„Star Wars: Die letzten Jedi“ spaltet das Publikum und das lässt sich wohl kaum von der Hand weisen. Denn auch wenn „Star Wars 8“ bei den allermeisten Kritikern (inklusive uns hier bei FILMSTARTS) und vielen Zuschauern sehr gut ankam, gibt es zahlreiche äußerst laute Stimmen im Internet, die einiges auszusetzen haben – bereits kurz nach Erscheinen von „Die letzten Jedi“ widmeten wir diesem Phänomen einen Artikel. Neu ist allerdings die Behauptung, dass die Wertungen auf der Kritiken-Sammel-Seite Rotten Tomatoes von Angehörigen der rechtsradikalen und rassistischen Alt-Right-Bewegung absichtlich manipuliert wurde. Wie die Huffington Post nun aber in einem ausführlichen Artikel darlegte, trifft diese Behauptung jedoch wohl nicht zu.
Rechtsradikale mit "Star Wars 8" unzufrieden
Aufgestellt wurde diese Behauptung in einer Facebook-Gruppe mit dem Namen Down With Disney’s Treatment of Franchises and its Fanboys. Angeblich habe man Bots verwendet, also ein Computerprogramm, das automatisch bestimmte Aufgaben und Funktionen ausführt, um auf Rotten Tomatoes negative Kritiken zu „Die letzten Jedi“ zu verfassen. Daraufhin nahmen die Kollegen von der Huffington Post Kontakt mit der Facebook-Gruppe auf und erfuhren von deren Moderator in einem Nachrichtenaustausch von der politischen Gesinnung innerhalb der Gruppe und den konkreten Problemen, die man dort mit „Star Wars 8“ hat.
Der Moderator bezeichnete sich demnach selbst als Anhänger der Alt-Right und warf Regisseur Rian Johnson, Produzentin Kathleen Kennedy und „Star Wars“-Mastermind Pablo Hidalgo unter anderem vor, die über Jahre hinweg etablierten Bücher, Spiele und dergleichen des Expanded Universe beziehungsweise der Star Wars Legends absichtlich zu ignorieren und auszuradieren, um ihre feministische Agenda voranzutreiben. Außerdem würden in „Star Wars 8“ die männlichen Figuren als Idioten dargestellt und entmannt und stünden kurz davor, in schwule Figuren verwandelt zu werden. Davon habe er genug und er wolle, dass Männer wieder ihren angestammten Platz als Herrscher der Gesellschaft einnehmen. Auch behauptete der Moderator auf Nachfrage noch einmal explizit, Bots verwendet zu haben, um die Wertungen zu manipulieren.
Wertung wurde wohl nicht gehackt
Doch diese Behauptung hält einer genaueren Überprüfung nicht stand. Zwar finden sich auf Rotten Tomatoes zahlreiche negative Nutzerkritiken zu „Die letzten Jedi“, doch müssen diese natürlich nicht zwangsläufig von Bots oder nur Usern mit politischer Agenda verfasst worden sein. Als weiteren Beweis führte die Facebook-Gruppe an, dass aufgrund eines Programmierfehlers bei den verwendeten Bots einige Kritiken zu „Star Wars 8“ stattdessen auf der Seite von „Shape Of Water“ gelandet seien.
Das stimmt zwar, jedoch erklärte Rotten-Tomatoes-Vize-Präsident Jeff Voris den Kollegen von der Huffington Post ganz ausführlich: Hier behauptet wahrscheinlich einfach nur jemand im Nachhinein, für ein technisches Missgeschick verantwortlich zu sein. Denn dafür waren wohl keine Bots verantwortlich, sondern echte User, die im Eifer des Gefechts auf den falschen Film geklickt haben. „Wir nehmen das sehr ernst und haben uns das sehr genau angeschaut“, resümierte Voris, „und soweit unsere Untersuchung bislang ergeben hat, handelt es sich dabei um legitimes User-Verhalten.“ Die komplette Erklärung könnt ihr euch im Artikel der Kollegen ansehen.
"Keine ungewöhnliche User-Aktivität"
Auch ein anderer Sprecher der Seite bezog gegenüber der Huffington Post Stellung zu den Vorwürfen: Man habe ein Team von Experten für Sicherheit, Netzwerk, Soziale Medien und Datenbank, das sämtliche Plattformen überwache. Und das Entscheidende: „Ihnen ist keine ungewöhnliche Aktivität aufgefallen.“ Zur Sicherheit habe man sich das User-Verhalten bei vier Blockbustern – neben „Die letzten Jedi“ noch „Justice League“, „Rogue One“ und „Das Erwachen der Macht“ – angesehen und dabei festgestellt: Zwar würden mehr Bewertungen abgegeben und Kritiken geschrieben als bei „Justice League“ und „Rogue One“, die Zahlen seien jedoch absolut vergleichbar mit denen von „Das Erwachen der Macht“. „Ich würde sagen, das einzige was wir hier sehen, ist, dass die Leute wirklich leidenschaftlich sind und sich die Zeit nehmen, wirklich Kritiken zu schreiben“, fasst der Sprecher die Ergebnisse gegenüber der Huffington Post zusammen.
Keine Manipulation auf Change.org
Eine Randnotiz: Auch an die Betreiber der Petitionsseite Change.org wandten sich die Kollegen, um in Erfahrung zu bringen, ob die dort gestartete Petition, „Die letzten Jedi“ aus dem offiziellen „Star Wars“-Kanon zu streichen, manipuliert wurde. Allerdings antwortete auch Change.org mit beruhigenden Worten: Man habe die entsprechende Petition unter die Lupe genommen, um zu schauen, ob sie von Bots attackiert worden sei, aber das sei nicht der Fall gewesen.
„Star Wars: Die letzten Jedi“ läuft seit dem 14. Dezember 2017 in den deutschen Kinos.
