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    Nach Zeitungsboykott: Kritikervereinigungen schließen Disney von ihren Filmpreisen aus [Update]

    Vier Kritikervereinigungen aus den USA haben sich zusammengetan und Disney-Filme von ihren Preisverleihungen ausgeschlossen, solange der Konzern den Vertretern der Los Angeles Times den Zugang zu seinen Pressevorführungen verweigert.

    Disney

    Nachdem in der Los Angeles Times zwei Berichte über vorgeblich fragwürdige Geschäftsbeziehungen zwischen Disneyland und der Stadt Anaheim erschienen sind, schloss der Mäusekonzern die Journalisten des Magazins von den Pressevorführungen ihrer Filme aus, wie der Hollywood Reporter berichtet. Angewandt wurde dieser Boykott erstmals bei dem kürzlich angelaufenen „Thor 3: Tag der Entscheidung“.

    Disney-Vertreter wiesen die in dem Artikel der Times erhobenen Vorwürfe zurück und bezeichneten die Berichterstattung als voreingenommen und falsch. Trotz der Weitergabe von „zahlreichen unbestreitbaren Fakten an die Reporter, Redakteure und Verleger über mehrere Monate“, habe die Times ihre Artikelreihe unverändert vorangetrieben. Disney hoffe für die Zukunft wieder auf eine ausgewogenere Berichterstattung. Zugleich hat das Unternehmen aber auch konkrete Konsequenzen für Mitarbeiter der kritisierten Zeitung gezogen, wie L.A.-Times-Reporter Glenn Whipp twitterte, der nicht wie üblich zu einer Disney-Pressevorführung eingeladen worden ist. Faktisch kann das Blatt damit momentan keine Kritiken zu den Filmen des Konzerns vor dem offiziellen Kinostart veröffentlichen.

    Auf diese Restriktionen reagieren laut einem Bericht des Hollywood Reporters nun die vier Kritikervereinigungen L.A. Film Critics Association, N.Y. Film Critics Circle, Boston Society Of Film Critics und National Society Of Film Critics mit einem gemeinsamen Statement. Darin betonen sie die Bedeutung der Pressefreiheit und schließen ihrerseits alle Disney-Filme von ihren am Ende dieses beziehungsweise Anfang des nächsten Jahres verliehenen Filmpreisen aus – solange bis der Bann der Journalisten aufgehoben werde. Den Anfang macht der Kreis der New Yorker Filmkritiker, die am 30. November 2017 über die Gewinner abstimmen, während die National Society Of Film Critics am 6. Januar 2018 votet.

    Die Preise der Kritikervereinigungen können dabei auch einen Indikator für die 90. Oscar-Verleihung am 4. März 2018 – dem wichtigsten Filmpreis der Branche – darstellen. „Die Schöne und das Biest“, Pixars „Coco – Lebendiger als das Leben!“ und „Cars 3“ werden laut THR derzeit als Kandidaten für den ein oder anderen Filmpreis in Betracht gezogen; „Star Wars 8: Die letzten Jedi“ könnte nach seinem Kinostart am 14. Dezember 2017 auch noch dazukommen.

    Wenn sich die verschiedenen Parteien also nicht einigen, dürften die Disney-Filme bei den Preisen der Kritikervereinigungen in jedem Fall leer ausgehen.

    UPDATE (8. November 2017):

    Nach dem angekündigten Boykott von Kritikerverbänden und Solidarisierungen von Medien, die nicht mehr zu Disney-Pressevorführungen gehen wollten, hat der Konzern nun eingelenkt – die Los Angeles Times wird wieder zu den Veranstaltungen eingeladen. In der New York Times veröffentlichte Disney die folgende Stellungnahme: „Wir hatten produktive Diskussionen mit der neuen Führung der Los Angeles Times im Hinblick auf unsere spezifischen Sorgen, und als ein Ergebnis haben wir zugestimmt, dass ihre Kritiker wieder Zugang zu Vorführungen vor Kinostart haben.“

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