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    "Indiana Jones" trifft "Tanz der Teufel": Unser Interview mit "The Nun"-Regisseur Corin Hardy

    Bei unserem Besuch am Set des „Conjuring“-Spin-offs in Rumänien treffen wir Regisseur Croin Hardy, der nach seinem „The Crow“-Ausstieg erst sehr kurtfristig zu dem Nonnen-Horror hinzugestoßen ist.

    Warner Bros.

    Als wir im Juni 2017 die Dreharbeiten des „Conjuring“-Ablegers „The Nun“ besuchen, dreht die Crew gerade in den etwa eine Autostunde von Bukarest entfernten Castel Studios, einer der größten Filmproduktionsstätten in Ost- und Mitteleuropa. Heute steht die Szene an, in der der Priester Burke (Demián Bichir) und die junge Novizin Irene (Taissa Farmiga) in dem rumänischen Kloster ankommen, in dem sie im Jahr 1952 den vermeintlichen Selbstmord einer Nonne untersuchen sollen. In einer Drehpause kommen wir mit Regisseur Corin Hardy ins Gespräch…

    FILMSTARTS: Wie geht es dir?

    Corin Hardy: Sehr gut, aber ich bin ein bisschen geschafft. Wir sind auf der Zielgeraden. Tag 34 von 38. Das Projekt hat größere Dimensionen als meine bisherigen Arbeiten, mehr Schauplätze, mehr Action. Es ist alles sehr schnell zusammengekommen, es ging sofort hier in Rumänien los, nachdem ich den Job bekommen habe. Wir hatten nicht viel Zeit. Locations mussten gefunden und Sets gebaut werden, das alles mit ziemlich viel Aufwand.

    Von "The Crow" zu "The Nun"

    FILMSTARTS: Wie sehr unterscheidet sich die Arbeit an „The Nun“ von deinen vorherigen Projekten?

    Corin Hardy: Das ist mein erster Studiofilm. Es war aber eine sehr angenehme Erfahrung. Man hört ja so viele Horrorstorys über die Arbeit mit Studios, aber die kann ich überhaupt nicht bestätigen. Es ist eine respektvolle und ermutigende Zusammenarbeit.

    FILMSTARTS: Aber es gab ja schon einiges Hin und Her, bevor du dich schließlich für „The Nun“ als nächstes Projekt entschieden hast…

    Corin Hardy: Ja, ich habe nach „The Hallow“ an mehreren anderen Projekten gearbeitet, unter anderem an „The Crow“ und ein paar eigenen Stoffen. Es ist immer ein Kampf, Projekte an den Start und finanziert zu kriegen, an manchen habe ich 15 Jahre gearbeitet. Gleichzeitig ist es wichtig, offen zu sein für neue Gelegenheiten. Dann habe ich das Drehbuch zu „The Nun“ bekommen. Ich bin ein Fan von dem, was man inzwischen das „Conjuring“-Universum nennt, weil es mich in gewisser Weise an die goldene Ära des Horrorkinos erinnert. Ich war also gespannt, auch weil ich vorher überhaupt nicht wusste, worum es in der Geschichte geht. Und als ich das Skript gelesen habe, war ich sofort davon fasziniert, wie die „Conjuring“-Welt hier für Neues geöffnet wird.

    "Conjuring" - aber anders

    FILMSTARTS: Inwiefern unterscheidet sich „The Nun“ denn von den übrigen „Conjuring“-Filmen?

    Corin Hardy: Bisher ging es in den Filmen meist darum, dass etwas Böses ein Haus heimsucht und die Leute es bekämpfen. In „The Nun“ begibt sich der Protagonist auf eine Abenteuerreise, um das Böse zu stoppen. Es las sich ein wenig wie ein „Indiana Jones“-Film gekreuzt mit „Der Exorzist“ und „Tanz der Teufel“ – drei meiner Lieblinge. Auch die Handlungszeit der 50er Jahre und den Ort Rumänien finde ich attraktiv, denn das erleichterte mir, für den Film eine Welt zu erschaffen, in der Leute ihre Komfortzone verlassen müssen und ins Unbekannte aufbrechen.

    FILMSTARTS: Wie fängt man denn damit an, so eine Welt zu erschaffen?

    Corin Hardy: Sobald mich etwas fasziniert, mache ich Zeichnungen und Skizzen. Als ich angefangen habe, das Drehbuch zu lesen, habe ich auch sofort gezeichnet, im Zug und überall. Looks, Ideen, Figuren… (zeigt uns Skizzen). Einiges hat es natürlich nicht bis in den Film geschafft, aber man kann schon Elemente von „Dracula“ oder von „Der Exorzist“ erkennen. Ich habe meiner Kreativität einfach freien Lauf gelassen und mich dann direkt mit der Produktionsdesignerin Jennifer Spence und dem Kameramann Maxime Alexandre ausgetauscht. Es war ja nicht viel Zeit. Uns schwebte ein klassischer Look vor, daher haben wir auch versucht, so viele Tricks wie möglich praktisch und direkt in der Kamera umzusetzen und so wenig wie möglich auf CGI zurückzugreifen. Es ist ein Mix, um die Illusion möglichst glaubhaft zu machen.

    Handgemachter Horror

    FILMSTARTS: Wir haben gehört, dass du ähnlich wie Guillermo del Toro ebenfalls eine eigene Sammlung von Horror-Memorabilien besitzt?

    Corin Hardy: Mit Guillermo del Toro kann ich nicht mithalten, aber ich habe in England eine kleine Werkstatt mit Monstern, Requisiten und Erinnerungsstücken, die mir sehr am Herzen liegen. Ich bin mit Ray Harryhausen, Monster- und Animationsfilmen aufgewachsen, das war wie Zauberei für mich. Und dann habe ich mit elf „Alien”, „Tanz der Teufel“ und „Nightmare – Mörderische Träume“ gesehen, was bei mir eine Obsession für die Bastelei an praktischen Effekten und Masken auslöste. Plastinin, Stop-Motion, Animatronik: Das habe ich alles schon als Kind ausprobiert. Computereffekte gab es damals noch nicht so richtig, aber sie sind natürlich ein brillantes Werkzeug, um noch bessere Illusionen zu erschaffen. Es ist sehr praktisch, etwa Drähte und Gerüste einfach übermalen zu können, aber in meinen Augen ist es nach wie vor unschlagbar, etwas Reales vor Augen zu haben. Das gilt auch für Stunts und die Kameraarbeit im Allgemeinen.

    FILMSTARTS: Und inwieweit schlagen sich diese Vorlieben auch in deiner Arbeit an „The Nun“ nieder?

    Corin Hardy: Es gibt viele handgemachte Stunts auch der Hauptdarsteller, dazu haben wir eher Make-up- statt CGI-Effekte verwendet, wenn sich Figuren plötzlich äußerlich verwandeln. Auf eine bestimmte Einstellung, die wir wie in den 1970ern ganz ohne CGI hinbekommen haben, bin ich ganz besonders stolz. Wenn man sowas richtig macht, dann erzeugt das eine tiefere menschliche Verbindung und eine größere Emotionalität, davon bin ich fest überzeugt.

    "Castlevania" ist eine der Hauptinspirationen: FILMSTARTS am Set von "The Nun"

    „The Nun“ startet am 6. September 2018 in den deutschen Kinos.

     

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