Mein Konto
    Am Set von "Kong: Skull Island": Das FILMSTARTS-Interview mit Regisseur Jordan Vogt-Roberts

    Bei unserem Besuch am Set von „Kong: Skull Island“ im Dezember 2015 auf Hawaii sprechen wir mit Regisseur Jordan Vogt-Roberts über die speziellen Herausforderungen eines 190-Millionen-Dollar-Blockbusters und Vietnam als Drehort…

    Warner Bros.

    FILMSTARTS: Was ist das Besondere an deinem Film im Vergleich zu den bisherigen Kinoauftritten von King Kong?

    Jordan Vogt-Roberts: Wir versuchen, all das zu ehren, was vor uns gekommen ist – King Kong ist ein wichtiger Teil der Filmgeschichte und wir wollen auch in unserem Film all das unterbringen, was die Menschen an der Mythologie und dem Charakter des Riesenaffen so sehr lieben. Aber darüber hinaus arbeiten wir sehr hart daran, dass die Dinge in „Kong: Skull Island“ auch nur genau in diesem Film existieren können. Es gibt heutzutage so viele Actionszenen, die man aus einem Film herausnehmen und einfach in einen anderen einfügen kann. Solche Momente wollen wir unbedingt vermeiden. Zudem ist unsere Zeitperiode, nämlich die 1970er Jahre, eine ganz andere als in den vorherigen Filmen – und wir nutzen sie nicht nur, weil der Mix aus Helikoptern, Napalm und King Kong visuell ein Menge hergibt, sie passt auch thematisch perfekt zu dem, worum es mit in dem Film geht.

    FILMSTARTS: Wie bist du konkret zu dem Projekt gekommen?

    Warner Bros.

    Jordan Vogt-Roberts: Das Produktionsstudio Legendary ist schon früh auf mich zugekommen und hat gefragt, ob ich nicht Ideen für einen möglichen King-Kong-Film hätte. Meine spontane Reaktion war: „Aber sicher!“ Dann habe ich mich ziemlich schnell gefragt: „Was macht den Unterschied aus? Warum sollte dieser Film überhaupt existieren? Die 1933er-Version ist ein Klassiker! Peter Jackson hat ein exzellentes Remake gedreht. Die 1976er-Version ist eine weitere „Schöne und das Biest“-Story. Aus diesen Überlegungen folgte meine Idee, den Film in den 1970ern anzusiedeln. Ein Grund dafür war, dass wir King Kong noch nie gegen moderne Waffen haben kämpfen sehen. In den Filmen, die in den 1930ern spielen, fühlt es sich immer an, als würde er gegen Holzgewehre antreten.

    Aber noch viel wichtiger ist, dass die Ära auch thematisch perfekt zu unserer Geschichte passt. In den 1970ern lag die Welt in Scherben – und das ist der Ansatzpunkt für unsere Figuren: Sie stecken in der Mitte der sexuellen Revolution, es gibt Rassenunruhen und überall politische Skandale, Kriege werden erstmals auch verloren, die Welt um sie herum bricht auseinander. Und dann bekommen sie die Chance, auf diese von Menschen unberührte Insel zu gehen, dort eine Art Katharsis zu finden. Sie gehen auf diese Insel, um von all dem Scheiß wegzukommen – nur um dort dann feststellen zu müssen, dass sie an diesem Ort definitiv nichts verloren haben.

    Warner Bros.

    An dieser Stelle finde ich es extrem spannend zu sehen, wer wie auf King Kong reagiert. Wer sieht ihn an und sagt sich: „Das ist Gott!“ Und wer sagt sich: „Nein, der Mensch ist Gott!“ Alle stecken auf ihre Art zwischen der alten und der neuen Welt fest – und die Insel ist eine Chance, sich nicht entscheiden zu müssen. Samuel L. Jacksons Figur Packard hat etwa nach dem Krieg nichts, zu dem er heimkehren könnte – aber während er in Vietnam keinen einzigen seiner Männer verloren hat, holt hier King Kong gleich in den ersten Szenen die Hubschrauber seines Teams vom Himmel.

    Eine weitere Idee, die mich fasziniert, ist folgende: Mit Hilfe unserer technologischen Entwicklungen haben wir uns selbst aus der Nahrungskette herausgenommen. Tiere haben uns früher andauernd gegessen. Aber nun nicht mehr. In „Kong: Skull Island“ werden die Menschen nun wieder in die Nahrungskette einsortiert – und ich finde es spannend zu sehen, wie unterschiedlich sie darauf reagieren. Letztendlich habe ich Legendary ganz einfach den Film gepitcht, den ich und meine Freunde sehen wollten – und ich habe ehrlich gesagt geglaubt, dass sie mich auslachen würden. Aber dann haben alle sehr positiv auf meine Ideen reagiert und wir haben davon ausgehend dann die weitere Story konstruiert.

    FILMSTARTS: Gibt es denn trotz des 70er-Jahre-Settings auch einen Bezug zu unserer heutigen Zeit?

    Warner Bros.

    Jordan Vogt-Roberts: Für mich geht es darum, damit ins Reine zu kommen, dass wir nicht alles wissen. Wir leben in einer Welt, in der sich deine Kinder dein Handy nehmen und ganz einfach googlen: „Gibt es den Weihnachtsmann?“ Und dann ist der Mythos vorbei. Das Internet ist unglaublich und das kraftvollste Werkzeug, das wir jemals kreiert haben, aber mit ihm ist auch unser Sinn für Wunder verschwunden. Die Tragödie um das verschwundene Flugzeug von Malaysia Airlines war in den Nachrichten auch deshalb so lange eine so große Sache, weil wir in einer Zeit leben, in der Dinge einfach ohne sofortige Erklärung passieren. Wie kann ein Flugzeug einfach so aus der Luft verschwinden? Das hat die Menschen auf einem intellektuellen wie auf einem emotionalen Level tief getroffen. Wir leben in einer Zeit, in der wir glauben, wir würden alles verstehen – und in dieser Hinsicht waren die 1970er sehr ähnlich.

    FILMSTARTS: „Kong: Skull Island“ unterscheidet sich von den bisherigen Verfilmungen auch insofern, als dass es diesmal eben keine Abwandlung von „Die Schöne und das Biest“ ist – war das auch einer der Gründe, mit Brie Larson die weibliche Hauptrolle mit einer Schauspielerin zu besetzen, die wir bisher noch nicht in einem solchen Blockbuster-Part gesehen haben?

    Jordan Vogt-Roberts: Der Film kommt im Jahr 2017 heraus und die Geschlechterpolitik im Kino hat sich inzwischen so weiterentwickelt, dass ich einfach keine Damsel-in-Distress-Geschichten mehr sehen will – und ich glaube, dem Rest der Welt geht das ähnlich. Brie ist jemand, den ich schon sehr lange verehre und so wie die Dinge gerade laufen, werden sie zum Glück noch viel mehr Leute kennen, wenn unser Film in den Kinos startet.

    (Anm. d. Red.: Zum Zeitpunkt des Interviews galt Brie Larson bereits als Topfavoritin auf den Hauptdarstellerinnen-Oscar für „Raum“, den sie dann einige Monate später auch tatsächlich gewann.)

    Für mich war das immer ein No-Brainer – man muss sie sich nur anschauen, ihr Talent für Comedy und Drama, ihre vielschichtigen Performances. Wenn man so jemandem in einem Studiomeeting vorschlägt, ist die natürliche Reaktion zunächst: Aber sie ist kein Filmstar! Aber dass unser Casting-Prozess und die Zusammenarbeit mit Legendary gut funktioniert, sieht man nun daran, dass Brie nun trotzdem im Film mitspielt – und inzwischen ist sie nun auch ein Kinostar.

    FILMSTARTS: Nach deinem Sundance-Hit „The Kings Of Summer“ ist „Kong: Skull Island“ dein erster Blockbuster – ist das nicht auch ein wenig einschüchternd?

    Warner Bros.

    Jordan Vogt-Roberts: Ja und nein. Filmemachen bleibt Filmemachen – man hat niemals genug Zeit oder Geld. Das ändert sich auch mit der Höhe des Budgets nicht, man kämpft immer um die nächste Einstellung und man steht immer mit dem Rücken zur Wand. Die große Herausforderung beim Sprung von meinen Werbespots hin zu meinem ersten Langfilm war es, die nötige Ausdauer zu entwickeln, auf jede Einstellung dieselbe Energie zu verwenden und die Figuren und ihre Motivationen in jedem Moment im Auge zu behalten. Beim Dreh von „Kong: Skull Island“ sind nun so viele Dinge auf einmal zu tun, es sind so viele Leute hier und es ist ein so langer Dreh, dass die Ausdauer sogar noch wichtiger ist – man darf nie durchhängen. Niemand tritt an, um einen schlechten Film zu drehen – schlechte Filme entstehen aus einer schlechten kleinen Entscheidung nach der anderen. Das gilt es zu verhindern – aber ich habe einen großartigen Cast und eine tolle Crew. Es gibt also sicherlich gewisse Wachstumsschmerzen – aber ich persönlich bin schnell gelangweilt, wenn etwas stagniert, ich brauche die Herausforderung. Ich lerne gerne neue Dinge über Spezialeffekte und ich lerne gerne, wie man einen ganzen See in Brand setzt. Das macht mir Spaß – und für mich bedeutet Filmemachen zwei Dinge: Spaß haben und Probleme lösen.

    FILMSTARTS: Wenn ihr hier auf Hawaii fertig seid, werdet ihr auch noch in Vietnam drehen – und zwar als erste Produktion dieser Größenordnung überhaupt. Wie ist es dazu gekommen?

    Warner Bros.

    Jordan Vogt-Roberts: Zu Beginn des Scouting-Prozesses haben wir einfach die ganze Welt abgegrast – es war für mich extrem wichtig, Locations zu finden, die real, taktil und greifbar sind. Ich wollte die Schauspieler an Orte bringen, die sich real anfühlen. Es gibt eine Menge Filme mit Greenscreen-Aufnahmen – und manche davon sind sehr schön. Aber ich wollte die Schauspieler an Orte bringen, an denen sie sich verausgaben können – ich wollte echten Schweiß und echten Dreck. Wir sind also um die Welt zu all diesen Orten geflogen – und Vietnam hatte ich schon länger auf meinem Radar. Das Bild der meisten Menschen von Vietnam stammt ja aus dem Krieg – und die meisten Fotos dieser Zeit stammen aus dem Süden. Aber wenn man hoch in den Norden geht, ist es gerade dort absolut spektakulär – wunderschön und jenseitig im selben Moment. Sich dort mit den Leuten über den Krieg zu unterhalten, ist eine faszinierende Sache – nur um auch ihre Perspektive mal zu verstehen. Ich kann es kaum erwarten, dorthin zurückzukehren – und für uns als erste Produktion dieser Größe dort zu drehen, macht es besonders aufregend. Ich hoffe, die Leute werden Vietnam genauso entdecken, wie sie damals nach „Der Herr der Ringe“ Neuseeland für sich entdeckt haben.

    FILMSTARTS: In ein paar Jahren soll ja womöglich auch noch das Crossover „Godzilla Vs. Kong“ in die Kinos kommen – weißt du dazu schon mehr?

    Jordan Vogt-Roberts: Ah, solche Entscheidungen liegen ein klein wenig über meinem Gehaltsniveau.

    Hier könnt ihr den ausführlichen Bericht von unserem Besuch am Set nachlesen – „Kong: Skull Island“ startet am 9. März 2017 in den deutschen Kinos.

    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top