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    Künstliche Wettermanipulation: Wie nah an der Realität ist "Geostorm" eigentlich?

    In „Geostorm“ drängen bewusst herbeigeführte Extremwetterphänomene die Welt an den Abgrund. Wir haben einmal geschaut, wie nah der Katastrophen-Thriller in Zeiten von bereits existierendem Geoengineering an der aktuellen Wirklichkeit dran ist.

    Früher wurde ein ritueller Tanz aufgeführt, um es regnen zu lassen. Aber aus Aberglauben ist längst Realität geworden. Heutzutage ist das Schlagwort Geoengineering (künstliche Wettermanipulation) in aller Munde. Eine spannende ethische Frage sorgt dabei für besonders heiße Diskussionen: Sollte man mit technischen Mitteln in das Klima eingreifen, um zum Beispiel die globale Erderwärmung zu stoppen? Wer könnte sowas legitimieren? Die Weltgemeinschaft?

    Im gerade in den Kinos gestarteten „Geostorm“ von „Independence Day“-Autor Dean Devlin haben sich 17 Staaten unter Führung der USA zusammengeschlossen – und es ist nur ihren gemeinsamen Geoengineering-Maßnahmen zu verdanken, dass die Welt überhaupt noch in ihrer bekannten Form existiert (dass das Geoengineering-System anschließend von Terroristen gekapert wird, ist dann natürlich noch mal ein ganz anderes Problem).

    Wettermanipulationen gibt es bereits

    Es auf Knopfdruck regnen zu lassen oder wie mit einem Druck auf den Lichtschalter die Sonne scheinen zu lassen, hört sich ja gut an. Aber wie soll das eigentlich funktionieren? Um etwa die Erderwärmung einzudämmen, müsste man die Atmosphäre künstlich mit Schwefelpartikeln anreichern, sodass die Sonne weniger Durchschlagskraft bei der Ankunft ihrer Strahlen auf der Oberfläche entwickelt. So macht der Harvard-Professor David Keith in diesen Tagen zum Beispiel Schlagzeilen mit der Forderung, die Verdunklung der Sonne durch das so genannte Solor Radiation Management (die Regulierung von Sonnenstrahlen durch Schwefelsäure in der Atmosphäre) in Experimenten voranzutreiben - was jedoch in der Wissenschaft heftig umstritten ist (von religiösen Institutionen ganz zu schweigen), aber trotzdem in der Praxis möglich wäre.

    Tatsächlich wurde Geoengineering in kleinerem Maßstab schon eingesetzt. Zum Beispiel von der chinesischen Regierung, die 2008 unbedingt die perfekten Olympischen Sommerspiele ausrichten wollte. Und da das Megaevent mitten in der Regenzeit stattfand, machten die erfindungsreichen und kompromisslosen Chinesen kurzen Prozess mit dem Wetter. An mehreren Standorten rund um Peking ließen sie mit Silberjodid auf Wolken schießen, die sich dem Olympiastation näherten. Diese chemische Verbindung ist ein gelbliches, in Wasser unlösliches Salz, um das herum sich das Wasser in der Wolke sammelt und abregnet – in diesem Fall bevor das Nass den Austragungsort erreicht hatte. So konnten Zuschauer und Athleten bei schönstem Wetter die Spiele genießen.

    „Geostorm“ dreht die Realität weiter

    „Geostorm“ spielt zu Beginn im Jahr 2019 (und springt dann drei Jahre weiter in die Zukunft), wo das Wetter vollkommen verrücktspielt. Die Menschheit wird durch eine hochentwickelte Form von Geoengineering vorerst gerettet und anschließend durch eine massive Fehlfunktion des Systems an den Rand der Auslöschung getrieben. Ein ausgeklügeltes Satellitennetzwerk im All, entworfen von dem genialen Konstrukteur Jake Lawson (Gerard Butler), sorgt für einen Stopp der Extremwetterereignisse und bringt das Klima wieder in die Balance. Doch was passiert, wenn sich Verschwörer an der komplizierten Technologie zu schaffen machen? Die Antwort darauf gibt Dean Devlin in „Geostorm“, der mit Alexandra Maria Lara (als ISS-Kommandantin), Jim Sturgess (als Jakes Bruder Max), Ed Harris (als Außenmitarbeiter), Andy Garcia (als US-Präsident) und Abbie Cornish (als FBI-Agentin) neben Gerard Butler in der Hauptrolle prominent besetzt ist.

    Zum Start von "Geostorm": Die spektakulärsten Naturkatastrophen im Film

    Die Wetterkatastrophen wie Hurricanes, Tsunamis, Bergrutsche, Regenfluten oder Hitzewellen, die heutzutage schon in immer kürzeren Abständen auftreten (wie jüngst das tödliche Erdbeben in Mexiko und der verheerende Hurricane in Puerto Rico), dreht Dean Devlin bei seinem Kino-Regiedebüt noch beherzt weiter: Die Intervalle der Katastrophen werden hier noch kürzer und die Auswirkungen noch viel extremer. So liegt die Basis der Wetterereignisse in der Realität, doch „Geostorm“ schraubt die Katastrophen noch ein paar Eskalationsstufen weiter, um auf der Leinwand das größtmögliche Spektakel zu bieten. Zugleich appelliert der Film aber trotzdem auch an die ökologische Empfindsamkeit der Zuschauer. Ein Konzept, das sich in Hollywood bewährt hat - nicht zuletzt sehr erfolgreich betrieben von Devlins Produktions-Partner Roland Emmerich in Katastrophen-Actionern wie „The Day After Tomorrow“ (2004) oder „2012“ (2009).

    Wie realistisch sind die Naturkatastrophen in „Geostorm“?

    Wenn man sich etwas tiefer mit den optisch spektakulär in Szene gesetzten Katastrophen im Film auseinandersetzt, unterscheiden sich die Ereignisse in ihrem Realitätsgrad doch deutlich. Man kann die großen Schauwert-Sequenzen in zwei Kategorien einteilen: erweiterter Realismus und pure Fantasy. Es ist zum Beispiel durchaus denkbar, dass die französische Metropole Paris (liegt aktuell 35 Meter über dem Meer) einmal komplett unter Wasser stehen wird, wenn die Polarkappen weiter radikal abschmelzen und der Meeresspiegel steigt. Auch eine Megaflut in Dubai ist nach einem Tsunami vorstellbar, wenn auch nicht in den Ausmaßen wie auf der Leinwand.

    Die 25 besten Katastrophenfilme

    Auf der anderen Seite mischt Devlin in seinen Katastrophen-Actioner optisch beeindruckende Fantasy-Elemente hinzu, die besonders große Schauwerte bieten. Darunter ein tödlicher Eisregen, der auf Afghanistan und Rio de Janeiro niedergeht und die Menschen, die von ihm erfasst werden, innerhalb von einer Sekunde schockgefriert. In diese Kategorie fällt auch eine der eindrucksvollsten Zerstörungsorgien von „Geostorm“, nämlich das Desaster von Hongkong, wo sich die Erde so schnell so sehr erwärmt, dass Gasleitungen platzen, der Untergrund vor Gluthitze aufweicht und reihenweise Hochhäuser auf dem porös gewordenen Gelände ineinander krachen. So ist „Geostorm“ auf der Spektakel-Ebene ein Mix aus zugespitzter Realität und Hollywood-Einfallsreichtum.

    Gibt es wirklich Geostürme?

    Was ist eigentlich ein „Geostorm“? Gibt es das wirklich? Im Film ist das Phänomen eine Serie von mehreren Tausend Extremwetterereignissen, die simultan auftreten und durch ihre apokalyptische Wucht den Fortbestand des ganzen Planeten gefährden. In der Wirklichkeit treten Naturkatastrophen aber nur regional und nicht global auf. Ein griffiger Begriff, der neugierig macht, ist Geostorm aber allemal! Und auch wenn „Geostorm“ Fiktion ist, so rührt der Kern des Films trotzdem an der Realität der Menschen, die sich immer öfter mit lebensbedrohlichen Naturkatastrohen beschäftigen müssen, weil sie ihnen immer näher rücken. Die Botschaft, die der Film aussendet, ist bei aller Konzentration auf den Unterhaltungsfaktor ein positiver: Die Menschheit und ihre viele Staaten müssen zusammenarbeiten, um ein solch globales Problem zu lösen.

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