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    Studie beweist: Eine Frau in den Hauptrolle bringt mehr Geld ein als ein Mann

    Dass Hollywood verstärkt auf Frauen in der Hauptrolle setzt, hat einen einfachen Grund: Es zahlt sich an den Kinokassen aus. Das zeigt nun auch eine Studie, die allerdings an einigen Punkten nur an der Oberfläche bleibt.

    Warner Bros.

    Der Ansatz einer von der Technikfirma Shift7 und der bekannten Schauspieleragentur Creative Artists Agency durchgeführten Studie ist ziemlich simpel. Analysiert wurden die 350 weltweit erfolgreichsten Filme, die zwischen Januar 2014 und Dezember 2017 starteten. Dabei wurde ermittelt, welcher Film von einer Frau und welcher von einem Mann angeführt wird. Grundlage war dabei, welcher Name als erstes im Cast genannt wird – und zwar im Abspann, Werbung und in Presseerzeugnissen, schließlich ist dieses sogenannte First-Billing meist die klarste Aussage, wer die größte Hauptfigur des Films ist, auf wen in der Vermarktung gesetzt wird. Genommen wurde dabei die Aussage der unabhängigen und an der Studie selbst nicht beteiligten Hollywood-Analyse-Firma Studio System. Nach dieser Einteilung werden 105 der 350 Filme von einer Frau angeführt.

    Anschließend wurde sowohl für die 105 Filme mit „weiblicher Führung“ wie auch für die übrigen 245 Filme mit „männlicher Führung“ das durchschnittliche Einspielergebnis berechnet. Das Ergebnis: Die Filme mit einer Frau an der Spitze brachten im Durchschnitt mehr Geld ein!

    Frauen "gewinnen" über die Budget-Grenzen hinweg

    Interessant ist ein weiteres Ergebnis der Studie. Man könnte nun ja meinen, dass Frauen womöglich von günstiger produzierten Romantikkomödien profitieren, die dann überdurchschnittlich viel Geld einspielen. Dem ist aber laut den Machern der Studie nicht so. Die 350 Filme wurden nämlich zusätzlich noch in fünf Budgetkategorien eingeteilt: unter 10 Millionen Dollar, 10 bis 30 Millionen Dollar, 30 bis 50 Millionen Dollar, 50 bis 100 Millionen Dollar und über 100 Millionen Dollar.

    Dabei gewannen von einer Frau angeführte Filme in allen fünf Gruppen. Das Ergebnis war sogar bei höherem Budget besonders deutlich. Filme im Kostenbereich von 50 bis 100 Millionen Dollar spielten so mit einer Frau an der Spitze im Schnitt 318 Millionen Dollar ein, mit einem Mann nur 243 Millionen Dollar. Bei Filmen, die mehr als 100 Millionen Dollar kosteten, wurden im Schnitt 586 Millionen Dollar mit einer Frau an der Spitze eingenommen, 514 Millionen Dollar bei einem Mann an der Spitze. Im Bereich unter zehn Millionen Dollar sowie zwischen 30 und 50 Millionen Dollar liegen die „Frau-angeführten Filme“ nur minimal voraus und die Datenmengen sind durch die weitere Zersplitterung teilweise natürlich sehr gering. Zudem ist es auch wenig überraschend, dass, je mehr ein Film kostet, desto größer auch die Unterschiede bei den Einspielergebnissen sind.

    Eine simple Studie

    Kritisch muss man aber anmerken, dass die Studie sehr simpel gestaltet ist, was zu Verschiebungen führt. Dass sich nur auf den ersten Star konzentriert wird, sorgt dafür, dass auch Ensemblefilme und Franchiseproduktionen auf die eine oder andere Seite fallen, obwohl es hier für das Einspielergebnis wohl nur eine untergeordnete Rolle spielt, ob eine Frau oder ein Mann den Cast anführt.

    So fallen zum Beispiel die drei Top-Filme des Jahres 2014 („Transformers: Ära des Untergangs“, „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ und „Guardians Of The Galaxy“) auf die Seite der Männer, obwohl es bei all diesen Filmen wohl eine untergeordnete Rolle gespielt hat, welcher Star an erster Stelle und welcher erst an zweiter Stelle der Cast-Liste stand. Besonders deutlich fällt der Widerspruch bei „Star Wars“ auf. Man könnte annehmen, dass „Das Erwachen der Macht“ und „Die letzten Jedi“ den Frauen zugerechnet werden, da Daisy Ridley die Hauptrolle innehat. Das ist aber nicht der Fall. Im Gegensatz zu „Rogue One“ mit Felicity Jones zählen die beiden erfolgreichen Teile 7 & 8 der Saga zur Männerseite. Das sogenannte First Billing haben hier nämlich Harrison Ford bzw. Mark Hamill.

    Wie das Beispiel „Star Wars“ zeigt, sorgt zumindest dieser Teil der Simplifizierung aber eigentlich dafür, dass das Ergebnis noch beeindruckender ist und noch mehr dafür spricht, dass Hollywood alles richtig macht, wenn man verstärkt auf Frauen an der Kinokasse setzt.

    Ergebnis überrascht aber nicht

    Allzu überraschend ist das aber nicht. Schließlich gehen auch in vielen Ländern mehr Frauen ins Kino als Männer. Das zeigen Studien für die USA wie auch Deutschland. Hierzulande wurden 2017 allein für die 75 erfolgreichsten Filme des Jahres 54% Prozent der Kinokarten von Frauen gekauft. Selbst Filmreihen wie „Fast & Furious“ setzen daher verstärkt auf starke Frauenfiguren – und mit Erfolg. Beim achten Teil gehörten in Deutschland immerhin 46% der Kinokarten Frauen. Als 2001 die Reihe mit „The Fast And The Furious“ startete waren noch über zwei Drittel der deutschen Besucher männlich.

    Die Schauspieleragentur CAA weist daher in einem Kommentar zur Analyse abschließend noch darauf hin, dass es verwundere, warum in der Öffentlichkeit teilweise immer noch der Eindruck herrsche, dass von Frauen angeführte Filme weniger erfolgreich sind, obwohl das eindeutig nicht so ist. Die Agentur vertritt übrigens mit unter anderem Sharon Stone, Meryl Streep und Lady Gaga einige erfolgreiche Frauen. Daraus kann man aber kein gesteuertes Interesse hinter der Studie ableiten, schließlich gehören zu den Klienten von CAA unter anderem auch George Clooney, Tom Cruise, Brad Pitt, Will Smith, Steven Spielberg, Tom Hanks, J.J. Abrams und Martin Scorsese.

    Die interessante, komplette Studie gibt es auf der Seite von Shift7. Dort findet sich übrigens auch noch die Information, dass alle Filme seit 2012, die mehr als eine Milliarde Dollar einspielten, den sogenannten Bechdel-Test bestanden haben.

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