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    "Friedhof der Kuscheltiere": Darum funktioniert das neue Ende nicht

    Handwerklich und schauspielerisch ist die Neuauflage der ersten Verfilmung von 1989 zwar überlegen. Aber der Versuch, auch erzählerisch neue Wege zu gehen, ist gerade beim Finale nach hinten losgegangen.

    Paramount Pictures

    --- Meinung + Spoiler ---

    Stephen King hat in seinem Roman „Friedhof der Kuscheltiere“ sehr persönliche Erfahrungen und Traumata verarbeitet. Wahrscheinlich ist die Geschichte einer Familie, die mit so unfassbar viel Trauer klarkommen muss, dass ein Familienmitglied nach dem anderen an ihr zerbricht, sogar das Persönlichste, was King jemals geschrieben hat. Nach dem Fertigstellen der ersten Fassung hat sich der Autor gemeinsam mit seiner Frau zunächst sogar dazu entschieden, den Roman gar nicht erst zu veröffentlichen, weil er ihnen einfach als zu hoffnungslos erschien.

    Nur eine übriggebliebene vertragliche Verpflichtung gegenüber einem Verleger, dem King noch einen letzten Roman liefern musste, führte einige Jahre später dazu, dass „Friedhof der Kuscheltiere“ doch noch in den Handel kam – und dort zu einem absoluten MEGA-Bestseller avancierte.

    Die Verfilmung von 1989 geht dahin, wo es wehtut

    In Mary Lamberts „Friedhof der Kuscheltiere“ aus dem Jahr 1989 schlägt diese kompromisslose Düsternis aller handwerklichen und schauspielerischen Schwächen zum Trotz gerade in den finalen 20 Minuten volle Kanne durch: Nachdem Louis Creed (Dale Midkiff) seinen Sohn Gage (Miko Hughes) durch das Verbuddeln auf dem alten Indianerfriedhof wiederbelebt hat, ermordet der untote Zweijährige seine eigene Mutter und Louis‘ Ehefrau Rachel (Denise Crosby). Louis bleibt daraufhin nichts anderes übrig, als seinen eigenen Sohn mit einer Medikamentenspritze zu töten.

    Anschließend ist er bereits so tief in seine eigene Trauer und Verzweiflung abgerutscht, dass er gar nicht anders kann, als sich noch an den allerkleinsten Funken Hoffnung zu klammern. Also vergräbt er auch Rachel auf dem Friedhof, wohlwissend, dass das wahrscheinlich nicht die allerbeste Idee ist. Aber zu diesem Zeitpunkt ist eh schon alles egal. Ein schmerzhaftes Ende, dessen grausame Hoffnungslosigkeit den Zuschauer direkt in die Magengrube trifft...

    Die Neuauflage ist clever statt effektiv

    Nun glaube ich gar nicht mal, dass die Macher des „Friedhof der Kuscheltiere“-Remakes das Ende geändert haben, weil ihnen die Romanversion als zu erdrückend erschien. Sie präsentieren stattdessen ja auch keinesfalls – wie einige Fans vorab befürchtet haben – ein klassisches Happy End der Marke Hollywood. Auch in der Neuauflage endet die Geschichte für die Mitglieder der Creed-Familie alles andere als positiv. Nur passt sich der neue Ausgang eben nicht wie im Original perfekt in die Trauer-Prämisse des Stoffes ein. Stattdessen wirkt er wie ein cleverer Kniff, der zwar Kenner der Vorlage überrascht, aber überhaupt nicht zum emotionalen Fundament der Geschichte passt.

    Im Finale der Neuauflage ist es nämlich nicht Louis (Jason Clarke), der seine Familie aus lauter Verzweiflung immer tiefer reinreitet. Statt seine Tochter Ellie (Jeté Laurence), die im Remake statt ihrem Bruder Gage (Hugo & Lucas Lavoie) von einem Lastwagen überfahren wird, mit einer Giftspritze zu töten, zieht Louis nämlich im Duell mit seinem untoten Kind den Kürzeren. So sind am Ende zwar alle Creeds mit Ausnahme von Gage, der in der letzten Szene allein im verschlossenen Familienauto festsitzt, Untote. Aber das ganz einfach deshalb, weil andere Untote sie dazu gemacht haben (quasi wie in einem Zombiefilm, nur mit Vergraben statt Beißen). Damit fällt die ganze tragische Dimension der Vorlage weg – und wird durch einen ausgelutschten Genre-Plot ersetzt, nur um ein neues Ende präsentieren zu können.

    Das war es nicht wert!

    Friedhof der Kuscheltiere

    „Friedhof der Kuscheltiere“ läuft seit dem 4. April in den deutschen Kinos.

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