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    Formelhafte Zerstörungsorgien und Kino als reiner Treffpunkt: David Finchers Rundumschlag gegen aktuelle Filme

    Regisseur David Fincher schaut mit Sorge auf die aktuellen Filme, wie er der Financial Times verriet. Er kritisierte, dass zu formelhaft gearbeitet werde und es nicht mehr um die Figuren gehe. Auch das Kino selbst sei ein anderer Ort.

    Sony Pictures

    In einem Interview mit der Financial Times (via The Playlist) erklärte David Fincher („Sieben“, „Fight Club“), dass die großen Hollywoodstudios heute Filme nur noch nach einer festen Formel machen: Explosionen, Romanzen und Heldentaten. Für Figurenentwicklung sei daneben kein Platz mehr. In einem Klassiker wie „Die Unbestechlichen“ mit Dustin Hoffman und Robert Redford stehen ausschließlich noch Figuren, die „characters“ im Mittelpunkt. Heute gehe es in Filmen nur noch darum, die Welt vor der Zerstörung zu retten.

    Dabei zeigt er sich auch selbstkritisch. Auch in seinen eigenen Filmen gebe es nicht mehr viele Szenen, wo man sich noch die Ruhe nimmt und es um das Warum gehe. Seine aktuelle Netflix-Serie „Mindhunter“ sei da aber völlig gegensätzlich. Es sei schwer, dort die „ticking clock“ zu finden, verweist er darauf, dass in dem Serienkiller-Drama nicht ständig von einem Spannungspunkt zum nächsten gehetzt werde.

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    Fincher will scheinbar auch gar nicht einzelne Personen in der Filmindustrie kritisieren. Es gebe sehr viele, auch hochrangige Studioverantwortliche, die sich weiter um gute Qualität bemühen. Doch am Ende des Tages, wenn man einen Film mit einem Studio machen wolle, müsse man sich im aktuellen Rahmen bewegen und da gebe es halt nur „romantische Komödien, Trübsal blasende Oscar-Lockfilme, den Strampelanzug-Sommer, Superhelden-Blockbuster oder ein Sequel mit moderatem Budget.“

    Ein Projekt, das wohl unter das letzte Beispiel fällt, geht er als nächstes an. David Fincher wird nämlich Brad Pitt in „World War Z 2“ inszenieren. Dann werden wir auch sehen, ob der Regisseur vielleicht das unterbringt, was er selbst gerne sehen will und er aktuell in „Mindhunters“ mehrfach eingebaut hat. Ruhige Szenen mit Figurenentwicklung. Ihn interessiere nämlich nicht, ob in einer Szene über fünf Drehbuchseiten nur zwei Personen im Auto sitzen und Kaffee aus Pappbechern trinken, solange es eine faszinierende Dynamik zwischen ihnen gibt. Und dann sei ihm auch egal, ob das Auto nur mit 40 – 50 km/h fahre.

    "World War Z 2": David Fincher übernimmt die Regie

    Obwohl er selbst für einen Dienst wie Netflix tätig ist (neben „Mindhunter“ brachte er dort auch „House Of Cards“ mit auf den Weg), glaubt er immer noch, dass das Kino ganz vorne in der Gunst des Publikums steht – auch wenn seine Worte dazu eine sehr pessimistische Beinote haben: „Das Kino ist nicht tot, es macht nur etwas anderes. Die Plätze sind immer noch voll mit Kids, es ist nur, dass sie alle auf ihr Telefon schauen. Es ist ein soziales Event wie ein Lagerfeuer und der Film ist das Lagerfeuer. Er ist der Grund, dass sich die Leute versammeln, aber der Film ist nicht da, damit man ihn anschaut.“

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