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    Diffamiert der Wiener "Tatort" Polizeiarbeit? Die österreichische Polizei beschwert sich

    Gegen deutsche „Tatort“-Folgen hat die österreichische Polizeigewerkschaft nichts einzuwenden, das Wiener Ermittlerduo würde aber „fernab der Realität“ agieren. Sein jüngster Auftritt gab den Ausschlag für einen Brief an den ORF.

    ARD Degeto/ORF/Hubert Mican

    In Deutschland generierte die am 23. April ausgestrahlte „Tatort“-Folge einen Zuschauerrekord für das Wiener Ermittlerduo Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser), auch in der österreichischen Heimat konnte mit knapp einem knappen Millionenpublikum ein guter Wert erzielt werden. Doch auch wenn viele zusahen – die österreichische Polizeigewerkschaft war gar nicht begeistert von „Wehrlos“.

    Der Vorsitzende Robert Zimmermann nahm die Episode zum Anlass, in einem Brief an ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz zum Ausdruck zu bringen, was er von der Darstellung der Polizeiarbeit in der österreichischen Ausgabe der Krimireihe hält. Sie „wird in vielen Punkten einfach unrichtig wiedergegeben“, heißt es in dem Schreiben, wie der Kurier mitteilte. Besonders die aktuelle Folge sei „fernab jeder Realität. Es wird ein Bild der Polizei in Österreich dargestellt, das es schlicht und einfach so nicht gibt.“

    Die zahlreichen deutschen Ausgaben des „Tatort“ klammert Zimmermann von den Diffamierungsvorwürfen übrigens weitestgehend aus. Diese kämen der von ihm geforderten „wahrheitsgetreuen Darstellung des Berufstands“ weitaus näher als ihre Wiener Kollegen.

    Der ORF nahm bereits Stellung zu den Vorwürfen und verteidigte seine Position ebenso wie er Zimmermann teilweise recht gab. Der „Tatort“ sei demzufolge nach wie vor ein „fiktionales Programm“ und entsprechend „natürlich keine detailgetreue Wiedergabe der Polizeirealität“. Es werde „individuelle Verantwortung herausgearbeitet“ und „nie ein Gesellschaftsbereich pauschal kritisiert“. Gleichsam zollte man im Zuge dessen der Arbeit der österreichischen Polizei Anerkennung: „Völlig außer Streit steht, dass österreichische Polizistinnen und Polizisten hervorragende Arbeit leisten. Sie sind in diesen Geschichten letztlich immer diejenigen, welche die Wahrheit ans Licht bringen, Unrecht zur Verantwortung ziehen und für Ordnung sorgen.“

    Zur Information: Besagter „Tatort: Wehrlos“ thematisierte teilweise kriminelle Aktivitäten in polizeiinternen Strukturen. Die Ermittler Eisner und Fellner bekamen es mit sexueller Belästigung und Erpressung bis hin zu Mord in den eigenen Reihen zu tun.

    Der nächste „Tatort“ wird erst am 21. Mai 2017 ausgestrahlt. Dann sind – wie schon am 30. April – die Münchener Ermittler Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Batic (Miroslav Nemec) in „Die Liebe, ein seltsames Spiel“ am Zug. Zwischen der Münchener Polizei und dem BR-„Tatort“-Team herrscht offenbar kein böses Blut – Polizeisprecher Marcus de Gloria Martins stand der ARD gerade für ein kurzes Feature zur aktuellen Folge zur Verfügung (abrufbar in der ARD-Mediathek).

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