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    "Die Melodie des Meeres": Der FILMSTARTS-Familientipp zum Wochenende!

    In seiner 14-täglichen FILMSTARTS-Kolumne macht Rochus Wolff Vorschläge für den nächsten Familien-Filmabend - und zwar nicht nur aus der Perspektive eines Filmkritikers, sondern vor allem auch mit seiner Erfahrung als zweifacher Familienvater.

    Die Magie der irischen Küste

    KSM

    Wenn die kleine Saoirse zunächst einmal nicht spricht, ist das für das Animations-Abenteuer „Die Melodie des Meeres“ kein großes Problem – immerhin kann Regisseur Tomm Moore neben dem gesprochenen Wort ja noch auf eine Menge andere Ausdrucksformen zugreifen: Musik, Gesten, präzise gewählte Bilder, Bewegung, Licht und Schatten werden unter seiner fähigen Regie jeweils zu einer ganz eigenen Sprache für sich. Trotzdem ist Saoirses Weg zur Sprache ein zentrales Elemente der Geschichte: Ihre Mutter ist in der Nacht ihrer Geburt verschwunden und hat den Vater mir ihr und dem großen Bruder Ben allein zurückgelassen. So lebt die kleine Familie nun ganz nah am Meer in einem Leuchtturm an der irischen Küste.

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    An Saoirses sechstem Geburtstag will die Großmutter die Kinder in die Stadt bringen, es sei ja kein Leben da draußen in der Einsamkeit. Aber Saoirse zieht es zurück an die Küste, denn sie ist eine „Selkie“, ein Mischwesen zwischen Robbe und Mensch – und für ihre Magie braucht sie eben das Wasser. „Die Melodie des Meeres“ steckt – wie schon der vorherige Film von Tomm Moore, der oscarnominierte „Das Geheimnis von Kells“ – voller irischer Mythologie. Und die dringt aus jeder Pore des Films, aus jedem Element seiner Ästhetik, aus jeder Rundung seiner Bilder. Diese Welt ist bis in ihre letzten Kapillaren magisch, alles leuchtet, die Formen sind verwandelt, gerundet, geteilt – gelegentlich sind Figuren und Welt ins geradezu kubistische verformt.

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    Selbst die eigentlich starren Landschaften erinnern in ihren ständigen Auf-und-Ab-Bewegungen ans Meer, das hier Ursprung des Lebens und der Magie ist. Die Zeichnungen und Bilder sind weit weg von den glatten Oberflächen der hauptsächlich auf Computer gestützten Animationswelt Hollywoods. Die Hintergründe sind wie Tuschebilder, die Figuren bewegen sich davor als flächige Formen.

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    In erster Linie ist die Geschichte aber, und deshalb funktioniert dieses große Kunstwerk auch auf ganz schlichte Art als Kinderfilm, ein großes Abenteuer, eine Reise auch an die Grenzen der eigenen Möglichkeiten: Hier wachsen Kinder über sich hinaus, mit einem klaren Ziel und starkem Willen. Das ist insgesamt wesentlich weniger bedrohlich als Moores erwachsenerer „Das Geheimnis von Kells“ und damit ein auch schon für Grundschüler geeignetes Stück Filmkunst.

    In diesen Kinos läuft „Die Melodie des Meers“ am kommenden Wochenende.

    Rochus Wolff, Jahrgang 1973, ist freier Journalist und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern im Grundschulalter in Berlin. Sein Arbeitsschwerpunkt ist der Kinder- und Jugendfilm; seit Januar 2013 hält er in dem von ihm gegründeten Kinderfilmblog nach dem schönen, guten und wahren Kinderkino Ausschau.

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