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    "Silence": Die ersten Kritiken zu Martin Scorseses Herzensprojekt sind da

    Nach langer Entwicklungszeit bringt Martin Scorsese endlich sein Herzensprojekt „Silence“ ins Kino. Bei uns erfahrt ihr, wie das religiöse Drama bei den amerikanischen und britischen Kritikern abgeschnitten hat.

    Kerry Brown

    Im 17. Jahrhundert brechen die beiden jungen portugiesischen Jesuiten-Priester Sebastião Rodrigues (Andrew Garfield) und Francisco Garrpe (Adam Driver) nach Japan auf, um dort nach ihrem Mentor Cristóvão Ferreira (Liam Neeson) zu suchen, der dort gerüchteweise seinem Glauben entsagt haben soll. In Japan angekommen entdecken sie, dass die Christen des Landes brutal verfolgt werden, und drohen, an ihrer Aufgabe zu verzweifeln. Mit „Silence“ realisierte Martin Scorsese endlich ein Herzensprojekt, das er schon seit Jahren mit sich herumtrug. Nun liegen die ersten Kritiken aus den USA und Großbritannien vor und die gute Nachricht ist: „Silence“ ist kein abgehobenes Filmexperiment wie manch anderes Herzensprojekt. Die schlechte: Ein Meisterwerk ist das religiöse Drama nach Meinung der meisten Kritiker auch nicht.

    Dabei gehen die Meinungen der britischen und amerikanischen Kritikerkollegen teilweise jedoch stark auseinander. Restlos begeistert zeigt sich etwa Robbie Collin vom Telegraph: „Silence“ sei die Art von Film, die ein Regisseur nur mit lebenslanger Expertise auf die Beine stellen könne. Außerdem lobt Collin die beiden Hauptdarsteller Andrew Garfield und Adam Driver, die großartig spielen und perfekt besetzt sein, sowie Issei Ogata als gnadenlosen japanischen Inquisitor in der Tradition von Christoph Waltz‘ Hans Landa aus „Inglourious Basterds“ – dieser Einschätzung schließt sich Stephen Whitty von New York Daily News vollends an. Und auch für Joshua Rothkopf von Time Out New York ist „Silence“ ein Meisterwerk, „eine unglaublich lebendige und konzentrierte Parabel über bedrohten Glauben […], die eine der größten Errungenschaften des spirituellen Kinos ist.“

    Etwas kritischer sieht man „Silence“ hingegen etwa bei Empire. Ian Freer lobt zwar die großartigen Bilder von Kameramann Rodrigo Prieto (Oscar-Nominierung für „Brokeback Mountain“), die Leistung von Garfield in der Hauptrolle und den Anspruch („ein seltenes Beispiel für einen amerikanischen Film, der es intellektuell mit Ingmar Bergmann aufnehmen kann“), merkt aber zugleich an, dass „Silence“ manchmal durchaus zäh geraten ist und nicht jede inszenatorische Geste sitzt. Diese leise Kritik formuliert Peter Debruge von Variety deutlich schonungsloser: Obwohl „Silence“ fraglos fantastisch aussehe, sei der Film auch unerträglich lang, oftmals langweilig und lasse einen in entscheidenden Momenten erschreckend kalt. Debruge kritisiert außerdem die Charakterisierung und das Aussehen der japanischen Figuren in „Silence“, die ihn an die „groben Karikaturen“ in den „Tim und Struppi“-Comics erinnern. Die Japaner würden konsequent als fremd, fast animalisch dargestellt. Trotzdem kommt Variety noch zu einem insgesamt positiven Fazit.

    Noch einmal etwas weniger positiv fällt hingegen die Kritik von Eric Kohn von Indiewire aus. Kohn bemängelt ebenfalls die Darstellung der japanischen Figuren, vor allem im Vergleich zu den europäischen. Im Mittelpunkt stünden eine Handvoll stolzer weiße Retter in Not, die es hauptsächlich mit asiatischen Fieslingen und nur wenigen netten Einheimischen zu tun bekommen. Auch ist Kohn im Gegensatz zu seinem Kollegen vom Telegraph alles andere als angetan von Issei Ogatas Inquisitor, der für ihn beinahe an den klischeehaften asiatischen Bösewicht Dr. Fu Manchu erinnert. Auch die anderen Darsteller kommen bei Indiewire weniger gut weg, Kohn stößt sich etwa an den uneinheitlichen und teilweise aufgesetzt wirkenden portugiesischen Akzenten der britischen und amerikanischen Darsteller. Obwohl „Silence“ kein Meisterwerk sei, so resümiert aber auch Kohn, sei Scorsese Herzensprojekt dennoch erstklassiges, wunderschön fotografiertes Filmhandwerk. Auch Robert Abele von The Wrap hat manches zu bemängeln: Für ihn ist „Silence“ ein faszinierender, mit Fehlern behafteter Ausdauertest, der vor allem an der zunehmend unzulänglichen Leistung von Garfield in der Hauptrolle krankt.

    Soweit die Meinungen der britischen und amerikanischen Kollegen zu „Silence“. Aus zwölf bisher vorliegenden Kritiken errechnet das Pressespiegel-Portal Metacritic einen Schnitt von sehr guten 84 von 100 Punkten. Was wir bei FILMSTARTS von Martin Scorsese neuestem Film halten, erfahrt ihr dann wie immer in unserer ausführlichen Kritik, für die es aktuell aber noch keinen Termin gibt. „Silence“ startet am 2. März 2017 in den deutschen Kinos.

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