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    Das Ende der Leinwand? Samsung stattet ersten deutschen Kinosaal mit riesigem LED-Bildschirm aus

    Daheim sind LED-TVs längst der Standard, im Kino dagegen wird noch immer, wenn auch aus digitaler Quelle, über einen Projektor auf die Leinwand gestrahlt. Jetzt zieht der erste LED-Screen in einen deutschen Filmpalast ein…

    Samsung

    Das Kino ist ein Ort des Träumens, des Eskapismus und gerne auch mal der Nostalgie. Wer einmal in einem Lichtspielhaus mit Art-déco-Architektur gesessen hat, fühlt sich ganz in die Blütezeit des Films versetzt. Aber selbst wenn der Stuck die Decke ziert und der alte rote Teppich den Boden bedeckt, bestrahlt in der Regel ein HD- oder 4K-Projektor die Leinwand, während der Film ganz neumodisch in Form einer Videodatei von einer Festplatte abgespielt wird. Diese digitale Vorführung gefällt nicht jedem und Nostalgiker müssen nun ganz stark sein: Die Leinwand, wie wir sie kennen, könnte irgendwann auch verschwinden, denn erstmals greift mit dem Traumpalast Esslingen bei Stuttgart nun ein deutsches Kino für seinen Saal auf einen LED-Screen zurück (via Pressemitteilung von Samsung).

    Wie funktioniert der Cinema Screen?

    Der sogenannte „Onyx Cinema LED Screen“ ist eine Entwicklung von Samsung und feierte seinen ersten Einsatz bereits im März 2018 in einem Züricher Kino. Der koreanische Technik-Konzern lieferte damit die erste 3D-taugliche LED-Wand. Sie kommt ohne Projektor aus, stattdessen funktioniert der Screen quasi wie ein Fernseher, der einfach ein- und ausgeschaltet werden kann. Er hat eine Fläche von gut 55 Quadratmeter und ist damit in etwa so groß wie die Leinwand in einem kleinen Multiplex-Saal. Eine Besonderheit ist vor allem, dass das Panel aus insgesamt 96 modularen Einzelelementen besteht, die jederzeit ausgebaut und getauscht werden können. Das Display umfasst dabei den aktuellen Technik-Standard und bietet eine native 4K-Auflösung von 4096 x 2160 Pixeln.

    Welche Vorteile bietet das Ganze?

    In erster Linie ist die Neuentwicklung natürlich ein technischer Fortschritt, der laut Presseinformationen von Samsung viele Vorteile bietet. 4K können wir zwar schon seit mehreren Jahren in den Lichtspielhäusern bestaunen (und inzwischen auch zuhause), die Schwarzwerte, die Darstellungen der Farben sowie der große Kontrastumfang (HDR) des „Cinema LED Screen“ dürften aber für ein besseres Bild sorgen als auf Leinwänden üblich. Vor allem soll der Bildschirm eine deutlich höhere Helligkeit erlauben als herkömmliche Projektoren (die Leuchtkraft ist Samsung zufolge sogar zehnmal stärker), wovon speziell 3D-Filme profitieren. Das bisher gerade bei Shutter-Brillen stark verdunkelte Bild könnte damit der Vergangenheit angehören. Durch den nun nicht mehr benötigten Projektor entfällt zudem der Vorführraum, wodurch im Saal noch mehr Sitzplätze zur Verfügung gestellt werden können. Außerdem könne je nach Anlass die Leistung des Screens reduziert werden, um einen geringeren Stromverbrauch zu ermöglichen. Samsung gibt eine Lebensdauer von 11 Jahren bei kontinuierlichem Betrieb an (via heise.de).

    Und wie sieht es mit den Nachteilen aus?

    Die Frage bleibt: Braucht man so einen Screen? Die Nachteile sind auf jeden Fall atmosphärischer Natur. Mit dem Erlebnis Kino verbinden viele etwa eine klassische Leinwand samt Vorhang. Letzterer entfällt beim LED-Screen (zumindest ist es laut heise.de in Zürich so), wo der Bildschirm schlichtweg ausgeschaltet wird, wenn gerade nichts zu sehen ist. Wie daheim gibt es bei Cinemascope-Filmen mit 2.35:1-Kadrierung zudem schwarze Balken, auch wenn sie aufgrund der LED-Schwarzwerte nicht so auffallen sollten wie beim noch oft verwendeten LCD-Display im Wohnzimmer. Apropos Wohnzimmer: Bietet das Kino eigentlich noch einen Mehrwert, wenn es im Grunde nur aus einem Sofa-Monitor in überdimensionaler Größe besteht? Immer mehr Haushalte verfügen bereits über moderne OLED-Geräte, die in der Bildqualität sicher nicht den Kürzeren ziehen. Und irgendwie gehört doch auch der klassische Vorführraum zur Faszination Kino dazu (selbst wenn da heute das meiste automatisch abläuft).

    Steigen nun die Ticketpreise?

    Persönliche Eindrücke konnten wir uns allerdings noch nicht verschaffen, deshalb lässt sich noch kein Urteil darüber fällen, ob das Kino-Gefühl tatsächlich unter der neuen Technologie leidet. Für viele Zuschauer mag sich auch die Frage stellen, ob das Ticket für den LED-Saal teurer wird, schließlich ist Samsungs Mega-Screen wahrscheinlich nicht gerade erschwinglich. Im Traumpalast Esslingen kostet die Karte für einen LED-Film jedenfalls zwei Euro mehr, allerdings entfällt der übliche Aufschlag für 3D-Projektionen.

    Twentieth Century Fox

    Seit dem heutigen 5. Juli 2018 kann man den neuen „Cinema LED Screen“ in Esslingen bestaunen. Es bleibt abzuwarten, ob und wann andere Kinobetreiber nachziehen.

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