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    Pilotkritik zu "Britannia": "Rome" mit einem Hauch "Game Of Thrones"

    Mit „Britannia“ versuchen Sky und Amazon, „Game Of Thrones“ Konkurrenz zu machen – ein ambitioniertes Unterfangen mit einem durchaus vielversprechenden Start, der ab dem heutigen 23. Februar via Sky auch erstmals in Deutschland zu sehen ist.

    Sky / Amazon

    Das Ende von „Game Of Thrones“ ist in Sicht. 2019 wird die letzte Staffel des Serien-Überhits über die Bildschirme flimmern. Schon jetzt bringen sich Sender und Streaming-Anbieter daher in Stellung, um die Lücke mit ihrem eigenen epischen Schlachtengemälde zu füllen (nicht zuletzt HBO selbst mit Formaten wie „Westworld“ oder dem geplanten „Game Of Thrones“-Spin-off). Um dieser Mammutaufgabe gewachsen zu sein, haben sich mit Sky und Amazon – gut getimt im „GoT“-losen Jahr 2018 – nun gar zwei Riesen am Serienhimmel zusammengetan. Das sieht man den Produktionswerten des Ergebnisses „Britannia“ zwar nicht immer an, verheißungsvoll ist die erste Stunde der Historien-Fantasy-Mischung aber allemal.

    Im Jahre 55 vor Christus hat der legendäre Römische Kaiser Julius Cäsar bei seinem Eroberungsfeldzug durch Europa auch Fuß auf Britannien gesetzt – nur um wenig später schon wieder kehrt zu machen. Als verflucht gilt das Land seitdem, um das sich nicht nur wegen der mysteriösen Druiden allerlei Schauergeschichten ranken. Neun Jahrzehnte später wagt Rom aber nichtsdestotrotz einen weiteren Vorstoß zur Eroberung der geheimnisvollen Inseln mit dem ebenso unerschrockenen wie unerbittlichen Feldherren Aulus Plautius (David Morrissey) an der Spitze. Und tatsächlich hat der zunächst leichtes Spiel bei seiner Landung in Britannien, sind die untereinander verfeindeten keltischen Stämme doch zu sehr mit ihrem eigenen Krieg beschäftigt, um ernsthaft Widerstand leisten zu können. Doch angesichts der Bedrohung durch die Römer bahnen sich neue Allianzen an – und die mächtigen Druiden stellen sich den Eindringlingen bald ebenfalls in den Weg.

    Eigenwilliger Mix

    „Brittania“ steht ein wenig zwischen den Stühlen. Als Hintergrund dienen zwar historische Ereignisse, die Autoren-Brüder Jez Butterworth („Edge Of Tomorrow“) und Tom Butterworth („Die letzte Legion“) nehmen sich aber genügend Freiheiten, die die Serie weit weg von einer reinen Geschichtsstunde positionieren. Dabei flechten sie über die schaurigen Druiden auch mystische Elemente ein, die in der ersten Folge einen leichten (und später sicherlich noch präsenteren) Fantasy-Einschlag vorbereiten, der bisweilen gar einen dezenten B-Movie-Charme durchblitzen lässt. Tatsächlich ist es streckenweise in etwa so, als würde man das kurzlebige TV-Epos „Rome“ oder das blutgetränkte „Spartacus“ mit einer Prise „Game Of Thrones“ würzen. Das Resultat reicht – zumindest im Auftakt – zwar nicht an diese Vorbilder heran, kurzweilig ist es aber definitiv. Gerade die Ungewissheit über die Kräfte der Druiden, mit der anfangs noch gespielt wird, birgt hier einen besonderen Reiz, auch wenn die Antwort darauf dann doch recht eindeutig auszufallen scheint. Man kann für den Rest der Staffel nur hoffen, dass der Umgang mit der übernatürlichen Komponente weiter so spannend subtil bleibt.

    Generell lebt „Britannia“ (ganz ähnlich wie „Game Of Thrones“) davon, dass die verschiedenen Seiten der schwelenden Konflikte ausgewogen beleuchtet werden. Behutsam werden hier die Spieler der unterschiedlichen Parteien erst einmal in Stellung gebracht, um die Bühne für umso explosivere Ver- und Entwicklungen, Auseinandersetzungen und Konflikte zu bereiten – von denen man in Folge eins allerdings erstmal nur einen Vorgeschmack bekommt. Aber auch für sich genommen birgt ein jeder Schauplatz bereits zugkräftige Figurenkonstellationen. Auf Römerseite wird alles von David Morrissey überstrahlt, der im Grunde zwar nur eine abgewandelte Version seines Governors aus „The Walking Dead“ gibt, dadurch aber auch „Britannia“ mit einer einschüchternden Präsenz bereichert. Schon als er direkt in den ersten Minuten der Serie seine Psychospielchen mit einigen Deserteuren treibt, wird klar, dass Aulus Plautius – im wahrsten Sinne des Wortes – keine Gefangenen macht. Schnell wird hier außerdem – sowohl in Sachen Gewalt als auch hinsichtlich der Sprache – der raue Ton von „Britannia“ etabliert.

    Spannende Figuren, holprige Inszenierung

    Beim Blick auf die britannischen Einheimischen gefällt zu Beginn der Serie vor allem das unfreiwillige Gespann aus der jungen Keltin Cait (Eleanor Worthington-Cox), die gerade erst mit ansehen musste, wie ihre Familie einem Überfall der Römer zum Opfer gefallen ist, und dem ausgestoßenen Druiden Divis (Nikolaj Lie Kaas), dessen Geisteszustand unter seinem einsamen Dasein zwar gelitten zu haben scheint, der andererseits aber als Einziger den römischen Angriff hat kommen sehen. Das ungleiche Duo harmoniert inmitten eines Balanceakts zwischen tragischen und humoristischen Tönen perfekt und ist auch darum faszinierend, weil zunächst allenfalls angedeutet wird, welche Rolle sie im großen Ganzen noch spielen werden.

    Die Szenen der beiden sind es auch, bei denen die teils malerischen Kulissen von „Britannia“ am ehesten zur Geltung kümmern. Regisseur Metin Hüseyin („Borgia“, „Outlander“) packt die Landschaften der Drehorte Tschechien und Wales in einige wunderschöne Bilder – allerdings nur so lange diese nicht mit dem zu wünschen übrig lassenden CGI kombiniert werden. Die Makel der Inszenierung machen sich zudem auch in den teils wirr und zu nah am Geschehen gefilmten Kampfszenen (vor allem bei Nacht) bemerkbar. Hier ist gerade mit der Aussicht auf ausuferndere Schlachten im weiteren Verlauf der Staffel zweifellos noch Luft nach oben.

    Fazit

    „Britannia“ hat bei weitem (noch) nicht die Opulenz eines „Game Of Thrones“, doch auch die HBO-Serie hat mal klein(er) angefangen. Wer intriganten Ränkespielen und dreckiger Historien-Action mit dezenten Fantasy-Einschüben, deren Mix in erster Linie auf Unterhaltung und nicht auf anspruchsvolle Geschichtsnachhilfe abzielt, etwas abgewinnen kann, dürfte bei der ersten Kooperation von Sky und Amazon jedenfalls voll auf seine Kosten kommen.

    Die neun Folgen der ersten „Britannia“-Staffel sind ab dem heutigen 23. Februar 2018 – wahlweise auf Deutsch oder Englisch – immer freitags um 20.15 Uhr auf Sky Atlantic HD zu sehen. Parallel dazu sind sie auch über Sky Ticket, Sky Go und Sky On Demand abrufbar. Am 26. April erscheint die komplette Season dann obendrein auf DVD und Blu-ray.

     

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