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    Oscars 2019: Frauen so stark vertreten wie noch nie – außer in den prominenten Kategorien

    28 Prozent aller Oscar-Nominierungen gingen dieses Jahr an Frauen – ein (trauriger) historischer Höchstwert in der Geschichte der Academy. Die Kategorien für Regisseure und Produzenten sind allerdings weiterhin eine klare Männerdomäne.

    Universum Film GmbH/Universal Pictures Germany/A.M.P.A.S

    Die Mitglieder und Nominierten der Academy Of Motion Picture Arts and Sciences werden sich wohl auch bei der Oscarverleihung 2019 wieder gegenseitig zu ihren Errungenschaften auf den Gebieten der Filmkunst und gesellschaftlichen Fortschrittlichkeit gratulieren. Immerhin wurde dieses Jahr sogar vor der Vergabe der Academy Awards 2019 bereits ein historischer Meilenstein in Sachen Inklusion erreicht – der bei der Zeremonie aber wahrscheinlich keine (sonderlich positive) Erwähnung finden wird: Laut einer Auswertung von The Wrap sind dieses Jahr knapp 28 Prozent der Nominierten in allen Kategorien Frauen. So einen hohen Wert gab es in der Geschichte der Academy bisher noch nie.

    Die Statistik bezieht sich auf alle kompetitiven Kategorien, in denen sowohl Frauen als auch Männer geehrt werden, mehrfach nominierte Kandidaten werden auch mehrfach gerechnet. In Bereichen wie Make-Up, Hairstyling, Kurzfilm und Sound gibt es eine wachsende Zahl an weiblichen Nominierten, bei den Dokumentarfilmen sind gar die Hälfte der 15 für den Academy Award vorgeschlagenen Kandidaten Frauen.

    Trotz Bestwert ein Armutszeugnis

    Dafür wird der Preis für die beste Regie 2019 wieder exklusiv an Männer vergeben. Mit Kritikerdarling Yórgos Lánthimos, Überraschungskandidat Paweł Pawlikowski, Hollywood-Alteisen Spike Lee und den Academy-Lieblingen Alfonso Cuarón und Adam McKay befindet sich keine einzige Frau unter den Nominierten. In der 90-jährigen Geschichte der Oscars wurden insgesamt erst fünf (!) Frauen für den Regie-Oscar nominiert (Greta Gerwig 2018, Kathryn Bigelow 2010, Sofia Coppola 2004, Jane Campion 1994 und Lina Wertmüller 1977), nur eine von ihnen (Bigelow) durfte die Trophäe bisher mit nach Hause nehmen.

    Viele Stimmen aus dem Medienbereich und in den sozialen Netzwerken monieren die rein männliche Kandidatenliste vor allem deshalb, weil auch 2019 wieder einige herausragend inszenierte Filme von Regisseurinnen übergangen wurden. „Capernaum – Stadt der Hoffnung“, ein Film von Regisseurin Nadine Labaki, befindet sich etwa wie „Cold War – Der Breitengrad der Liebe“ ihres nominierten Kollegen Paweł Pawlikowski unter den Kandidaten für den besten fremdsprachigen Film. Twitter-User, die in Anlehnung an die #OscarsSoWhite-Kampagne von 2016 den Hashtag #OscarsSoMale benutzen, echauffieren sich zudem über einen Mangel an Würdigung für die Leistungen von Chloé Zhao („The Rider“), Lynne Ramsay („A Beautiful Day“), Debra Granik („Leave No Trace“), Marielle Heller („Can You Ever Forgive Me?“), Tamara Jenkins („Private Life“), Josephine Decker („Madeline’s Madeline“) und Karyn Kusama („Destroyer“) sowie Sandi Tan, die für die Regie ihrer Dokumentation „Shirkers“ bereits in Cannes geehrt wurde. Auch auf FILMSTARTS hat keiner dieser Filme übrigens weniger als 4 Sterne erhalten.

    Und auch wenn sich Kusama und Ramsays Abwesenheit durch die Genrefilm-Verdrossenheit der Academy erklären lässt (beide Filme sind herrlich dreckige Thriller-Dramen mit teilweise drastischer Gewaltdarstellung), sind Versäumnisse in diesem Umfang auffällig und für Filmfans aller Geschlechter natürlich auch sehr deprimierend. Ähnlich sieht es in anderen großen Kategorien aus: Für die Beste Kamera ist dieses Jahr etwa erneut keine einzige Frau nominiert, nachdem Rachel Morrison bei den Oscars 2018 noch Geschichte geschrieben hatte, als sie als erste Kamerafrau überhaupt nominiert wurde (für „Mudbound“). Und in der Kategorie Bester Film sind zwar einige Produzentinnen nominiert, allerdings sind nur fünf der 25 Kandidaten Frauen.

    Die Oscars werden am 24. Februar 2019 im Dolby Theatre in Los Angeles vergeben.

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