Was eigentlich ein launiger Thriller mit zwei oscarprämierten Superstars in den Hauptrollen werden sollte, wurde für alle Beteiligten zum Kinostart in Nordamerika zum Desaster auf allen Ebenen. Steven Knights „Im Netz der Versuchung“ spielte am ersten Wochenende in den USA und Kanada nur 4,4 Millionen Dollar ein, obwohl der Genrefilm in 2.561 Kinos breitflächig gestartet worden war. Schlechter ist bisher weder ein Werk mit Matthew McConaughey noch mit Anne Hathaway angelaufen (in mehr als 2.500 Kinos). Auch am zweiten Wochenende wurden die Zahlen nicht besser. „Im Netz der Versuchung“ rutschte in den US-Charts von Platz 8 auf 14 ab und verlor bei 1,7 Millionen Dollar rund 62 Prozent gegenüber der Vorwoche. Insgesamt hat der 25 Millionen Dollar teure Film nach zehn Tagen erst 7,5 Millionen Umsatz in Nordamerika gemacht. Ein katastrophales Endergebnis unter zehn Millionen Dollar ist sehr wahrscheinlich.
Marketing und PR: Keine Unterstützung für Stars
Das US-Magazin Deadline berichtet, dass die beiden Stars über die Politik des US-Verleihs Aviron Pictures mächtig verärgert sind, weil die zugesagte Marketing- und PR-Kampagne abgesagt worden ist. McConaughey und Anne Hathaway, die schon in Christopher Nolans „Interstellar“ zusammen auf der Leinwand zu sehen waren, hätten laut des Berichts zu einer umfassenden Pressetour rund um die Welt zugesagt und wollten so viele TV-Auftritte wie möglich absolvieren, um die Werbetrommel zu rühren. Doch die Presse-Junkets wurden kurzfristig abgesagt, das Marketing-Budget des Films gestrichen. Besonders McConaughey, so Deadline, „speit Feuer und fühlt sich veralbert“. Er wollte den Film auch in wenigen Kinos starten und durch gute Mundpropaganda aufbauen, doch der Verleih lehnte diese Idee des sogenannten Plattformstarts ab und ging gleich in mehr als 2.500 Kinos raus.
Universum Film
Nachdem Aviron Pictures zunächst nicht auf den Deadline-Bericht reagierte, wurde der Druck offenbar zu groß, sodass der Indie-Verleih ein ausführliches Statement veröffentlichte: „Wir hatten die besten Absichten mit ‚Im Netz der Versuchung‘ und waren aufgeregt über die Möglichkeit, einen einzigartigen Originalstoff mit einem herausragenden Cast und talentierten Filmemachern herauszubringen. Aber so sehr wir den Film lieben und immer noch hoffen, dass er sein Publikum finden wird – wir haben ihn getestet und wieder getestet – aber traurigerweise zeigen die Daten, dass der Film nicht performen wird, wie wir uns das ursprünglich erwartet haben.“
Verleih schreibt Film schon vor US-Start ab
Die Konsequenz, die der Verleih nach den negativen Reaktionen von Testvorführungen und schlechten Kritiken (38 von 100 Punkten auf Metacritic, 22 Prozent auf Rotten Tomatoes) zog, war eindeutig: „Wir haben unser Budget und die Marketing-Strategie angepasst. Unabhängig von den Ausgaben ist es nahezu unmöglich für ein Erwachsenen-Drama, eine Rotten-Tomatoes-Wertung von 22 Prozent und einen CinemaScore von D+ zu überwinden. Jetzt noch mehr auszugeben, wäre unseren Geldgebern gegenüber unverantwortlich gewesen“, heißt es in dem Statement weiter. Statt der kompletten Marketingmaschinerie seien nur ganze neun Spots im Lokalfernsehen gelaufen. Das bedeutet im Klartext: Aviron Pictures hat die Notbremse gezogen, um den Verlust zu begrenzen.
In „Im Netz der Versuchung“ geht es um den zurückgezogen auf einer Insel lebenden Fischerboot-Kapitän Baker Dill (McConaughey), der für seine Ex-Frau Karen (Hathaway) deren gewalttätigen neuen Mann Frank Zariakas (Jason Clarke) umbringen soll. Der Plan: Auf einem Angeltrip wirft Baker seinen Begleiter Zariakas den Haien zum Fraß vor. Doch so einfach wie gedacht, gerät die Aktion in der Praxis nicht. In Deutschland startet „Im Netz der Versuchung“ am 2. Mai 2019 im Verleih von Universum.
