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    Ein Rendez-vous mit Christopher Nolan: Warum der "The Dark Knight"-Regisseur nie zur Filmhochschule ging und was man über "Memento" wissen muss

    Meisterregisseur Christopher Nolan ist zum ersten Mal beim Filmfestival in Cannes und berichtete im sogenannten Masterclass-Gespräch über seine Erfahrungen als Filmemacher, seine Werke und seine Einstellung zum Kino.

    Christopher Nolan präsentiert restaurierte Fassung von "2001 – Odyssee im Weltraum"

    Es ist sein erster Besuch beim berühmtesten Filmfestival der Welt. Christopher Nolan präsentiert am Sonntag (13.5.) in Cannes die von ihm persönlich restaurierte 70mm-Originalfassung von Stanley Kubricks Science-Fiction-Über-Meisterwerk „2001 – Odyssee im Weltraum“ – zusammen mit dem mittlerweile 81-jähigen Hauptdarsteller Keir Dullea, Kubricks Tochter Katharina und dessen Schwager und Produktionspartner Jan Harlan. Doch vorher stellte sich Nolan in der Interview-Reihe „Rendez-vous mit…“ dem Publikum. Bevor es losgehen konnte, spielten sich turbulente Szenen im fünften Stock des Festivalgebäudes ab, da das rund 300 Menschen fassende Kino „Salle Bunuel“ viel zu klein war, um dem gigantischen Ansturm standzuhalten, sodass Hunderte Journalisten nicht hineinkamen und nur mit Mühe zurückgehalten werden können. Als es dann mit einer Viertelstunde Verspätung losging, erntete Nolan Standing Ovations von der Presse ... und „Blade Runner 2049“-Regisseur Denis Villeneuve (siehe Tweet ganz unten), der dieses Jahr in der Jury sitzt. Das sollte Nolan Geschmack gemacht haben, auch mal selbst einen Film an die Côte d’Azur zu bringen.

    Nolans Lieblinge: Darth Vader und "2001"

    Wir haben die wichtigsten Aussagen Christopher Nolans für euch zusammengefasst. Seinen Lieblingsbösewicht hat uns Nolan schon einmal selbst verraten (Darth Vader!), sein Lieblingsfilm ist wenig überraschend Stanley Kubricks „2001 – Odyssee im Weltraum“, den er zum ersten Mal im Alter von sieben Jahren gesehen hat. „2001“ gab ihm eine Idee davon, dass „Filme alles sein können“ und nicht an bestimmte Formen und Konventionen gebunden sind. Als er in New York an der Restauration seiner eigenen Filme arbeitete, bekam er von Ned Price, dem Vize-Präsidenten der Restaurationsabteilung von Warner Bros., die Chance, einen Blick auf die „2001“-Originalkopien von 1968 zu werfen. Dort wurde die Idee geboren, den bahnbrechenden Film in bester 4K-Qualität zu restaurieren und zu bewahren, um so nah wie möglich an den Zustand zu kommen, wie der Film damals in die Kinos kam. Dass sich Nolan für die Wiederaufführung zum 50. Jubiläum einsetzte und der Film weltweit noch einmal gezeigt wird, hat Kubrick-Tochter Katharina besonders gefreut: „Das ist großartig. Der Film ist ein halbes Jahrhundert alt und der Fakt, dass die Menschen immer noch fasziniert sind, darüber diskutieren und er so viele Filmemacher beeinflusst hat, ist unglaublich.“

    Filmhochschulen lehnten Christopher Nolan ab

    Nolan gab auch einen interessanten Einblick in seine eigene Arbeit. Er hat starke Prinzipien: „Ich bin nie zur Filmhochschule gegangen und mache immer meine eigenen Filme.“ Warum er keine filmakademische Ausbildung genoss, hat aber einen ganz einfachen Grund: „Um es klar zu sagen: Ich bin da nicht reingekommen.“ Dafür hat sich der Londoner das Handwerkszeug selbst beigebracht. „Ich weiß genug über jeden einzelnen Job am Set, um für jeden eine richtige Nervensäge zu sein“, erzählte Nolan. Sein Kontrollzwang geht sogar so weit, dass er keinen Second-Uni-Regisseur zulässt – also Filmer, die Landschaftsaufnahmen und ähnliches aufnehmen, in denen keine Schauspieler beteiligt sind: „Für mich ist klar, wenn ich der Regisseur bin, ich muss alle Szenen drehen, die auch im Film landen.“ Dafür nutzt er dann auch nicht wie üblich Monitore am Filmset: „Ich bleibe bei der Kamera und möchte sehen, wie sich die Szene im dreidimensionalen Raum entwickelt.“

    "Memento" wird oft missverstanden

    Über seine Filme sprach Nolan auch. Dabei wollte er mit einem weitverbreiteten Missverständnis aufräumen, wenn es um seinen Durchbruchsfilm „Memento“ geht: „Er wird oft als non-linearer Film bezeichnet – das ist er aber nicht. Er ist äußerst linear, aber er läuft rückwärts. Deswegen konnte ich auch nicht eine einzige Szene weglassen. Ich musste das alles schon im Drehbuch ordnen.“ Auch der Annahme, dass sein Batman in der „The Dark Knight“-Trilogie ein echter Superheld sei, trat er entgegen: „Bruce Wayne hat keine Superkräfte – abgesehen von außergewöhnlichem Reichtum. Aber, wirklich, er ist einfach jemand, der eine Menge Push-ups macht. In diesem Sinne ist er sehr menschlich. Ich denke, dass ist der Grund, warum er mich so anzog.“

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    Nolan wollte unbedingt Realismus in das Comic-Action-Genre bringen. Er sieht „The Dark Knight“ als Crime Drama in der Tradition eines Michael-Mann-Films. „Der Joker war ein Terrorist“, so Nolan weiter. Dass wir überhaupt drei „Batman“-Filme zu sehen bekommen haben, war übrigens nicht geplant, das ergab sich erst nach „Batman Begins“. Zu der Entstehungsgeschichte seines Science-Fiction-Thrillers „Interstellar“ sagte Nolan, das sei ein Projekt, zu dem sein Bruder Jonathan Nolan („Westworld“) das Drehbuch für Steven Spielberg geschrieben habe. „Ich nahm das Skript und kombinierte es mit meinen eigenen Ideen, während mein Bruder sich dann anderen Dingen zugewandt hat.“

    Zum Thema Kino als ultimatives Filmerlebnis hat sich Nolan schon mehrfach geäußert und ausgeschlossen, für Streamingplattformen wie Netflix zu arbeiten. Auch bei der Wahl des Filmmaterials ist der Brite klassisch und lehnt das digitale Format ab. „Für mich ist Film das umfassendste und emotional involvierendste Werkzeug, um die Zuschauer in die Geschichte zu ziehen.“

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