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    Darum hat "Avengers 3" für mich "Guardians Of The Galaxy" und "Thor 3" kaputtgemacht

    Das Mammutprojekt „Infinity War“ kann überhaupt nur deshalb funktionieren, weil die 18 zuvor erschienenen MCU-Filme die nötige Vorarbeit geleistet haben. Als „Dankeschön“ macht „Avengers 3“ zwei der MCU-Filme rückwirkend schlechter.

    Walt Disney

    Achtung: Dieser Text enthält Spoiler zu „Avengers 3: Infinity War“!

    Alle hier in der FILMSTARTS-Redaktion fragen sich gerade, wie wohl jemand „Avengers 3“ wahrnimmt, der keinen der 18 zuvor im Marvel Cinematic Universe (MCU) erschienenen Superhelden-Blockbuster gesehen hat?

    Wir kennen zwar niemanden, auf den das zutrifft, gehen aber trotzdem davon aus, dass derjenige wohl nicht mal Bahnhof verstehen würde…

    Dass „Avengers 3: Infinity War“ trotzdem das erfolgreichste US-Eröffnungswochenende der Geschichte hingelegt hat und zudem auch noch ein richtig guter Film ist, liegt daran, dass Disney und Marvel mit ihrem MCU die herkömmlichen Regeln des Hollywood-Filmemachens längst außer Kraft gesetzt haben.

    Walt Disney

    „Avengers 3“ läutet endgültig ein neues Zeitalter der seriellen Blockbuster-Produktion ein – und wenn ich danach gehe, wie sehr das Publikum um mich herum auf nahezu jeder einzelnen Szene hochemotional reagiert hat, ist der Plan offensichtlich vollumfänglich aufgegangen.

    „Infinity War“ kann vor allem deshalb – quasi ohne Luft zu holen - einen lustigen oder bedeutsamen Charaktermoment nach dem anderen Abfeuern, weil wir die Figuren eben schon über 18 Filme hinweg kennen (und im besten Fall lieben) gelernt haben. „Avengers 3“ erntet, was die anderen MCU-Blockbuster gesät haben. Gut so! Das haben sich MCU-Mastermind Kevin Feige & Co. redlich verdient.

    Aber nicht jeder Rückgriff auf vorangegangene Ereignisse ist gleichermaßen gut gelungen, ganz im Gegenteil: Es gibt speziell zwei Momente, in denen „Infinity War“ das MCU-Vermächtnis meiner Meinung nach mit Füßen tritt – und zwar ziemlich schamlos volle Kanne in die Weichteile!

    Ein Finale entwertet

    Das erste Mal passiert das gleich zu Beginn, wenn Thanos und seine Handlanger das Raumschiff mit den überlebenden Asen (den Bewohnern von Asgard) abfangen. In angedeuteten Bildern und erst später in kaum mehr als einem Nebensatz wird hier beiläufig abgefrühstückt, dass Thanos die Hälfte der sich nach der Zerstörung von Asgard im Finale von „Thor: Tag der Entscheidung“ auf der Flucht befindlichen Asen bereits getötet hat. Statt auf ihr Schicksal wird der emotionale Schwerpunkt der Sequenz ganz auf den Heldentod von Loki gelegt.

    „Thor 3“ hatte eh schon ein großes Problem, weil es vielen Zuschauern nicht unbedingt leichtgefallen ist, nach den eher augenzwinkernden ersten zwei Dritteln im Schlussakt plötzlich den Schalter umzulegen und die Zerstörung von Asgard als tieftragisches Ereignis zu akzeptieren. Auch ich persönlich fand Thors Aussage, Asgard sei kein Ort, sondern ein Volk, damals schon kaum verdient. Aber mit dem Wissen um die Geschehnisse im „Avengers 3“-Aufakt, in dem dieses ach so wichtige Volk in einem Wegwerf-Nebensatz noch einmal weiter dezimiert wird, verkommt Thors pathetischer Durchhaltespruch endgültig zu einem schlechten Scherz.

    „Avengers 3“ macht aus dem schwachen Finale von „Thor 3“ ein wahrhaft lachhaftes Finale!

    Ein Ort zerstört

    Nicht ganz so fatal ist der Umgang mit Knowhere, einem durchs All schwebenden, riesigen Kopf eines uralten Wesens - dem bisher wohl interessantesten MCU-Ort abseits der Erde. Dieser kommt erstmals in der Post-Credit-Sequenz von „Thor 2“ vor und spielt dann in „Guardians Of The Galaxy“ eine ganz zentrale Rolle. In „Avengers 3“ wird Knowhere nun von Thanos vollständig zerstört, die darauf lebenden Wesen aus allen Ecken der Galaxis scheinbar alle getötet (wobei nicht ganz klar ist, wie das zur Zufallsauswahl seiner 50-Prozent-Regel passt).

    Aber anstatt diesem besonderen Ort ein verdient gewichtiges Ende zu spendieren, muss er einfach nur für einen – visuell durchaus inspirierten – Realitätsstein-Twist herhalten. Dass Knowhere in Wahrheit von Thanos schon lange vor Ankunft von Star-Lord, Drax, Gamora und Mantis zerstört wurde, spielt in diesem Moment praktisch gar keine (emotionale) Rolle – stattdessen stehen ganz klar die clevere Wendung und der erste Einsatz des Realitätssteins im Vordergrund.

    Auch das wird für mich negative Folgen beim nächsten Schauen von „Guardians Of The Galaxy“ haben:

    Während ich über Knowhere staune, wird künftig im Hinterkopf immer der Gedanke daran nagen, wie lieblos und beiläufig die MCU-Macher alles dort später einfach auslöschen werden.

    Die Hälfte weggeschnipst

    „Avengers 3“ behandelt die Figuren des MCU mit großer Sorgfalt, aber mit Welten und Völkern gehen die Macher geradezu fahrlässig um. Das zeigt sich übrigens auch noch einmal im Finale, wenn man zwar ausführlich und wiederholt sieht, wie sich einzelne Superhelden in Luft auflösen, aber kein wirkliches Gefühl dafür bekommt, dass hier tatsächlich gerade die Hälfte allen Lebens im Universums mit einem Fingerschnipsen ausgelöscht wurde.

    Wenn man so unglaublich viele (Superhelden-)Figuren in einem Film unterbringen muss, dann bleibt für den Rest des Universums offenbar schlicht kein Platz mehr – und darunter leidet leider nicht nur „Avengers 3“ selbst, sondern „Guardians Of The Galaxy“ und vor allem „Thor 3: Tag der Entscheidung“ sogar noch viel mehr.

    Avengers: Infinity War“ läuft seit dem 26. April in den deutschen Kinos.

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