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    Warte mal, ist dieser Typ schwarz? Die Macher von "Spider-Man: A New Universe" im Interview

    In London haben wir zum neuen Animationsfilm „Spider-Man: A New Universe” mit dem Regie-Trio und Spidey-Sprecher Shameik Moore gesprochen. Dieser war eigentlich nie ein Fan der Spinne und ist dennoch wie geschaffen dafür. Wir verraten euch, warum.

    FILMSTARTS: In den 1960er-Jahren erlebten die Comics über Superhelden eine Renaissance. Die Autoren waren auf einmal sehr interessiert daran, die eigene Gesellschaft in ihren Geschichten zu porträtieren. Heute wird dieser Dialog noch viel weiter getragen. Wie seht ihr das, vor allem nachdem zuletzt „Black Panther” für soviel Gesprächsstoff sorgte? Wie wichtig ist das für eure Botschaft des Films?

    Peter Ramsey: Sehr wichtig. Miles wurde ja erst vor einigen Jahren, also 2011, eingeführt. Rodney hatte dazu einen tollen Einfall: Spider-Man ist heute eine Art Mythos. Dieser Mythos kann verschiedene Formen annehmen, aber im Kern geht es immer um das Gleiche. Miles ist zwar ein Afro-Lateinamerikaner, aber er machte dieselbe Erfahrung mit Spider-Man, wir erleben es nur durch eine andere Sichtweise. Für mich führt das dazu, über Spider-Man in einer differenzierten und tieferen Art zu denken. Als Peter Parker etwa eingeführt wurde, sahen die Leute mit ihm die Ideale eines Superhelden auch in einem neuem Licht und das wollen wir im Grunde jetzt wieder machen.

    Rodney Rothman: Wir mussten bei der Entstehung des Films herausfinden, wie wir die Geschichte auf eine neue Weise erzählen können. Der Film beginnt zwar auch mit einem Spinnenbiss, aber es geht sehr schnell in eine komplett andere Richtung. Die ganzen Figuren, die ebenfalls Spider-Man sind, haben natürlich Gemeinsamkeiten, aber wir wollten die interessanten Dinge und Unterschiede herausstellen.

    2018 Columbia Pictures Industries, Inc. All Rights Reserved.

    FILMSTARTS: Ich mag in diesem Film sehr die Verbindungen zu den Sam-Raimi-Werken. Sind diese Szenen nur Hommage an die alten Filme oder ist der Peter Parker, den wir sehen, der wirkliche Tobey-Maguire-Spider-Man?

    (Gelächter unter den Regisseuren)

    Rodney Rothman: Ich kann auf jeden Fall sagen, dass das nicht Tobey Maguire ist. Was Peter Parker in diesen Szenen anspricht, greift eher den Mythos von Spider-Man auf. In Sam Raimis Filmen hat Spider-Man zum Beispiel einmal getanzt. Ungefähr ein Viertel der Spider-Mans in unserem Multiversum tanzen auf den ersten Blick auch so, aber vielleicht eben immer etwas anders. Wir versuchen am Ende, uns damit vor diesen Filmen wie aber auch vor den Comicbüchern und all diesen Geschichten, die erzählt wurden, zu verneigen. Und all das wollten wir auf eine lustige Weise einbinden.

    Von den ganz Großen gelernt

    FILMSTARTS: Peter, du hast ja bisher vor allem als Storyboard-Artist für schon verschiedene große Filmemacher wie Steven Spielberg und David Fincher gearbeitet. Was hast du dabei alles lernen können, speziell für das Genre Animation? Du hast ja auch bereits mit „Die Hüter des Lichts” einen eigenen animierten Spielfilm inszeniert.

    Peter Ramsey: Das Wichtigste, was ich von diesen Leuten gelernt habe, ist: Du darfst nicht ständig herumtricksen oder zu komplizierte Sachen machen. Es ist eigentlich sehr einfach: Zeige auf der Leinwand, wie du denkst und mache das für das Publikum so klar wie möglich!

    FILMSTARTS: Aber nun habt ihr bei diesem Film ja sogar zu dritt Regie geführt. Das klingt ja eigentlich ganz schön kompliziert. Wie war das denn?

    Rodney Rothman: Also kompliziert war es eigentlich nicht. Ja, es kann herausfordernd sein, aber es war ein sehr organischer Prozess.

    Peter Ramsey: Es war einfach ein Segen, dass wir bei diesem Film eine klare Vision hatten. Unabhängig davon, wie viele verschiedene Ideen wir drei in den Raum geworfen haben, hätten diese sich nicht an dieser einen Vision orientiert, wäre das nie aufgegangen - egal wie cool diese Einfälle auch gewesen sind. Es war aber auch sehr praktisch, sich aufteilen zu können. Rodney etwa beschäftigte sich mit den Sprachaufnahmen der Schauspieler und Bob war bei den Animations-Spezialisten, um die Szenen zum Leben zu erwecken. Und ich habe mich dabei um die Storyboards gekümmert und mit der Layout-Abteilung zusammengearbeitet, um die nächste Szene für die Animation fertig zu bekommen. Dabei haben wir ständig zwischen diesen Stationen gewechselt, so hatten wir alle unsere Aufgaben zur gleichen Zeit.

    Rodney Rothman: Ja, schließlich geht es im Film auch über das Zusammenarbeiten von sehr verschiedenen Personen. Also wenn wir je den Faden verloren haben, mussten wir eigentlich nur in das Skript schauen.

    FILMSTARTS: Das Drehbuch stammt ja von „The LEGO Movie“-Macher Phil Lord. Was war euer Eindruck, als ihr es das erste Mal gelesen habt und wie war es mit ihm und Christopher Miller zusammenzuarbeiten? Wie viel von ihrem typischen popkulturellen Stil und Humor steckt nun in eurem Film?

    Rodney Rothman: Phil Lord hat das Skript ja zusammen mit mir geschrieben und ich habe mit ihm schon an einigen Projekten gearbeitet. Er ist ein alter Freund von mir, ein sehr guter sogar. Ich habe Phil das erste Mal vor 15 Jahren getroffen, da habe ich gleich erkannt, was für ein großartiger Künstler er ist. Er macht keine Kompromisse und er hat ein sehr ähnliches Gespür wie ich, jemanden zu erkennen, der einfach anders und cool denkt. Man arbeitet bei ihm mit jemandem zusammen, der niemals aufgibt und das gleiche auch von dir und all den anderen Leuten erwartet, die am Film mitwirken. Und es gibt jede Menge inspirierende Ansprachen wie „Was können mir anders machen, als was wir bisher gesehen haben?” und das immer wieder und wieder über Jahre hinaus. Und das ist auch der Grund, warum wir den Punkt erreicht haben, wo wir jetzt sind.

    2018 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

    FILMSTARTS: Wie oft habt ihr denn eigentlich Änderungen am Storyboard vornehmen müssen?

    Peter Ramsey: Oh... (überlegt). So viele, wie es auch Universen gibt. (Gelächter)

    Rodney Rothman: Ja, wir haben ein Multiversum geschaffen.

    Peter Ramsey: Es gab so viele verschiedene Versionen und Szenen, die es nicht in den Film geschafft haben. Wir haben jeden erdenklichen Winkel ausgekundschaftet, wie wir die Geschichte erzählen könnten.

    Rodney Rothman: Das ist aber ziemlich normal bei einem animierten Film.

    FILMSTARTS: In einem alternativen Universum gibt es also auch eine andere Fassung von diesem Film?

    Rodney Rothman: Oh ja, in den anderen Dimensionen könnt ihr all die verschiedenen Versionen sehen, die wir erstellt haben, aber ich denke, diese hier ist für uns die Beste.

    Fast zwei Jahre Arbeit für zwei Sekunden Film

    FILMSTARTS: Wie lange habt ihr denn gebraucht, um diesen ungewöhnlichen Stil des Films zu finden?

    Peter Ramsey: So ungefähr eineinhalb Jahre. Als wir anfingen, wollten wir uns optisch unbedingt unterscheiden von allen anderen Spider-Man-Filmen aber auch von anderen Zeichentrickfilmen an sich. Wir befinden uns ja schon seit einer Weile im Goldenen Zeitalter der Animationsfilme. Da wurde mittlerweile ein Level an Qualität erreicht, aus dem man schon herausstechen muss. Wir brauchten also etwas Anderes, um diese Idee zu realisieren und einen neuen Spider-Man in einem neuen Universum einzuführen und das auch noch zum ersten Mal in einem animierten Film. Das setzte von uns voraus, neue Wege zu finden, die Geschichte visuell zu erzählen und somit die eigentliche Optik des Films zu erreichen.

    Rodney Rothman: Es hat somit auch mehr als eineinhalb Jahre gebraucht, nur um die ersten zwei Sekunden des Films zu erstellen. Und nochmal so viel, um den Rest zu machen. (Gelächter)

    Diese Arbeit könnte sich gelohnt haben. Wir glauben schon jetzt, dass uns Ende des Jahres eine der verrücktesten und zugleich sympathischsten Comic-Verfilmungen erwarten könnte. Kinostart ist am 13. Dezember 2018 und in unserem Vorabeindruck haben wir euch bereits ausführlich erklärt, warum „Spider-Man: A New Universe” sogar der bisher beste Spidey-Film werden könnte.

     

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