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    Wie "Avengers 3: Infinity War" das Beste aus Film und Serie vereint

    „Avengers: Infinity War“ ist der 19. Film im MCU und steckt voller Figuren, die die Zuschauer nun schon seit Jahren begleiten. Und wie bei einer guten Serie sorgt das für eine viel größere Identifikation, als es bei einem Einzelfilm möglich wäre.

    Marvel Studios 2018
    WEBEDIA

    Achtung, Spoiler zum Ende von "Avengers 3"!

    Serien sind heutzutage so beliebt und allgegenwärtig wie nie zuvor, doch ich habe den Reiz davon bislang nicht so richtig verstanden. Zu wenig nutzen die meisten Formate die Möglichkeiten des seriellen Erzählens aus und zu viele Shows hangeln sich von eintönigem Fall zu eintönigem Fall (etwa die unzähligen Krimiserien), verstricken sich in Seifenoper-würdigen Irrungen und Wirrungen (diesen Vorwurf muss sich sogar das hochgelobte „Breaking Bad“ gefallen lassen) oder werden weit über ihr eigentliches Haltbarkeitsdatum fortgesetzt und öden sogar langjährige Fans an („The Walking Dead“).

    Doch dank „Avengers 3: Infinity War“ habe ich nun endlich verstanden, was Serien leisten können, wenn sie gut gemacht sind. Das MCU im Allgemeinen und „Avengers 3“ im Besonderen funktionieren nämlich nur deswegen so gut, weil Marvel in seinem Erzähluniversum das Beste aus zwei Welten vereint: Film und Serie.

    Serien ermöglichen Identifikation…

    Das MCU hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber den allermeisten anderen Filmreihen: Man kennt die Figuren teilweise seit zehn Jahren und hat sie über mehrere Filme hinweg begleitet – und das sorgt wie bei einer guten Serie dafür, dass man viel mehr an den Figuren hängt, als es sonst der Fall wäre.

    Klar, auch der klassische 90- oder 120-Minuten-Film kann packen, begeistern, zum Lachen oder zum Weinen bringen, aber das beinahe verzweifelte Mitfiebern mit einer Figur und die Sorge um deren Überleben, das viele Fans (mich eingeschlossen) beim Anschauen von „Avengers 3“ erlebten, ließe sich in einem für sich stehenden Film, dessen Figuren man nicht bereits seit Jahren kennt, wohl nicht erreichen.

    … und Figurenentwicklung

    Zumal die Figuren auch nicht über zehn Jahre hinweg statisch geblieben sind, sondern tatsächlich eine starke Entwicklung durchlaufen: Mein Kollege Björn Becher hat an anderer Stelle etwa die Heldenreise von Tony Stark (Robert Downey Jr.) von „Iron Man“ über „The Avengers“ und „Spider-Man: Homecoming“ bis zu „Avengers 3“ nachgezeichnet – vom arroganten Mistkerl bis zum verzweifelten Verteidiger der Menschheit, dessen Schützling Peter Parker alias Spider-Man (Tom Holland) in seinen Armen zu Staub zerfällt.

    Dieser Moment geht einem auch deswegen so nahe, weil man um Tonys Entwicklung in einer Reihe von vorherigen Filmen weiß. Gleichzeitig wäre in einem einzelnen, für sich stehenden Actionfilm wohl kein Platz gewesen, diese Entwicklung und die Beziehung zwischen Tony und Peter so ausführlich darzustellen.

    Filme bieten Spektakel

    Doch „Avengers 3“ hat auch noch die Stärken des Mediums Film, was den allermeisten Serien nicht vergönnt ist. Mit dem Budget, den Produktionswerten und dem schieren Spektakel des „Infinity War“ kann einfach keine Serie mithalten und auch das unfassbare Superstar-Aufgebot (im Cast finden sich gut 30 richtig große Namen) dürfte schwer zu toppen sein.

    Das ist natürlich längst nicht alles, was Filme auszeichnet, aber es ist ein weiteres Problem, das ich mit vielen Serien habe: Alles wirkt eine Größenordnung kleiner und unspektakulärer als beim Film. Einzig „Game Of Thrones“ würde ich hiervon ausschließen – auch die Fantasy-Serie erzählt ihre Geschichte mir spektakulären Schauwerten, technischer Perfektion und einem Cast, der dank des Erfolges mittlerweile Superstar-Status hat. „Game Of Thrones“ ist also eine ähnlich gelungene Kombination aus Film und Serie wie „Avengers 3“, mit dem Unterschied, dass sie sich diesem Idealbild von der anderen Seite nähert.

    Zeit für neue Begriffe

    Vielleicht ist „Film“ also gar nicht das richtige Wort für ein Werk wie „Avengers 3“ und „Filmreihe“ der falsche Begriff für einen Vertreter des MCU. Weil in Marvels Erzähluniversum alles zumindest lose miteinander zusammenhängt, sollte man die einzelnen Episoden vielmehr als eine Art Mischung aus Film und Serienfolge betrachten und nicht als für sich stehender, in sich abgeschlossener Film. Und um das Gesamtwerk MCU genießen zu können, muss man nicht nur alle bisherigen Entwicklungen und Ereignisse im Kopf haben, sondern auch daran denken, dass es danach noch weiter geht.

    Staffelfinale "Avengers 4"

    Aus genau diesem Grund störe ich mich auch nicht so sehr am Finale von „Infinity War“, das natürlich kein wirkliches Ende ist. Die Macher müssen sich zwar den Vorwurf gefallen lassen, hier etwas Anderes versprochen zu haben, aber die Sache ist eben: Man würde doch einer Serienfolge auch nicht vorwerfen, dass sie sich auf vorherige Folgen bezieht oder in der nächsten Folge weitergeführt wird.

    Natürlich kann auch ich es kaum erwarten, zu erfahren wie es weitergeht, aber frustriert bin ich deswegen nicht und das macht „Avengers 3“ in meinen Augen auch nicht schlechter. Hier bin ich anderer Meinung als mein Kollege Andreas Staben, der in einem sehr lesenswerten Artikel erklärt, warum das Finale in seinen Augen nicht funktioniert.

    Ärgerlich wäre es nur, wenn man daran zweifeln müsste, dass die Geschichte fortgesetzt beziehungsweise sinnvoll zu Ende geführt wird. Doch auch darüber mache ich mir keine Sorgen: Der nächste MCU-Film kommt bestimmt – da können wir uns wohl ziemlich sicher sein. Nicht ohne Grund heißt es am Ende des Abspanns von „Infinity War“ schließlich: „Thanos Will Be Back“. Und ich bin mir sicher, dass das offene Ende des „Infinity War“ in „Avengers 4“ zu einem befriedigenden Abschluss geführt wird und das MCU hier tatsächlich einen Wendepunkt erreicht – also gewissermaßen ein Staffelfinale.

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