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    Studie: In Disney-Filmen über Frauen sind trotzdem oft Männer die Wortführer

    Wer die alten Disney-Filme in Sachen Frauenbild für konservativer als viele moderne Werke hält, dürfte sich über eine neue Studie wundern. Die zeigt nämlich, dass die Frauen damals mehr zu sagen hatten als in späteren Jahren.

    Walt Disney

    Wie die Washington Post berichtet, untersuchten zwei Linguisten die Dialoge der Disney-Filme, um herauszufinden, wie oft Frauen und wie oft Männer das Wort führen. Dabei nahmen sie sich natürlich vor allem die Disney-Werke vor, in denen Frauen im Mittelpunkt stehen.

    Disney produzierte in seiner Anfangszeit drei solcher Filme: „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ (1937), „Cinderella“ (1950) und „Dornröschen“ (1959). Danach gab es eine riesige Pause. 30 Jahre dauerte es, bis Disney wieder einen Film mit einer Heldin in die Kinos brachte: „Arielle, die Meerjungfrau“. Doch dazwischen änderte sich noch etwas, denn in den Jahren des großen Disney-Comebacks sprechen die Frauen weniger, obwohl sie die Titelheldinnen sind.

    So fanden die Forscher heraus, dass in „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ die Redeanteile von Männern und Frauen noch gleichmäßig verteilt sind – 50:50. Bei „Cinderella“ dominieren schon weibliche Figuren. Sie sprechen 60% der Texte, bei „Dornröschen“ sind es 71%.

    Als Disney Ende der Achtziger Jahre seine Renaissance erlebte und plötzlich auch wieder Heldinnen in Mode waren, stellte man diesen aber Männer zur Seite, die hauptsächlich das Wort führen. So ermittelten die Forscher, dass in keinem einzigen (!) Disney-Film zwischen 1989 und 1999 die Frauen den Ton angeben. In „Arielle“ sprechen Männer 68% der Zeit, in „Die Schöne und das Biest“ in 71%, in „Pocahontas“ in 76% der Zeit und in „Mulan“ sogar 77% der Dialogzeilen – wobei Mulan immer als Frau gezählt wurde, selbst wenn sie sich als Mann ausgibt. In Disney-Filmen mit männlichen Helden ist das Ungleichgewicht noch stärker: So kommen 90% der Dialoge in „Aladdin“ aus dem Mund von männlichen Figuren.

    In der Moderne hat sich dies allerdings wieder geändert. Seit 2010 gibt es nach einer zwischenzeitlichen Pause wieder einige Filme mit Heldinnen. Sowohl in „Rapunzel – Neu verföhnt“ (52% der Dialoge stammen von weiblichen Figuren) als auch der Pixar-Produktion „Merida – Legende der Highlands“ (74%) führen wieder Frauen quantitativ das Wort. Anders sieht dies dagegen in „Die Eiskönigin“ aus: Obwohl es eine Geschichte über zwei Schwestern ist, stammen 59% der Dialoge aus den Mündern männlicher Figuren.

    Natürlich muss man solche Studien immer im Gesamten betrachten. Dass zum Beispiel in „Mulan“ die große Mehrheit der Dialoge von Männern stammt, liegt in der Natur der Sache. Schließlich geht es darum, dass sich eine starke Frau in einer von Männern dominierten Welt behauptet. Sie trifft folglich nur auf männliche Figuren, ergo ist es nur natürlich, dass der männliche Redeanteil höher ist. Allerdings stellen die Forscher fest, dass die Männer-Dominanz vor allem in der sogenannten Renaissance-Ära System hat und machen auch einen Grund aus: Selbst wenn Disney eine starke Heldin in den Mittelpunkt stellt, wird bei den Nebenfiguren fast durchweg auf Männer gesetzt. Es gebe einfach insgesamt viel zu wenige weibliche Figuren in Disney-Filmen.

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