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    Joaquin Phoenix als Joker: Warum ein zweiter Clown-Prinz im Kino kein Problem sein muss

    Mit Jared Leto und Joaquin Phoenix gibt es demnächst zwei verschiedene Joker-Versionen im Kino zu sehen. Das finden längst nicht alle gut, ich mache mir darüber aber keine Sorgen.

    Metropolitan FilmExport / Warner Bros.

    Zuerst wurde er von Cesar Romero gespielt, dann folgten Jack Nicholson und Heath Ledger bevor die Rolle des Joker in „Suicide Squad“ schlussendlich an Jared Leto ging. Nun wird Joaquin Phoenix offenbar zum nächsten Joker – aber weil Leto weiterhin ebenfalls als Joker zu sehen sein wird, könnte es bald zum ersten Mal in der (Kino-)Filmgeschichte zwei Schauspieler geben, deren Amtszeiten als Clown-Prinzen sich überschneiden.

    Die Nachricht, dass ein Joker-Origin-Film in Planung sei, sorgte schon beim ersten Bekanntwerden neben vorsichtiger Freude vor allem für Ablehnung: Fans von Letos Interpretation der Figur wollen keinen zweiten Darsteller in der ikonischen Rolle sehen, während Fans von Nicholson oder Ledger überhaupt keine neuen Schauspieler in der Rolle sehen wollen. Andere sorgen sich darum, dass das Publikum verwirrt sein könnte, wenn es zwei Joker gleichzeitig auf der Leinwand gibt und dass das ohnehin schon nicht auf besonders sicheren Füßen stehenden DC Extended Universe (DCEU) mit den Filmen über die Superhelden und -heldinnen aus den DC-Comics durch die Neu- bzw. Doppelbesetzung der Rolle endgültig ins Wanken gerät. Alles Quatsch, wie ich finde.

    Comicblockbuster vs. 80er-Jahre-Gangster-Film

    Denn bei der ganzen Aufregung darf man nicht vergessen: Der noch unbetitelte Joker-Origin-Film soll in eine ganz andere Richtung gehen als die Filme im sogenannten DCEU und auch gar nicht Teil von diesem sein. Auf der einen Seite steht ein klassisches Comic-Filmuniversum mit Superhelden und Superschurken, in dem Platz für Amazonen, Außerirdische und einen ausgefallenen Gangsterboss-Joker ist. Auf der anderen Seite wird das „Joker“-Projekt mit Joaquin Phoenix als düster-grimmiges Krimi-Drama mit 80er-Jahre-Setting beschrieben.

    Nun sind solche Ankündigungen natürlich immer mit Vorsicht zu genießen (wie viele Projekte wurden nicht schon im Vorfeld als das neue „The Dark Knight“ oder das neue „Das Imperium schlägt zurück“ beschrieben), aber ich persönlich habe Vertrauen in Warner und DC, dass sie eine deutliche inhaltliche, tonale und optische Unterscheidung hinbekommen und diese auch nach außen kommunizieren. Denkbar wäre etwa, dass die Figur im Film gar nicht als Joker bezeichnet wird, sondern eines der vielen Comic-Pseudonyme (etwa Jack Napier) trägt und nur für Fans und mit genauem Hinschauen überhaupt als Clown-Prinz zu erkennen ist. Der Film könnte dann die Budget-Klasse eines Gangster-Thrillers haben, anstatt die einer Comicverfilmung, und auch entsprechend vermarktet werden.

    Elseworlds macht’s möglich

    Für die nötige Unterscheidung soll auch ein neues Label sorgen, das Warner aufbauen möchte und unter dem dann auch nach dem „Joker“-Film noch andere vom DCEU unabhängige Geschichten rund um die ikonischen Helden und Schurken aus den DC-Comics erzählt werden könnten. Im Bereich Comics ist das schon längst Realität: Unter dem Namen Elseworlds wurden einige der großartigsten Werke der Comicgeschichte veröffentlicht, die aber nicht Teil des offiziellen Comic-Kanons sind – etwa das unlängst verfilmte „Gotham By Gaslight“ oder die von Fans und Kritikern hochgelobten „Superman: Red Son“ und „Kingdom Come“. Comic und Kino sind natürlich nur begrenzt vergleichbar, aber ich bin mir sicher, dass das – entsprechend abgegrenzt – auch auf der großen Leinwand funktionieren kann.

    Doppelbesetzungen sind bereits Realität

    Und wem der Unterschied zwischen Comics und Kino zu groß ist: Doppelbesetzungen von bekannten DC-Figuren sind bereits Realität – zwar nicht in verschiedenen Kinofilmen, aber sehr wohl in Kino und Fernsehen. Betrachtet man nämlich nicht nur das DCEU, sondern auch das Arrowverse und die anderen DC-Fernsehserien, gibt es bereits zwei gleichzeitig aktive Flash-Darsteller (Ezra Miller und Grant Gustin) oder Superman-Darsteller (Henry Cavill und Tyler Hoechlin) und mit Jerome Valeska (Cameron Monaghan) aus „Gotham“ noch einen dritten (Quasi-)Joker. Hier beschwert sich ja auch niemand über mögliche Verwechslungen.

    Elseworld oder Multiverse?

    Und dann wäre da noch die Idee des Multiverse: In den Comics besteht das DC-Universum mittlerweile aus 52 Parallelwelten, die sich alle in mal kleinen, mal wesentlichen Details unterscheiden. Und sollte man sich im kommenden DCEU-Film „The Flash: Flashpoint“ tatsächlich an der gleichnamigen Comicgeschichte orientieren, dann würde man damit wohl auch im Kino das Multiverse etablieren – mit einer Parallelwelt, in der nicht Bruce Wayne, sondern dessen Vater Thomas Batman ist, und die sich auch noch in wichtigen anderen Punkten vom eigentlichen Status quo im DCEU unterscheidet. Denkbar wäre also auch, dass Joaquin Phoenix‘ Joker einfach in einer anderen Welt des Multiverse aktiv ist. Auch das müsste dann halt entsprechend kommuniziert werden.

    Übrigens: Gerüchten zufolge soll dieses Multiverse dann sämtliche Versionen der DC-Helden umfassen, die jemals auf der Leinwand oder dem Bildschirm zu sehen waren – von Adam West über Tim Burton und Christopher Nolan zum DCEU und inklusive sämtlicher Serien-Versionen. Sollten Warner und DC diesen mutigen, aber sehr spannenden Schritt tatsächlich wagen, dann wären zwei Joker, die gleichzeitig im Kino zu sehen sind, lediglich die Spitze des Eisbergs und würden im Vergleich gar nicht mehr so verwirrend wirken. In dem folgenden Video haben wir für euch zusammengefasst, was es mit dem Multiverse auf sich hat:

     

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