Mit „Sling Blade“ veröffentlichte Schauspieler und Regisseur Billy Bob Thornton („Bad Santa“) 1996 einen kleinen Überraschungshit, der sogar mit einem Oscar für das Beste adaptierte Drehbuch ausgezeichnet wurde. Trotz des positiven Echos von Presse und Publikum war ein Beteiligter unzufrieden und frustriert: Miramax-Boss Harvey Weinstein, der den Film in die Kinos brachte, war der Meinung, dass Thorntons Version mit 135 Minuten deutlich zu lang ist, konnte sich aber mit seiner Forderung nach Kürzungen nicht durchsetzen. Bis heute kursiert das Gerücht, dass Weinstein bis zu Thorntons nächster Regiearbeit wartete, um sich dafür zu rächen.
Ob Vergeltungsmaßnahme oder nicht, Weinstein bestand darauf, Thorntons finale 162-minütige Fassung der Literaturverfilmung „All die schönen Pferde“ deutlich zu kürzen und diesmal konnte der Regisseur nichts dagegen tun. In einem Interview kritisierte Hauptdarsteller Matt Damon Weinsteins Entscheidung, eine nur 116 Minuten endgültige Version zu erstellen: „Du kannst nicht 35 Prozent des Films rausschneiden und erwarten, dass es derselbe Film bleibt.“ Der Star führte sogar die Herzprobleme, unter denen Billy Bob Thornton zu dieser Zeit litt, auf den Konflikt mit Weinstein zurück: „Sein Herz brach, als er für diesen Film kämpfte. Das hat ihn fertiggemacht und ärgert mich noch heute.“
Die massive Kürzung war nicht der einzige entstellende Eingriff von Weinstein, er ersetzte die von einer eindringlichen Elektrogitarre geprägte Original-Musik durch wesentlich weichere Violinen-Klänge. Die Kinoversion von „All die schönen Pferde“ erhielt schließlich durchwachsene Kritiken (Metascore: 55) und floppte auch finanziell (Budget: 57 Millionen US-Dollar, weltweites Einspielergebnis: 18 Millionen US-Dollar). Auf die Veröffentlichung eines Director’s Cuts warten wir bis heute leider vergeblich.
