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    Auch "Thor 3" und "Wonder Woman" in der Kritik: Geringste LGBTQ-Repräsentation in Hollywood seit Jahren

    In einer Zeit, in der in Hollywood mehr denn je über Diversität und Inklusion diskutiert wird, möchte man meinen, dass sich das auch direkt in den Filmen niederschlägt. Zumindest 2017 war das bei den großen Studios aber offenbar noch nicht der Fall.

    Marvel Studios 2017 / Warner Bros. Entertainment Inc. and RatPac Entertainment, LLC/Clay Enos

    Seit 2012 untersucht die Gay & Lesbian Alliance Against Defamation (kurz GLAAD) nun schon die Produktionen der großen Hollywood-Studios darauf, ob und auf welche Weise in ihnen LGBTQ-Figuren – also solche, die schwul, lesbisch oder transgender sind – auftreten. Die Organisation möchte dadurch auf eventuelle Versäumnisse in Filmen aufmerksam und sich für die korrekte und inklusive Darstellung von Menschen mit verschiedensten Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen in Massenmedien stark machen. Für das Filmjahr 2017 kam GLAAD im jährlichen Bericht nun zu einem ernüchternden Fazit: Im abgedeckten Zeitraum der vergangenen fünf Jahre hat die LGBTQ-Repräsentation ein neues Tief erreicht (via The Hollywood Reporter).

    Von den 109 Filmen, die 2017 von den sieben großen Hollywood-Studios Fox, Lionsgate, Paramount, Sony, Universal, Warner und Disney herausgebracht wurden, waren laut GLAAD nur in 14 Produktionen LGBTQ-Charaktere vertreten, was einem Anteil von rund 13 Prozent entspricht. Im Vorjahr waren es noch etwas mehr als 18 Prozent. Und selbst bei vielen der besagten 14 Filme fielen die Auftritte von LGBTQ-Figuren nur sehr kurz aus, bei der Hälfte der Werke beliefen sie sich insgesamt auf weniger als fünf Minuten.

    Unzureichende, aber diversere LGBTQ-Repräsentation

    In der GLAAD-Bewertungsskala für die adäquate LGBTQ-Repräsentation bekommt so keines der genannten Studios ein „exzellentes“ oder „gutes“ Urteil. Am besten schneiden noch Fox und Universal mit einem „unzureichend“ ab. Kleine Lichtblicke waren für GLAAD hier das homosexuelle Pärchen in der Besatzung von „Alien: Covenant“ (Fox) sowie die angedeutete lesbische Vergangenheit des Hausmädchens Georgina (Betty Gabriel) im Horror-Hit „Get Out“ (Universal). Disney, Paramount und Sony kamen derweil nur auf ein „mangelhaftes“ Ergebnis, während Warner und Lionsgate nach GLAAD-Maßstäben gar gänzlich durchgefallen sind.

    „Get Out“ wird in all dem aber zumindest als Teil einer positiveren Entwicklung ausgemacht, die GLAAD immerhin auch feststellen konnte: Von den 28 Hollywood-LGBTQ-Charakteren aus 2017 waren 16 und damit 57 Prozent nicht weiß, 2016 belief sich der Anteil farbiger LGBTQ-Figuren auf nur 20 Prozent.

    Verpasste Chancen bei Marvel und DC

    Warners Komödie „CHiPs“ wird im Zuge der Betrachtungen als eines der Negativbeispiele herausgestellt. Zwar kommen in dem Reboot des Serienklassikers homosexuelle Figuren vor, doch nur um sie als Punchline für Gags mit „beleidigenden Inhalten“ und „überholten Idealen von Männlichkeit“ zu gebrauchen. Gesondert erwähnt werden allerdings auch die ansonsten von vielen Seiten gefeierten Superhelden-Filme „Thor 3: Tag der Entscheidung“ und „Wonder Woman“ – in erster Linie aber wegen eines verschenkten Potentials: So hätten Disney und Warner die Chance verpasst, LGBTQ-Figuren, die in den Comic-Vorlagen vorkommen, in ihre Blockbuster einzubauen.

    Sowohl Wonder Woman als auch die „Thor 3“-Kriegerin Valkyrie (Tessa Thompson) sollen zwar eigentlich bisexuell sein, in den Filmen selbst wird dies allerdings allenfalls angedeutet. Generell handelt es sich bei dem Großteil der LGBTQ-Figuren (64 Prozent) des vergangenen Jahres um schwule Männer, der Rest entfällt auf lesbische und bisexuelle Charaktere, Transgender-Figuren gab es hingegen gar keine.

    Forderung nach massiver Besserung

    Das schlechte Abschneiden der Hollywood-Studios nahm GLAAD-Präsidentin Sarah Kate Ellis nun außerdem für eine konkrete Forderung zum Anlass: Bis 2021 sollen in 20 Prozent der Produktionen der Firmen LGBTQ-Charaktere vorkommen, bis 2024 gar 50 Prozent. Dies sei nötig, um weiterhin die Realität der Zuschauer abzubilden, schließlich seien GLAAD zufolge 20 Prozent der 18- bis 34-jährigen und 12 Prozent der 35- bis 51-jährigen Amerikaner Teil der LGBTQ-Gemeinschaft.

    Lichtblicke bei den Tochterstudios

    So niederschmetternd die GLAAD-Einschätzung ausfällt, bleibt anzumerken, dass in dem Bericht der Organisation nur die Filme berücksichtigt wurden, die direkt von den großen Studios stammen, nicht aber die Produktionen ihrer kleineren Tochterfirmen wie etwa Sony Pictures Classics, Fox Searchlight, Focus (zu Universal gehörend) oder Roadside Attractions (Teil von Lionsgate). Dank vielbeachteter Werke wie „Battle Of The Sexes“ (Fox Searchlight) und „Call Me By Your Name“ (Sony Pictures Classics) gab es beim Anteil der Filme mit LGBTQ-Beteiligung hier nämlich eine Steigerung von 17 auf 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und damit wesentlich bessere Werte als bei den Mutterkonzernen selbst zu verzeichnen – vielleicht ein positives Signal auch für die größeren Produktionen in diesem Jahr.

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