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    Steven Spielberg: Netflix-Filme sollten keine Oscars gewinnen dürfen

    Die Veröffentlichungsstrategie von Netflix ist in der Filmbranche schon lange umstritten, nun hat Regielegende Steven Spielberg sich an die Seite der Kritiker gestellt und auch aus Cannes gibt es weiter Gegenwind für den Streaming-Giganten.

    Backgrid USA / Bestimage

    Zum kommenden Start seines Science-Fiction-Spektakels „Ready Player One“ hat Regisseur Steven Spielberg dem britischen Fernsehsender ITV ein Interview gegeben, in dem er auch zu seiner Einstellung gegenüber Netflix, dem Fernsehen und der veränderten Medienlandschaft befragt wird. Dabei sieht er die qualitative Blüte des Fernsehens (Streamingdienste schließt er da mit ein) als besondere Herausforderung für die Filmbranche und sieht das TV als „klare Gefahr für den Kinogänger“.

    Außerdem betont Spielberg, dass Netflix-Filme für ihn keine Kino-Filme seien. Wenn man sich einmal auf das TV-Format (womit er wie gesagt alle Varianten des Heimkinos meint) festgelegt habe, dann handele es sich eben um Fernsehfilme. Und das hat in seinen Augen auch Auswirkungen auf die Preiswürdigkeit: Wenn eine solche Produktion gut ist, dann verdiene sie einen Emmy, aber keinen Oscar. Filme, die einfach nur ein paar Tage ins Kino gebracht würden, um die Wählbarkeitskriterien zu erfüllen, sollten nicht für eine Oscar-Nominierung in Frage kommen.

    "Auslöschung" ist nur der Anfang: Netflix "klaut" die guten Filme aus den Kinos

    Damit spielt der Filmemacher auf Netflix-Produktionen wie „Mudbound“ an, der nur für eine Woche in einem Kino in Los Angeles (und dazu in einem in New York) zu sehen war und ansonsten exklusiv online angeschaut werden kann. Diese sieben Tage im Kino haben Dee Rees‘ Drama ganz regelkonform ins Oscar-Rennen gebracht, und es erhielt schließlich sogar vier Nominierungen, unter anderem für Rachel Morrison, die als erste Frau überhaupt für den Kameraoscar vorgeschlagen wurde. Aber faktisch konnte den Film fast niemand im Kino sehen – und daran haben sich vor Spielberg auch schon Christopher Nolan und viele andere gestört.

    Wettbewerb in Cannes ohne Netflix-Filme

    Die Leitung des Festivals von Cannes hat wegen dieser Situation sogar eigens die Regeln geändert. Nachdem es im vergangenen Jahr kontroverse Diskussionen um die Wettbewerbsteilnahme der beiden Netflix-Produktionen „The Meyerowitz Stories“ und „Okja“ gegeben hatte und der Streamingdienst nicht bereit war, die Filme in Frankreich ins Kino zu bringen, ist ein solcher Kinostart nun Voraussetzung dafür, im Rennen um die Goldene Palme antreten zu dürfen. Wie Festival-Direktor Thierry Frémaux in einem Interview mit Variety präzisierte, heißt das nicht, dass Netflix, Amazon und Co. in Cannes nicht willkommen seien, aber wenn sie sich nicht dazu verpflichteten, ihre Filme regulär ins Kino zu bringen, dann blieben ihnen die beiden wichtigsten Sektionen des Festivals (neben dem Wettbewerb auch Un certain regard) von nun an verschlossen.

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