhonglei, Präsident der bekannten Produktionsfirma Huayi Brothers, die Zahlen öffentlich an. Er selbst ist wohl ein Leidtragender der möglichen Manipulation. Parallel startete nämlich auch seine ebenfalls vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs angesiedelte Romanze „A Tale Of Three Cities“. Zhonglei befürchtet nun, dass Teile der Einspielergebnisse seines Films und auch von „Terminator: Genisys“ einfach dem von der Regierung unterstützen „The Hundred Regiments Offensive“ zugewiesen wurden, um ihn an die Spitze der Charts zu hieven.

    Mögliche Beweise dafür kommen von Kinogängern. So machen auf chinesischen sozialen Netzwerken Fotos von Kinotickets die Runde, auf denen „The Hundred Regiments Offensive“ als bezahlte Filmvorführung ausgewiesen ist, dies aber durchgestrichen und per Hand mit einem anderen Filmtitel ersetzt wurde. Nutzer berichten daneben, dass sie „Terminator: Genisys“ sehen wollten, ihnen aber trotzdem ein Ticket für „The Hundred Regiments Offensive“ ausgehändigt wurde – mit der Bemerkung, sie könnten auch mit dieser Eintrittskarte in den Roboter-Actioner mit Arnold Schwarzenegger gehen. Dies legt den Verdacht nahe, dass in die Computer der Kinos in großem Umfang angeblich verkaufte Tickets für „The Hundred Regiments Offensive“ eingespeist wurden, obwohl die Kinogänger in andere Filme gehen wollten und schlussendlich auch gingen. So steigen die Einnahmen des Kriegsfilms, während die Konkurrenz wie „Terminator: Genisys“ und „A Tale Of Three Cities“ darunter leidet. Denn für diese Filme wurden nun weniger Tickets gebucht, obwohl die Zuschauer am Ende diese Filme schauten. Ein Insider berichtet dem Hollywood Reporter dabei, dass er davon ausgehe, dass die Einnahmen von „Terminator: Genisys“ in der fraglichen Woche um satte 11 Millionen Dollar geschmälert worden seien.

    Auch warum die Kinos sich an diesem Betrug beteiligen sollten, will der Hollywood Reporter herausgefunden haben. Angeblich seien die größten Kinoketten des Landes von dem der chinesischen Regierung gehörenden Verleih China Film Distribution zur Falschausstellung der Tickets aufgefordert und dabei mit einem lukrativen Angebot geködert worden. Vom 28. August bis zum 3. September dürfen die Kinos 100 Prozent aller Einnahmen statt der üblichen 43 Prozent behalten, die sie mit dem Verkauf der Eintrittskarten für „The Hundred Regiments Offensive“ generieren. Ihnen sei sogar zugesagt worden, dass sie die anfallenden Steuern für diese Einnahmen erstattet bekommen. Für diese Praxis, die ein anonym bleibender Kinomanager dem Branchenmagazin bestätigt haben soll, spricht ein Indiz: Ab dem 4. September 2015 fielen die Tageseinnahmen von „The Hundred Regiments Offensive“ plötzlich stark ab. Setzte der Film am 3. September angeblich noch 7,99 Millionen Dollar um, waren es am 4. September plötzlich nur noch 670.000 Dollar.

    Allein die Debatte zeigt, wie fragil die Ermittlung von Einspielergebnissen ist. Dabei spielen diese eine große Rolle: Gerade bei „Terminator: Genisys“ sind zum Beispiel die Einnahmen in China ein entscheidender Faktor, ob eine Fortsetzung produziert bzw. wie umfangreich und teuer diese ausfallen wird…

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