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    Technisches Chaos: Darum gibt es in Deutschland gerade keine TV-Quoten

    Nachdem es zuletzt immer mal wieder zu Schluckaufs bei der Ermittlung der deutschen TV-Quoten gekommen ist, kann die damit beauftragte GfK aktuell wegen technischer Probleme gar keine Quoten liefern. Für die Werbewirtschaft ist das ein großes Problem

    Bereits seit vergangenem Freitag werden in Deutschland keine TV-Quoten mehr ausgewiesen – und diese quotenlose Zeit wird auch bis mindestens Freitag dieser Woche weiter andauern, wie die dafür zuständige AGF Videoforschung bekanntgab. Erklärt wird das mit technischen Problemen beim mit der Messung der Quoten beauftragten GfK Germany. Demnach können aktuell zwischen den in zufällig ausgewählten Haushalten stehenden Messgeräten und dem Marktforschungsinstitut selbst keine Daten ausgetauscht werden.

    Weil sich schon direkt am ersten Problemtag, also dem vergangenen Freitag, abzeichnete, dass sich das technische Problem nicht einfach so beheben lassen wird, beschloss die AGF direkt, die Ausweisung der Quoten bis zum Montag auszusetzen. Aber selbst diese Maßnahme hat sich nun im Nachhinein als zu optimistisch herausgestellt – denn inzwischen erklärte die AGF, dass das Problem mindestens noch bis Freitagmorgen fortbestehen wird. Aber hundertprozentig sicher lässt sich noch nicht voraussagen, ob die GfK die technischen Herausforderungen bis dahin gemeistert haben wird. Es kann also auch gut sein, dass die quotenlose Zeit noch über das kommende Wochenende hinaus andauern wird.

    Dieser längste Ausfall der Quotenmessung seit den 1990ern ist für TV-Sender und Programmmacher natürlich doof, weil sie nicht mehr direkt auf besonders gute oder schlechte Quoten reagieren können. (Vielleicht läuft so ja auch auf Pro Sieben mal die erste Staffel einer neuen Serie tatsächlich bis zum Ende und wird nicht vorab abgebrochen bzw. ins Nachtprogramm verbannt.) Viel schlimmer trifft es allerdings Werbekunden und ihre beauftragten Agenturen, die eigentlich viel spontaner und schnelle auf Hits und Flops reagieren, aber nun ebenfalls völlig im Dunkeln tappen. Ganz abgesehen von den nun wegfallenden Controlling-Möglichkeiten.

    Quotenaus befeuert (nicht ganz ernstgemeinte) Verschwörungstheorien

    Wohl eher als Gag gemeint haben die Kollegen von Moviepilot augenzwinkernd mit der Idee gespielt, dass womöglich die überragenden Quoten der ersten Folge von „Young Sheldon“ die Quotenmessung in die Knie gezwungen haben könnten. Aber das ist natürlich aus mehrerlei Gründen ausgemachter Unfug: So waren die Quoten der ersten Folge zwar phänomenal gut, aber längst nicht so hoch wie bei etwa einem Länderspiel bzw. auch nur einer durchschnittlichen „Tatort“-Folge. Zudem brach das Quotensystem wie gesagt erst am vergangenen Freitag zusammen (während die erste „Young Sheldon“-Episode schon am Montag ausgestrahlt wurde).

    Ebenso gibt es Überlegungen, warum die Quotenmessung nun ausgerechnet wieder an einem Freitag losgehen soll – immerhin würde es ja Sinn machen, dann lieber gleich übers Wochenende noch bis zum Montag zu warten, so aber sicherzustellen, dass tatsächlich alles wieder wie gewollt funktioniert und nicht so schnell wieder zusammenbricht. Aber am Freitag beginnt eben auch die neue Staffel der traditionell quotentechnisch herausragenden Reality-Show „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“. Es wäre für RTL mehr als eine mittelschwere Marketingkatastrophe, wenn der Sender nicht am folgenden Tag seine üblichen Pressemitteilungen zum sicheren Quotensieg heraushauen könnte.

    Aber man kann die Dinge ja auch positiv sehen – nach der TV-Satire „Free Rainer“ hat sich nun nämlich auch der Branchendienst DWDL in einer Karikatur darüber Gedanken gemacht, wie eine quotenfreie Zukunft aussehen könnte:

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