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    Die Erwachsenenfreigabe ist sicher: Das FILMSTARTS-Interview mit Regisseur Fede Alvarez am Set von "Verschwörung"

    Fede Alvarez, der Mann hinter den Horror-Schockern „Evil Dead“ und „Don’t Breathe“, arbeitet an „Verschwörung“. Wie er uns im April 2018 am Set verriet, will er sich in Sachen Härte auch beim neuen Millennium-Thriller nicht zurückhalten…

    2018 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

    FILMSTARTS: Was ist das Tolle daran, hier in den Filmstudios Babelsberg zu drehen? ?

    Fede Alvarez: Die Crew ist großartig. Dazu kommt: „Verschwörung“ spielt in einem düsteren Europa, und leider war das echte Stockholm nicht so schäbig, wie wir gehofft hatten. Viele der Außenaufnahmen haben wir zwar dort gedreht, aber die Innenaufnahmen entstanden hier – und in Berlin haben wir auch ein paar finstere Seitengassen gefilmt.

    FILMSTARTS: Warum hast du dich für das vierte Buch entschieden?

    Fede Alvarez: Das war die Entscheidung des Studios. Mich haben vor allem die Figuren interessiert. Ich fand außerdem klasse, dass diese Geschichte so anders ist als die erste, „Verblendung“. Sie ist mehr over the top, sie ist pulpiger. Das ist genau mein Ding. Wenn du in diesem Film denkst: Jetzt wird es nicht mehr absurder, dann ist das, was du gesehen hast, nur die Spitze des Eisbergs. Entweder du magst das – oder du wirst alles, was danach kommt, erst so richtig hassen.

    Buch vs. Film

    FILMSTARTS: Wie sehr hältst du dich im Film ans Buch?

    Fede Alvarez: Der Hauptplot ist auf jeden Fall aus dem vierten Roman. Wir haben aber auch kleine Szenen drin, die auf Sachen aus dem zweiten und dritten Buch basieren, die zumindest das amerikanische Publikum noch nicht im Kino gesehen hat.

    Für mich gilt jedoch:  Ein Buch ist ein Buch und ein Film ist ein Film. Er muss auf der großen Leinwand funktionieren.

    2018 CTMG, Inc. All Rights Reserved.

    FILMSTARTS: Im Buch wird viel gehackt. Wichtige Teile der Handlung passieren im Computer, so was ist in Filmen schwer darzustellen. Wie wirst du diese Szenen visualisieren?

    Fede Alvarez, lachend: Wir versuchen, das zu umgehen, so viel ist klar. Denn du hast recht: Man muss einen guten Weg finden, die Computerszenen spannend zu machen. Denn PC-Bildschirme an sich sind...

    FILMSTARTS: … scheiße langweilig!

    Fede Alvarez, lachend: Ja, scheiße lahm. Wir haben also nicht viele dieser Szenen im Film. Wenn Lisbeth ihren großen Hack macht, siehst du sie nicht dabei. Du siehst stattdessen die andere Seite, die Auswirkungen bei denen, die gehackt wurden.

    FILMSTARTS: Du hast vorher zwei Horrorfilme gedreht, „Evil Dead“ und „Don't Breathe“. Wird „Verschwörung“ dein dritter?

    Fede Alvarez, lachend: Auf eine Art zumindest, ja. Es fehlen ein paar der üblichen Horrorelemente, aber er ist definitiv furchterregend – und zwar sicherlich eher auf eine psychologische Art. Die Hauptfigur Lisbeth wird dazu gezwungen, sich mit dem auseinanderzusetzen, wovor sie am meisten Angst hat. Eines der Themen, von denen ich besessen bin, ist die diffuse Angst vor dem unbekannten Grauen, vor dem, was auf der anderen Seite der Tür ist. Wir wissen nicht genau, was es ist, aber es macht uns fertig. In optimistischen Filmen heißt es: Das, wovor du Angst hast, was da hinter Tür wartet, das ist gar nicht so schlimm. In meinen Filmen dagegen sage ich: Oh doch, ist es! Aber du musst dich damit auseinandersetzen, damit es verschwindet. So wie Lisbeth in „Verschwörung“.

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    Die neue Lisbeth Salander

    FILMSTARTS: Sehen wir in deinem Film eine Seite von Lisbeth, die wir bisher nicht kennen?

    Fede Alvarez: Ja. Denn wir zwingen sie, uns zu sagen, wer sie wirklich ist. Deswegen war es so wichtig, sie mit jemandem aus ihrem Leben zu konfrontieren, der sie aus der Reserve lockt.

    FILMSTARTS: Was ist bei diesem Film die größte Herausforderung für dich?

    Fede Alvarez: Das bin immer ich selbst. Denn ich muss mit mir selbst klarkommen, wenn ich einen Film drehe. Dazu gehört: Ich fühle mich dabei stets, als sei alles furchtbar, höre immer die Stimme, die mir sagt, dass ich nie wieder einen anderen Film werde drehen können. Auch wenn ich rational weiß, dass alles ok ist.

    FILMSTARTS: Warum hast du dich für Claire Foy als Lisbeth und Sverrir Gudnason als Mikael Blomkvist entschieden?

    Fede Alvarez: Die Hauptsache ist, dass sie großartige Schauspieler sind. Das macht meinen Job echt einfacher. Claire Foy war außerdem nicht die offensichtliche Wahl, das fand ich interessant. Bei ihr denkt man nicht sofort an Lisbeth Salander.

    Der Vergleich mit Fincher

    FILMSTARTS: War David Fincher, der die Hollywood-Version von „Verblendung“ inszenierte, für dich eine Inspiration oder eine Herausforderung?

    Fede Alvarez: Ich bewundere Fincher als Regisseur, aber mein Ansatz und die Besetzung sind unterschiedlich. Mein Film fühlt sich nicht mal wie ein Sequel an. Wenn du niemals einen der anderen Filme gesehen oder keines der Bücher gelesen hast, wirst du nicht denken, dass du etwas verpasst hast. Wenn du ein Fan bist, wirst du aber viele Verweise erkennen.

    Aber natürlich wird es den Vergleich zwischen Fincher und mir geben. Mein erster Film war ein Remake eines 80er-Klassikers [„Tanz der Teufel“] und wurde natürlich mit dem Original verglichen.

    Evil Dead

    FILMSTARTS: Allerdings hat dein „Evil Dead“ einen eigenen Ansatz…

    Fede Alvarez: Es ist ein anderer Film, ja. Die Sache ist: Ich komme aus Uruguay und dachte nie, dass ich jemals mit Filmen mein Geld verdienen würde. Ich bin einfach nur glücklich, wenn ich Filme drehe. Der Druck, mit anderen verglichen zu werden, spielt da für mich keine große Rolle. Den größten Druck mache ich mir selbst. Ich will etwas schaffen, zu dem Zuschauer einen Zugang finden. Meine größte Angst im Leben ist es, einen Film zu drehen, bei dem das nicht gelingt – bei dem niemand etwas mit meiner Vision anfangen kann.

    Wenn ein Film beginnt und das Logo eingeblendet wird, ist das ein Versprechen: Dieser Film wird großartig. Wir Filmemacher müssen dieses Versprechen halten, auch wenn das in Hollywood manchmal egal ist und es nur darum geht, Tickets zu verkaufen.

    FILMSTARTS: „Verschwörung“ hat starke Frauenfiguren. Wie wichtig ist dir das heute?

    Fede Alvarez: Es war mir immer wichtig, siehe „Evil Dead“ und „Don't Breathe“. Ich sehe mich nicht dabei, demnächst einen Film über einen Typen zu machen. Das interessiert mich einfach nicht. Wobei es bei Lisbeth weniger um Eigenschaften geht, die mit starken Frauenfiguren wie Wonder Woman verbunden werden, wie die Sensibilität. Diese Zuschreibungen sind bei Lisbeth fast egal.

    Erwachsenenfreigabe

    FILMSTARTS: Diese Geschichte ist düster und brutal. Peilst du eine Erwachsenenfreigabe an?

    Fede Alvarez: Aber sicher. Ich sehe mich selbst nie einen Film über einen Typen machen – und keinen, der kein R-Rating hat.

    FILMSTARTS: Danke für diese Antwort.

    Fede Alvarez: Es liegt nicht mal an mir, es geht einfach nicht anders. Das R-Rating steckt in der DNA dieser Geschichte.

    Hier könnt ihr den ausführlichen Bericht von unserem Besuch am Set nachlesen. Mit der neuen Lisbeth, Claire Foy, haben wir dabei ebenfalls gesprochen (und sie nahm kein Blatt vor den Mund). „Verschwörung“ startet am 22. November 2018 in den deutschen Kinos.

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