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    #WTF: Bei diesem Wort durften die Zuschauer in Indien selbst abstimmen, ob es zensiert werden soll - aber nur wenn sie verheiratet sind

    In unserer wöchentlichen Trivia-Serie #WTF rollen wir unglaubliche, absurde, überraschende oder auch einfach nur saulustige Geschichten aus der Welt des Films neu auf. Außerdem könnt ihr über die #WTF-Story der kommenden Woche selbst mit abstimmen!

    One Filmverleih

    In Deutschland ist die indische Romantik-Komödie „Jab Harry Met Sejal“ mit Bollywood-Superstar Shah Rukh Khan („Dilwale“, „Raees“) am 3. August 2017 in den Kinos gestartet – mit einer absolut nachvollziehbaren FSK-Freigabe ab 6 Jahren.

    In Indien hingegen legte Pahlaj Nihalani, der Chef des Central Board of Film Certification (CBFC), schon wegen eines der Trailer seinen Einspruch ein. Seiner Meinung nach wäre nämlich schon die einmalige Verwendung des Wortes „intercourse“ nicht für Zwölfjährige geeignet. Also sollte das Wort herausgeschnitten werden (aus dem Trailer und dem Film). Allerdings gab Nihalani dem Film noch eine letzte Chance und kündigte an: Wenn 100.000 Menschen dafür stimmen, dass das Wort bleiben soll, dann darf es auch bleiben!

    Jedoch wurden dann nachträglich noch weitere Erschwerungen hinzugefügt. So wurde etwa eingeschränkt, wer überhaupt abstimmberechtigt ist – plötzlich hieß es dann nämlich, dass ausschließlich verheiratete Leute, die mindestens 36 Jahre alt sind, abstimmen dürfen. Die Begründung dafür: Bei Verheirateten über 36 wäre die Chance besonders groß, dass sie zwölf Jahre alte Kinder hätten und deshalb direkt betroffen wären.

    Allerdings ist „Jab Harry Met Sejal“ nicht der einzige Film, der aktuell von solchen offensichtlich absurden Entscheidungen des CBFC betroffen ist: In der Dokumentation „An Insignificant Man“ von Vinay Shukla und Khushboo Ranka geht es um den Aufstieg der Partei Aam Admi, die 2015 bei den Parlamentswahlen in Delhi 67 von 70 Sitzen gewonnen hat (für die indische Regierungspartei BJP blieben damit nur noch drei Sitze über).

    Nach der Premiere des Films auf dem Filmfest in Toronto beschloss das CBFC jedoch, dass die Filmemacher erst einmal die schriftliche Erlaubnis aller im Film vorkommender Politiker vorlegen müssten, bevor ihr Film freigegeben werden könne. Die ziemlich weit hergeholte Begründung dafür: Die Politiker würden ja selbst die Rechte an den im Film gezeigten öffentlichen Reden haben. In den meisten anderen Ländern dürften öffentliche politische Auftritte hingen ohne Einschränkung in Dokumentationen und Nachrichtensendungen verwendet werden.

    Natürlich kommt diese Vorgabe praktisch einem Verbot des Films gleich – denn der indische Premierminister Narendra Modi wird kaum einer Dokumentation zustimmen, die den Niedergang seiner eigenen Partei aufzeigt. Regisseur Ranka fasst das ganz Problem ganz gut zusammen, wenn er sagt: „Das ist, als hätte Michael Moore erst die Erlaubnis von George W. Bush einholen müssen, um ‚Fahrenheit 9/11‘ veröffentlichen zu dürfen.“

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