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    Nach "Wonder Woman": Wir hoffen auf den "Deadpool"-Effekt

    Der Erfolg von „Deadpool“ öffnete die Tür für Superheldenheldenfilme mit R-Rating und auf einen ähnlichen Effekt hoffen wir nun auch bei „Wonder Woman“: In Zukunft bitte mehr Superheldinnen vor und Regisseurinnen hinter der Kamera!

    2017 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC. AND RATPAC ENTERTAINMENT, LLC/Clay Enos / Twentieth Century Fox

    Natürlich, es gab „Blade“, es gab „Watchmen“ und es gab „The Punisher“, aber Superheldenfilme mit (US-)Altersfreigabe für Erwachsene waren und sind eine absolute Ausnahme – was wohl vor allem daran liegt, dass kaum einer dieser Filme ein echter Erfolg war: „Blade: Trinity“ etwa spielte laut BoxOfficeMojo bei einem Budget von 65 Millionen Dollar nur noch knapp das doppelte ein, „Watchmen“ schrammte knapp an der Enttäuschung vorbei (130 Millionen Budget, 185 Millionen weltweites Einspielergebnis) und „Punisher: War Zone“ geriet gar zu einem echten Reinfall (10 Millionen Einspielergebnis bei 35 Millionen Dollar Budget). Kein Wunder also, dass die Studios zwischen 2009 und 2016 lieber massentauglichere Comicverfilmungen mit Jugendfreigabe produzierten.

    Doch dann kam „Deadpool“ und änderte alles. Mehr als 783 Millionen Dollar weltweites Einspielergebnis bei einem für Blockbuster-Verhältnisse lächerlichen Budget von 58 Millionen Dollar sorgten dafür, dass die Tür für Comicblockbuster für Erwachsene plötzlich wieder sperrangelweit offenstand. Der erste Film, der dann vom „Deadpool“-Effekt profitierte, war zweifellos „Logan“ – ohne den Kinoerfolg des vorlauten Söldners hätten Regisseur James Mangold und Hauptdarsteller Hugh Jackman wohl kaum die Gelegenheit bekommen, Wolverine die knallharte und packende Abschiedsvorstellung zu verschaffen, die der krallenbewehrte Mutant verdient hat. Auch hier gab der Erfolg den Machern übrigens recht: Einem Budget von 97 Millionen Dollar steht ein weltweites Einspielergebnis von 615 Millionen gegenüber.

    Und der „Deadpool“-Effekt hält weiter an: „X-Force“ wird ebenfalls eine Freigabe für Erwachsene bekommen und auch in den großen Superhelden-Kinouniversen sind solche Filme mittlerweile nicht mehr komplett ausgeschlossen. Die Kollegen von Collider berichten etwa, dass „Venom“ mit Tom Hardy wohl ein R-Rating bekommen soll, was dann zweifellos auch auf weitere Filme im Sony-Superheldenuniversum zutreffen könnte (etwa „Silver Sable And Black Cat“). Im März berichteten wir außerdem, dass man bei Warner mittlerweile wieder über DCEU-Filme für Erwachsene nachdenke (vielleicht bei „Justice League: Dark“ oder „Lobo“?). Und Marvel-Mastermind Kevin Feige bestätigte im Gespräch mit unserer Schwesterseite Allociné noch einmal, dass ein Film mit R-Rating auch beim MCU keineswegs ausgeschlossen sei, auch wenn man aktuell nicht an einem konkreten Projekt arbeite.

    Doch wozu eigentlich dieser ganze Exkurs über Altersfreigaben im Superheldenfilm, wo es in diesem Artikel doch eigentlich um „Wonder Woman“ gehen soll? Ganz einfach: Wir wünschen uns, dass der „Deadpool“-Effekt auch im Falle von „Wonder Woman“ greift – wenn auch in anderer Form. Aktuell gibt es nämlich wirklich keinen Mangel an Superheldenfilmen, sehr wohl aber einen Mangel an Filmen über Superheldinnen.

    Catwoman“ und „Elektra“ liegen mehr als zehn Jahre zurück und waren in jeder Hinsicht so erfolglos, dass die Studios danach lieber wieder auf männliche Helden setzten – bis jetzt: Denn dank des großen Erfolges von „Wonder Woman“ bei Fans, Kritikern und an den Kinokassen (Stand 16. Juni 2017: 460 Millionen Dollar weltweites Einspielergebnis) könnte diese zwischenzeitlich geschlossene Tür nun ebenfalls wieder offen stehen. In Zukunft dürften wieder mehr Heldinnen die Leinwände bevölkern und so für Diversität und Abwechslung sorgen. Was „Deadpool“ also für die Altersfreigaben erreicht hat, könnte „Wonder Woman“ für Chancengleichheit vor – und hinter – der Kamera leisten. Denn auch Regisseurinnen wie Patty Jenkins sind aktuell bei großen Blockbustern im Allgemeinen und Comicverfilmungen im Besonderen noch sehr selten. Und dass wir davon eindeutig mehr brauchen, konnte man gerade bei „Wonder Woman“ sehen: Wie wir schon in unserer FILMSTARTS-Kritik ausführen, ist Jenkins‘ Wirken sowohl bei der fantastischen Chemie zwischen den Figuren als auch beim hoffnungsvollen Ton des Films deutlich zu spüren.

    Die Chancen für ein Comeback des „Deadpool“-Effekts als „Wonder Woman“-Effekt stehen zumindest schon mal nicht schlecht: Mit „Captain Marvel“, „Silver Sable And Black Cat“, „Gotham City Sirens“ und „Batgirl“ befinden sich aktuell vier Filme über Superheldinnen (und –schurkinnen) in Arbeit. Diese wurden sogar allesamt vor dem Kinostart von „Wonder Woman“ angekündigt, also dürften nun erst recht weitere Projekte folgen – drücken wir einfach mal die Daumen, dass die typischen Mechanismen in Hollywood auch dieses Mal greifen und alle Studios versuchen, auf den fahrenden Erfolgszug aufzuspringen. Dass „Wonder Woman 2“ bei Warner nun plötzlich schon eine höhere Priorität hat, ist da auch schon ein gutes Indiz.

    Und auch hinter der Kamera sieht es schon mal ganz gut aus: Gina Prince-Bythewood („Die Bienenhüterin“) wird „Silver Sable And Black Cat“ inszenieren und für „Captain Marvel“ ist mit Anna Boden und Ryan Fleck zumindest schon einmal ein zu 50% weibliches Duo verantwortlich. Wie die Kollegen vom Hollywood Reporter außerdem in einem ausführlichen Artikel zeigen, sind bei den großen Studios Disney, Sony, Fox, Universal, Paramount und Warner aktuell zwölf weitere Blockbuster von Regisseurinnen in Arbeit. Also wer weiß: Vielleicht dreht ja eine Filmemacherin wie Kelly Reichardt, Kathryn Bigelow oder Angelina Jolie dann bald den „Black Widow“-Solofilm, den sich die Fans von Scarlett Johanssons schlagkräftiger Agentin schon so lange wünschen.

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