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    Michael Sheen als Android am Set von "Passengers": "Ich wollte natürlich keine typischen 'Mr. Roboto‘-Bewegungen hinlegen“

    Bei den Dreharbeiten zu Morten Tyldums Sci-Fi-Thriller „Passengers“ in Atlanta trafen wir nicht nur die Hauptdarsteller Jennifer Lawrence und Chris Pratt, sondern auch Michael Sheen, Drehbuchautor Jon Spaihts und Produzent Neal H. Moritz.

    In „Passengers“ [hier geht's zum großen Set-Bericht] brechen mehrere Tausend Menschen im Jahr 2350 zu einer 120 Jahre dauernden interstellaren Reise auf, um einen fernen Planeten zu besiedeln. Nach einer Fehlfunktion erwacht der Maschinenbauingenieur Jim Preston (Chris Pratt) Jahrzehnte vor der geplanten Zeit. Sein einziger Ansprechpartner ist zunächst der Bar-Android Arthur, den „Die Queen“-Star Michael Sheen („Frost/Nixon“) verkörpert. Erst später bekommt Jim Gesellschaft von der Journalistin Aurora Lane (Jennifer Lawrence), die ebenfalls aus dem Kältetiefschlaf gerissen wird.

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    FILMSTARTS: Das ist nicht das erste Mal, dass du einen Androiden-Barmann spielst?!

    Michael Sheen: Genau, in „Tron: Legacy“ war ich ein Clubbesitzer, der sich letztendlich als Programm entpuppte. Da gibt es definitiv Gemeinsamkeiten.

    FILMSTARTS: Wenn du dich auf eine Rolle wie diese vorbereitest, gibt es da Besonderheiten, die du dir aneignest?

    Michael Sheen: Da ist zunächst einmal das Offensichtliche: sein Job. Ich habe gelernt, einen Manhattan zu mixen – immer und immer wieder [lacht]. Ich bin mittlerweile ziemlich gut darin. Das muss man auf der Reihe haben. Abgesehen davon muss man sich im Klaren sein, was verlangt wird: ein androider Barkeeper mit englischem Akzent in einem Raumschiff. Es ist nichts Außergewöhnliches, ich könnte auch einen Vampir oder einen Nazi spielen. Man muss sich an der Historie solcher Figuren orientieren. Diese Rollen allein bringen schon eine Menge Ballast mit sich. Das Lustige ist, dass das Publikum ebenfalls Erwartungen mitbringt, die sie durch die Filmgeschichte gelernt haben. Damit kann man ein bisschen spielen. Spannend ist auch die Frage, was einen Roboter in der Zukunft tatsächlich ausmacht. Wie viel Roboter ist er und wie viel Menschliches hat er? Wie läuft das zusammen?

    FILMSTARTS: Und für was hast du dich entschieden: Wie viel Roboter steckt in deiner Figur aus „Passengers“?

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     Zunächst einmal muss man annehmen, dass die Technologie verdammt weit vorangeschritten ist, wenn die Menschen ein Raumschiff dieser Güteklasse bauen können. Da werden auch die Roboter sehr überzeugend sein. Das Interessante daran: Er lernt dazu, ganz spielerisch wie ein Kind. Er ist es zwar gewohnrt, mit Tausenden von Menschen zu kommunizieren, aber hier ist ja die Idee, dass er nur mit einer einzigen Person für eine sehr lange Zeit redet - so eine komplexe Beziehung ist komplett neu für diesen Roboter. Das war sehr interessant für mich zu spielen, wie er immer weiter dazulernt.

    FILMSTARTS: Ist der Bar-Roboter denn oft im Film zu sehen? Gibt es viele Szenen mit dir? Spielt er vielleicht sogar eine Schlüsselrolle?

    Michael Sheen [lacht ironisch]: Ich würde nicht hier sitzen, wenn ich nicht eine Schlüsselfigur wäre. Im Ernst: Es gibt nur ein paar Charaktere im Film, also sind alle entsprechend wichtig.

    FILMSTARTS: Wie hast du dich an diese merkwürdige Vorrichtung gewöhnt, mit der du drehen musst? [Sheen kniet potenziell unbequem auf einem sich mechanisch bewegenden Hocker, seine Beine werden später digital entfernt, sodass er im Film nur einen Oberkörper besitzt.]

    Michael Sheen: Das ist eine interessante Sache. Am Anfang war mir gar nicht klar, dass ich das machen muss. Sie sagten zu mir, „du musst auf deiner Maschine sitzen – in jeder Szene, die du in diesem Film drehst“. Es ist nicht die körperlich angenehmste Position, aber interessanterweise wird das Teil des Charakters. Für die letzte Szene, die ich gedreht habe, musste ich nur stehen, weil der untere Teil nicht zu sehen war. Ich fühlte mich dabei aber komisch, weil mir dieses Mechanische einfach ins Blut übergegangen war. Ansonsten habe ich mich einfach daran gewöhnt – sogar an die schnellen Bewegungen, die waren alle auf einem Computer vorprogrammiert.

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    FILMSTARTS: Was passiert, wenn die Programmierung fehlerhaft ist?

    Michael Sheen [lacht]: Dann bin ich tot! Einer der Kameramänner sagte mir am Anfang: „Wenn das Ding tatsächlich zu weit in unsere Richtung schießt und nicht stoppt, schieben wir unsere Kamera zur Seite, sodass dir nichts passiert.“

    FILMSTARTS: Wirst du denn nur hinter der Bar zu sehen sein?

    Michael Sheen: Ja, Arthur kann nur dort existieren und nirgendwo anders hingehen.

    FILMSTARTS: Wie viel Film- oder Popkulturgeschichte steckt in deinem Barmann? Michael Sheen [ironisch]: Es gibt einige Elemente von ihm und seiner Bar, die Zuschauer an andere Barkeeper erinnern könnten – vielleicht auch aus anderen Filmen [er meint Lloyd in „Shining“]. Aber ich frage mich immer, wofür ist er eigentlich programmiert? Er soll mit Menschen verschiedener Nationalitäten und unterschiedlichsten Stadien von Trunkenheit zurechtkommen. Was macht mich zum ultimativen Barkeeper? Wann muss ich sprechen, wann schweigen, wann sympathisch sein, wann lustig sein? Und wenn er in Situationen kommt, auf die er nicht programmiert ist, was passiert dann? Lernt er dann, damit umzugehen?

    FILMSTARTS: Die Bar ist ganz offensichtlich optisch von der in Stanley Kubricks „Shining“ inspiriert. Hast du daraus für dich etwas abgeleitet?

    Michael Sheen: Wir spielen natürlich auch ironisch mit dieser Referenz. Die Zuschauer werden rufen: „Nein, rede bloß nicht mit ihm.“ Es wird spannend sein zu sehen, wie das Publikum das alles in Verbindung setzt.

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    FILMSTARTS: Also im Grunde ist die Verwandtschaft nur visueller Natur?

    Michael Sheen: Ja, das denke ich schon. So kann man damit als Hommage arbeiten, ohne direkt aus dem Film zu klauen. Die Szene hier an der Bar [die auch im Trailer zu sehen ist] gehört Jennifer Lawrence und Chris Pratt [hier geht's zum Set-Interview mit den beiden], ich werde da nicht reingrätschen und wilde Sachen machen, um ihnen die Schau zu stehlen. Bezogen auf den Android-Aspekt: Ich kann es mir nicht leisten, Bewegungen zu verschwenden, weil alles programmiert ist – das würde keinen Sinn ergeben. Ich wollte natürlich keine typischen „Mr. Roboto“-Bewegungen hinlegen, es sollte flüssig und elegant aussehen. Ab und zu sieht man Momente, wo er nicht programmiert ist und tatsächlich lernt. Das macht ihn menschlicher.

    FILMSTARTS: Hatte deine Figur schon im Skript einen englischen Akzent oder war das deine persönliche Wahl?

    Michael Sheen: Als ich es gelesen habe, war es nicht wirklich klar, welchen Akzent er spricht. Ich habe Morten [Tyldum] nicht gefragt. Als wir uns das erste Mal trafen, dachte ich, ich müsste ihn fragen, ob der Barmann Englisch oder Amerikanisch sein sollte. Im Drehbuch ist das nicht erwähnt. Lloyd ist Amerikaner in „Shining“, nicht wahr?! Lustigerweise habe ich den Schauspieler, der Lloyd spielt [Joe Turkel], zufällig vor kurzem in Izzy’s Diner in Los Angeles getroffen. Er sagte zu mir: „Du bist ein Schauspieler, nicht wahr?!“ „Ja, das bin ich.“ „Ich bin auch Schauspieler“, entgegnete er. Und das war‘s! Er war in „Shining“ und „Blade Runner“, ein großartiger Typ.

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    FILMSTARTS: Warst du im richtigen Leben irgendwann mal Barkeeper? Schauspieler machen ja manchmal vor der Karriere die wildesten Jobs…

    Michael Sheen: Nein, das war ich nie. Ich habe dort zwar viel rumgehangen, aber nie gearbeitet. Aber diese klassische Rolle des Barmanns fand ich immer schon interessant. Was macht einen guten Bartender aus? Leute gehen aus den unterschiedlichsten Gründen in Bars. Vor Menschen, die dort allein auftauchen und von sich aus Kontakt zum Barmann suchen. Das wollte ich weiter erforschen.

    Auf der nächsten Seite findet ihr das Interview mit Drehbuchautor Jon Spaihts...

    Passengers“ startet am 5. Januar 2017 in den deutschen Kinos!

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