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    Schießt Han zuerst? So wird die legendäre "Star Wars"-Streitfrage in "Solo" beantwortet

    Wer hat zuerst (bzw. als einziger) geschossen? Greedo oder Han? Der Streit um diese Cantina-Szene aus „Star Wars: Eine Neue Hoffnung“ zieht sich schon über Jahre. Auch „Solo: A Star Wars Story“ greift die Frage auf – und gibt eine eindeutige Antwort…

    20th Century Fox

    Achtung, der folgende Text enthält Spoiler zum Han-Solo-Film!

    Locker-lässig fläzt sich Han Solo (Harrison Ford) in eine Sitzbank der Cantina-Bar und lügt erstmal selbstsicher drauflos. Ihm gegenüber sitzt Greedo, ein rodianischer Kopfgeldjäger, der seinen Blaster schon in der Hand und gut sichtbar auf Hans Brust gerichtet hat. Die beiden reden. Plötzlich ein Schuss, Rauch – danach liegt Greedo mit einem qualmenden Loch im Bauch auf dem Tisch. Han hat heimlich seinen Blaster gezogen und sein Gegenüber ohne Vorwarnung erschossen. Zumindest bis 1997. Auf der in jenem Jahr veröffentlichten Special-Edition des Films schießt nämlich auch Greedo – und zwar zuerst und ziemlich weit daneben. Regisseur George Lucas wollte seinen Helden nicht als skrupellosen Mörder verstanden sehen und behauptete, dass die erste Version falsch verstanden worden sei (die jüngste Änderung nahm er dann für die Blu-ray-Auswertung 2011 vor, da ballern Han und Greedo fast gleichzeitig).

    1997 entbrannte in Fan-Kreisen eine erhitzte Diskussion um diese Szene aus „Star Wars IV: Eine Neue Hoffnung“, die auch bis heute nicht endgültig – oder vielmehr nicht für alle Parteien befriedigend – geklärt wurde: Hat Han zuerst, beziehungsweise im Original ja sogar als einziger geschossen? Passt es überhaupt zu ihm, dem späteren Helden der Rebellion, einem anderen kaltblütig in den Bauch zu schießen, ohne dass dieser zuerst geschossen hat? Oder ist es nicht genau das, was den Halunken nach der Prämisse Leben-und-Überleben wirklich ausmacht? Auch im neuen „Solo: A Star Wars Story“ spielt diese Diskussion eine Rolle und wird von den Machern diesmal eindeutig zu Ende gebracht: Ja, Han schießt zuerst. Ja, auch als einziger. Und ja, das passt auch zu ihm.

    Vom Mentor gelernt

    In „Solo: A Star Wars Story“ begleiten wir einen jüngeren Han (Alden Ehrenreich) dabei, wie er zu dem Mann wird, der einige Jahre später in einer zwielichten Bar in Mos Eisley auf Luke Skywalker und Obi-Wan Kenobi treffen wird. Großen Einfluss auf seine Entwicklung hat dabei vor allem einer: Tobias Beckett (Woody Harrelson). Der charismatische Allzweck-Kriminelle, den Han inmitten der chaotischen Wirren des Kriegs kennenlernt, wird schnell zu einer Art Mentor für den jungen Mann und lehrt ihn früh folgendes: Vertraue niemandem, sei dir immer selbst der nächste und lass dich bei Konfrontationen niemals von falschem Ehrgefühl beirren.

    Lucasfilm Ltd.

    Trotz dieses durchaus doppeldeutigen Rats wird Beckett zur Vaterfigur für Han und bringt ihm alles bei, was man als vernünftiger Schmuggler und Schurke wissen muss. Wie wir im Laufe des Films herausfinden, ist aber auch ihm nicht ganz so sehr zu vertrauen, wie man es dem sympatischen Oppornunist gerne zugestehen würde. Er verrät Han, als die Situation mit Bösewicht Dryden Vos (Paul Bettany) brenzlig wird. Zum Glück hat sein Schüler aber zu diesem Zeitpunkt schon genug seiner Ratschläge aufgeschnappt. Han rechnet mit seinem Verrat, genauso wie er damit rechnet, dass Beckett auch Vos verraten wird, wenn sich die Möglichkeit für einen Gewinn mit geringem Risiko ergibt.

    Als Han dann Beckett auf der Flucht stellt und dieser versucht mit Chewie als Geisel seine Beute in Sicherheit zu bringen, wird das ganze Ausmaß von dem klar, was der junge Mann von seinem Mentor gelernt hat: Während Beckett noch Zeit zu schinden versucht und auf eine Gelegenheit wartet, um Han in den Rücken zu fallen, zögert dieser nicht lange und schießt ihm in die Brust. Han schießt zuerst und als einziger. Beckett kommt nicht einmal dazu, seine eigene Waffe zu ziehen.

    Solo: A Killer's Story?

    Die Szene aus „Solo: A Star Wars Story“ zeigt also deutlich, dass Han durchaus der erste sein kann, der den Abzug drückt. Macht ihn das aber zu einem eiskalten Mörder? Ist George Lucas' Befürchtung berechtigt, dass Hans Zuerstschießen die Moral oder das Bild seines Charakters zerstört? Mitnichten, denn die Darstellung des Ganzen im Film verdeutlicht, worum es bei Hans Tat und seiner Figur wirklich geht, nicht nur an dieser Stelle, sondern auch im Falle Greedos: Han und Beckett sind auch am Ende noch Freunde, die einander kennen, verstehen und wissen was ihre Aktionen zu bedeuten haben.

    Die Lektion, die er von Beckett gelernt hat, ist nicht, aus Prinzip zu töten, sondern im Notfall um jeden Preis am Leben zu bleiben. Wenn er da mal der erste sein muss, der losballert, dann soll es so sein. Dafür bekommt man zwar keine Ehre, lebt aber länger.

    Dass dies mit der Zeit für Han fast schon zum Instinkt wird, sieht man ja eigentlich auch in „Star Wars V: Das Imperium schlägt zurück" in der Wolkenstadt. Als Lando die kleine Truppe dort in einen Raum führt, wo Darth Vader schon auf sie wartet, wartet Han kaum bis die Türe ganz aufgefahren ist, bevor er schon eine ganze Blastersalve in Richtung des auf den ersten Blick unbewaffneten Vader schickt. Dass der Sith davon eher wenig beeindruckt ist, dürfte mit ein Grund dafür sein, dass diese Szene nicht öfters im Zusammenhang mit Hans lockerem Abzugsfinger erwähnt wird.

    Klare Ansage der Autoren

    Eigentlich zählt ja noch immer George Lucas' bevorzugte Version, in der Greedo zuerst schießt, zum offziellen „Star Wars“-Kanon. Dass sich das Vater-Sohn-Autorengespann Jonathan and Lawrence Kasdan dazu entschieden hat, Han in ihrem Drehbuch zu „Solo: A Star Wars Story“ zuerst schießen zu lassen und damit quasi die Vorlage für die chronologisch spätere Cantina-Szene zu liefern, ist aber ein deutliches Bekenntnis zur Originalversion. Wie die beiden im Interview mit Uproxx verrieten, war die Klarstellung dieser Frage von Anfang an geplant und ganz oben auf ihrer To-Do-Liste für den Film. Angeblich hätte sogar wörtlich im Skript gestanden: „Es kann keinen Zweifel geben, dass Han zuerst geschossen hat.“ Was George Lucas davon hält, hat er bislang noch nicht verraten... 

     

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