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    Keine teuren Filme mehr bei Netflix? Das steckt hinter der "neuen Strategie" beim Streaminggiganten

    Netflix verabschiedet sich von Blockbustern und setzt künftig nur noch auf Billigkost, unken die einen. Doch so dramatisch ist es nicht. Wir erklären, was sich hinter angeblichen neuen Plänen bei Netflix verbirgt…

    Netflix

    Vor rund einem Monat soll sich der bei Netflix für die Inhalte zuständige Ted Sarandos mit mehreren Film- und Serienverantwortlichen getroffen und dabei sehr deutlich formuliert haben, dass sie doch in Zukunft etwas vorsichtiger im Umgang mit „seinem“ Geld sein sollen. Als Negativbeispiel soll er den starbesetzten Drogen-Thriller „Triple Frontier“ genannt haben, der satte 115 Millionen Dollar kostete, was nach Meinung von Sarandos viel zu viel war. Dies berichten zumindest nun die Insider von The Information, die von einer „neuen Rolle“ sprechen, die Netflix nun spielt und feststellen: Der Streaminggigant achtet jetzt auf das Budget!

    Bisher trat Netflix nach außen eher großzügig auf. Den angesprochenen „Triple Frontier“ wollte keines der klassischen Hollywood-Studios finanzieren, weil klar war, dass ein solcher Film mit solchem Budget an den Kinokassen niemals Gewinn machen würde. Auch Martin Scorseses „The Irishman“ landet nur bei Netflix, weil jedes Hollywood-Studio vor den hohen Kosten und dem daraus resultierenden fast schon sicheren finanziellen Flop zurückschreckte. Haben solche Projekte in Zukunft auch bei Netflix keine Chance mehr? Gibt es keine „teuren Filme“ mehr bei dem Streaminggiganten, wie einige Kommentare angesichts des Enthüllungsartikels von The Information unken? Wir gehen nicht davon aus…

    Netflix wird weiter viel ausgeben… nur bewusster

    Netflix wird im Jahr 2019 wohl insgesamt rund 15 Milliarden Dollar für Eigenproduktionen ausgeben. Mit Michael Bays „6 Underground“ wurde jüngst der mit einem Budget von rund 150 Millionen Dollar bis dato teuerste Netflix-Film gedreht. Mit unter anderem Meryl Streep und Nicole Kidman in den Hauptrollen wurde gerade mit „The Prom“ ein gigantisches Projekt angekündigt, mit dem Netflix 2021 endlich den ersten Oscar in der Königskategorie für den besten Film gewinnen will. Nach Sparkurs hört sich das alles nicht an. Kein Wunder, denn Netflix führt auch keinen und erteilt Großprojekten so auch in Zukunft keine Absage.

    Was Sarandos gesagt hat, ist einfach nur kaufmännische Logik. Jahrelang musste für Netflix die Devise gelten, erst mal möglichst viel zu produzieren. Denn nur mit Massen an unterschiedlichem Content (Serien, Filme, Reality-Sendungen, Spiel- und Talk-Shows,…) erreicht man auch maximal viele Kunden. Und wenn man links und rechts und so schnell wie möglich neuen Content produziert, gibt man das Geld mit beiden Händen aus. Mittlerweile ist Netflix so groß, dass der Markenname fast schon ein Synonym für Streaming ist, wie es zum Beispiel Tempo in Deutschland für Papiertaschentücher ist. Das Unternehmen ist gigantisch, die weitere Expansion erfolgt auf einem ganz anderen Level. Und wie zum Beispiel jeder Filmverleih (egal ob Disney, Sony oder Warner) muss da auch Netflix das Ziel haben, Flops so gut es geht zu vermeiden…

    Weniger Risiko?

    Netflix hat hier sogar einen Vorteil gegenüber der meisten Hollywood-Konkurrenz: Man kennt die eigenen Kunden noch besser, hat genaue Daten, was die Leute, wie lange schauen. Und Netflix wird es darum gehen, die eigenen Kunden auch in Zukunft zufriedenzustellen. Und das geht übrigens nicht nur mit günstig produzierten Teenie-Rom-Coms (auch wenn das die erfolgreichsten Filme auf der Plattform sind), sondern es müssen im Filmbereich auch u. a. teure Action-Kracher, Dramen in verschiedensten Sprachen und Adam-Sandler-Komödien darunter sein. Netflix wird weiter auf maximale Vielfalt setzen und dazu gehören auch teilweise riesige Budgets.

    Sarandos will seinen Leuten nur einschärfen, dass sie bei jedem Projekt genau überlegen sollen, ob sich hohe Ausgaben wirklich lohnen. Und das wird am ehesten dazu führen, dass Netflix an der ein oder anderen Stelle weniger Risiko geht. Doch das hat Sarandos schon in früheren Aussagen deutlich gemacht, hier sind die neuesten Äußerungen also keine Kehrtwernde.

    Vor Flops wird Netflix natürlich auch in Zukunft nicht gefeit sein, wobei ein „Flop“ auf Netflix ohnehin schwer einzuordnen ist. Schließlich gibt es keine direkten Einnahmen aus verkauften Kinokarten, die man dem Budget gegenüberstellen kann. Was ein Flop für Netflix ist, definiert daher Netflix selbst – womöglich auch mit Widersprüchen: Kurz nachdem der eingangs dieses Textes angesprochene, von Sarandos angeblich als Negativbeispiel genannte „Triple Frontier“ auf der Streamingplattform erschien, verkündete Netflix noch hohe Abrufzahlen (52 Millionen Haushalte in den ersten vier Wochen) und somit einen Erfolg des Action-Thrillers mit Ben Affleck.

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