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    Kritik zu "Picnic At Hanging Rock" mit "Game Of Thrones"-Star Natalie Dormer: Historien-Mystery-Serie à la David Lynch

    Nachdem „Picnic At Hanging Rock“ bereits im Februar 2018 im Rahmen der Berlinale hierzulande zu sehen war, startet die Miniserie nun auch regulär. Der Auftakt, in den wir vorab reinschauen konnten, punktet vor allem mit Stimmung und Stil.

    FremantleMedia

    Als am Valentinstag im Jahr 1900 drei Schülerinnen und eine Lehrerin eines australischen Mädcheninternats nach einem Trip zum sagenumwobenen Hanging Rock spurlos verschwinden, ist die Aufregung groß – was der ebenso resoluten wie undurchsichtigen Schulleiterin Mrs. Appleyard (Natalie Dormer) so gar nicht in den Kram passt. Sie will die Vermissten schnellstmöglich gefunden wissen, um die Sache aus der Welt zu schaffen. Doch auch nach einer Woche hat ein großer Suchtrupp kein Erfolg mit dem Vorhaben. Stattdessen drohen im Zuge der Aufmerksamkeit, andere dunkle Geheimnisse zum Vorschein zu kommen...

    Mysterium ohne Auflösung?

    Auch wenn die Geschichte hierzulande längst nicht so weit verbreitet ist wie in ihrem Ursprungsland Australien, ist „Picnic At Hanging Rock“ bei weitem keine neue Erzählung. Bereits 1967 erschien der gleichnamige Roman von Joan Lindsay (hierzulande zunächst unter dem Titel „Picknick am Valentinstag“), acht Jahre später wurde der Stoff dann erstmals von Peter Weir („Der Club der toten Dichter“, „Die Truman Show“) verfilmt. Doch wie schon die Vorlage selbst und die erste Adaption vor allem durch das Drumherum und nicht so sehr durch die im Kern doch recht herkömmliche Prämisse besonders wurden, findet nun auch die auf dem Buch basierende Miniserie ihren ganz eigenen, fast schon schwelgerischen Zugang zum Stoff.

    Das aufgebaute Mysterium an sich wird dabei zwar nie ad acta gelegt – schließlich ist es das Ereignis, um das Gegenwart und die durch Flashbacks allmählich zusammengesetzte Vergangenheit innerhalb der Handlung kreisen –, dass die höchste Priorität allerdings nicht auf seiner Auflösung liegt, lässt schon die erste Folge vermuten. Je mehr sich die Figuren darum bemühen, desto weiter scheint sie ihnen gar zu entgleiten. Schon in Lindsays Roman stand am Ende nicht die alles entwirrende Erklärung. Ein entsprechendes Abschlusskapitel existierte zwar, wurde von ihr vor der Veröffentlichung jedoch wieder entfernt (und ist erst nach ihrem Tod als eigenes Werk veröffentlicht wurden). Ob sich die Serie nun auf die ursprüngliche Fassung stützt oder das zusätzliche Kapitel mit einfließen lässt, bleibt abzuwarten (wir vermuten aber ersteres).

    Stilsichere Bedrohlichkeit

    Regisseurin Larysa Kondracki („Legion“, „Better Call Saul“) legt schon vom hypnotischen Gang durch den Wald in den ersten Minuten an gesteigerten Wert auf Stil und Atmosphäre. Ihre teils recht skurrilen Figuren lässt sie dabei durch stilsicher komponierte, mitunter in abgefahrene Kamerawinkel abdriftende Bilder irren, die sie mit unheilvollem Sounddesign, allerlei optischen Tricks und einigen modernen Stilmitteln (allen voran der recht treibende Soundtrack) paart. Die unterkühlte Welt des Upper-Class-Mädcheninternats, in dem nicht nur strenge Regeln herrschen, sondern deren Nichtachtung auch entsprechend hart bestraft wird, erscheint dabei seltsam entrückt und doch beklemmend.

    Einen ganz entscheidenden Anteil daran hat auch die rätselhafte Schulleiterin Mrs. Appleyard, der Natalie Dormer („Game Of Thrones“, „Die Tribute von Panem“) eine bedrohliche Aura verleiht, durch die hin und wieder aber auch eine gewisse Verletzlichkeit durchblitzt. Ihr strenges Auftreten und die Vollblut-Verkörperung gnadenloser Oberschicht-Manierismen machen sie in vielen Momenten zu einer absolut hassenswerten Figur, gleichzeitig üben die vielen Geheimnisse und Charakterzüge, die unter ihrer Oberfläche brodeln, aber eine ungemeine Faszination aus. Mrs. Appleyard bleibt damit erfreulich ambivalent und zumindest in der ersten Folge der mit Abstand interessanteste Charakter der Serie.

    Fazit

    Wenn Regie-Exzentriker David Lynch eine Serie in historischem Setting inszenieren würde, würde wohl so etwas Ähnliches herauskommen wie „Picnic At Hanging Rock“. Gerade der Fokus auf die dichte Atmosphäre macht die Romanadaption aber nicht so zugänglich, wie es die Prämisse zunächst vielleicht vermuten lässt. Die Miniserie ist eher ein Erlebnis zum Erfahren als ein Unterhaltungsprodukt zum bloßen Anschauen. Wer sich darauf einlassen kann, könnte sich aber ebenso wie die Mädchen in der Geschichte schnell in der Sogwirkung des „Hanging Rock“ verlieren.

    „Picnic At Hanging Rock“ läuft seit dem 10. Mai 2018 exklusiv beim Telekom-Streaming-Dienst EntertainTV Serien. Dort sind die Folgen der sechsteiligen Miniserie sowohl im englischen Original als auch in der deutschen Synchronfassung abrufbar.

     

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