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    "Arrested Development" und Co.: Darum teilt Netflix immer mehr Serienstaffeln

    Endlich gibt es neue Folgen von „Arrested Development“ und „Unbreakable Kimmy Schmidt“ auf Netflix. Doch der Streamingdienst veröffentlicht nur die jeweils halben Staffeln. Und das hat wohl auch System...

    Netflix

    Es kam schon einige Mal vor, dass Netflix Serienstaffeln in zwei Hälften veröffentlicht hat. Bei „The Get Down“ konnte man dies auch inhaltlich begründen (eine Hälfte spielt 1977, die andere 1978), zudem war es aber auch eine Folge der aufwändigen Produktion (die ganze Serie war noch nicht fertig). Die Comedy-Serie „The Ranch“ konnte derweil so besser auf den Terminplan der Darsteller abgestimmt werden. Doch Netflix scheint daran Gefallen gefunden zu haben. Immer mehr Staffeln – gerade bei Comedy-Serien – werden aufgeteilt. Und dahinter scheint eine Strategie zu stecken.

    Keine Überforderung

    Während viele Netflix-Serien gerade mal acht bis 13 Episoden haben, bestehen insbesondere die Comedy-Serien oft aus mehr Folgen. Die erste Staffel von „The Ranch“ umfasst 20 Folgen und die fünfte Staffel von „Arrested Development“ wird aus insgesamt 16 Episoden bestehen – von denen nun acht Folgen seit dem 29. Mai 2018 verfügbar sind. Dieses Beispiel zeigt gut den Vorteil der Netflix-Politik. Wer plötzlich mit gleich 16 neuen Folgen konfrontiert wird, fühlt sich womöglich überfordert. „So viel zu schauen, das schaffe ich doch nie“, denkt sich der ein oder andere und lässt es gleich bleiben.

    Nur acht Episoden sind dagegen ein viel besseres Häppchen. Da denkt sich der Netflix-Binge-Watcher doch gleich: „Die haue ich am Wochenende alle weg“. Zudem ist der Nutzer so viel schneller damit fertig und kann sich einer anderen Serie auf Netflix widmen. Das ist hilfreich, denn dem Streamingdienst ist es ganz und gar nicht egal, wie viele Serien der einzelne Nutzer schaut. Zwar verdient man dadurch nicht direkt mehr (jeder zahlt ja nur seinen monatlichen Festbetrag), aber je mehr Serien und Filme jeder schaut, umso wahrscheinlicher ist es, dass er über verschiedene Serien und Filme im Freundeskreis redet und so vielleicht auch Leute dazu bringt, sich dafür bei Netflix anzumelden.

    Zufriedenere User

    So komisch es klingt: Netflix steigert damit auch die Zufriedenheit seiner User. Wer sich schon mal angeschaut hat, mit was für Anfragen Netflix bei Twitter bombardiert wird, kann wiederholende Muster feststellen. „Wann geht Serie XY endlich weiter?“ und „Warum dauert es so lange bis Serie XY weitergeht?“ finden sich in dieser und ähnlicher Form dauernd. Und dem wirkt Netflix mit der Teilung entgegen.

    Plötzlich dauert es nämlich nicht mehr ein Jahr bis eine Serie weitergeht, sondern nur noch ein halbes Jahr. Jedes halbe Jahr gibt es neue Folgen der beliebten Comedy-Serien und das freut den gemeinen Zuschauer, auch wenn es am Ende eigentlich verrückt ist: Hätten wir die 16 Episoden von „Arrested Development“ sofort bekommen, wäre das eigentlich ja besser. Doch Fans der Serie freuen sich über acht neue Folgen genauso wie sie sich über die 16 Folgen gefreut hätten. Und in einem halben Jahr freuen sie sich noch einmal über acht neue Episoden – doppelte Freude also.

    Das erklärt übrigens auch, warum Netflix sich bei dieser Teilung bislang auf Comedy-Serien beschränkt. Hier gibt es meist nicht die großen Cliffhanger, bei denen das halbe Jahr warten dann frustriert. Bei einer Serie wie „Tote Mädchen lügen nicht“ oder den Marvel-Produktionen um Daredevil und Co., in denen in einer Staffel quasi eine fortlaufende Geschichte erzählt wird, verzichtet Netflix auf so eine Teilung.

    Bessere Marketing-Möglichkeiten

    Die Teilung hat für Netflix auch noch einen weiteren Vorteil. Alle Welt spricht zwei Mal im Jahr über die Serie. Es gibt zwei Mal im Jahr massive Diskussionen auf Twitter, zwei Mal im Jahr schreiben Filmseiten wie FILMSTARTS.de über neue Folgen und man kann auch selbst bei Bedarf zwei Mal im Jahr mit den Serien werben. Denn gerade das will Netflix 2018 noch stärker machen. Aus einem am 22. Januar 2018 von Netflix selbst veröffentlichten Bericht an die eigenen Aktionäre geht hervor, dass man 2018 hier besonders angreifen will. Rund zwei Milliarden Dollar will man investieren, um die Starts von großen Hits noch präsenter zu machen und damit neue Zuschauer anzulocken.

    Und beim Marketing hilft es auch, dass Netflix mit dieser Teilung noch stärker herausstellen kann, dass es immer neue Inhalte auf dem Dienst gibt. Schon mehrfach haben wir hier darüber berichtet, dass der Dienst bis Ende des Jahres 2018 noch über 400 neue, Netflix-exklusive Filme, Serien, Comedy-Specials und so weiter auf der Plattform veröffentlichen will. Allein damit kann man seinen Nutzern täglich neuen Content liefern. Mit der zusätzlichen Teilung von Serienstaffeln kann man dies noch erhöhen, da ja auch die zweite Hälfte einer Season als „neuer Inhalt“ wahrgenommen wird. Jedes Mal beim Einschalten von Netflix etwas Neues zu entdecken, trägt auch zur „Aura“ des Streamingdienstes bei, dass es hier unendlich viele Filme und Serien gibt. Letzteres ist übrigens auch der Grund, warum es keine Gesamtliste aller verfügbaren Netflix-Inhalte gibt. Denn das würde zeigen, der Content ist endlich.

    Die erste Hälfte der fünften Staffel von „Arrested Development“ ist seit dem 29. Mai 2018 auf Netflix verfügbar. Die erste Hälfte der finalen vierten Staffel von „Unbreakable Kimmy Schmidt“ seit dem 30. Mai. Diese, sich vom gewöhnlichen Freitag als Starttag für neue Serien, unterscheidenden Termine hat Netflix übrigens wohl auch nicht zufällig gewählt. Sie halten damit gerade so die am 31. Mai 2018 liegende Deadline für Emmy-Nominierungen ein, können also für den begehrten TV-Preis eingereicht werden.

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