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    "Thor 4": Darum war Natalie Portman als neuer Thor die beste Ankündigung der Comic-Con

    Die Enthüllung, dass Natalie Portmans Jane Foster in Zukunft mit Cape und Hammer in die Fußstapfen ihres Ex-Freundes Thor treten soll, zeigt, dass das volle Potenzial des MCU erst jetzt richtig ausgeschöpft wird.

    Kinostar Filmverleih GmbH

    +++ Meinung +++

    Nach „Avengers 4: Endgame“ und „Spider-Man: Far From Home“ war – selbst für Superheldenfans – zum ersten Mal seit langer Zeit wieder unklar, wie es jetzt eigentlich im Marvel Cinematic Universe (MCU) weitergehen soll. Und nicht nur das: Gerade mit „Endgame“ war für viele zugleich auch ein natürlicher Ausstiegspunkt aus dem MCU erreicht. Diese Marvel-Müdigkeit, die nach 23 größtenteils aus Action, Humor und dramatischen Cliffhangern bestehenden Filmen ja auch irgendwie verständlich ist, zeigte sich auch schon vor der Comic-Con in zahlreichen Kommentaren im Internet, in denen Fans ankündigten, dem MCU nach „Endgame“ den Rücken kehren zu wollen. Selbst ich war zugegebenermaßen skeptisch, ob es Kevin Feige und Co. gelingen würde, die nach dem „Endgame“ auf Sparflamme weiterköchelnde Begeisterung mit dem Line-Up für Phase 4 direkt wieder zu entfachen.

    Nach den Comic-Con-Ankündigungen muss ich nun jedoch gestehen, dass ich mich selten so sehr auf eine Reihe von Marvel-Filme gefreut habe, wie nun auf die kommenden fünf MCU-Blockbuster. Und gar nicht mehr abwarten kann ich speziell den Kinostart des Schlusslichts „Thor: Love And Thunder“ – wobei ich mir im Vorfeld sicher war, gerade auf einen weiteren „Thor“-Film ebenso wie auf ein zweites „Doctor Strange“-Abenteuer auch gut verzichten zu können. Dabei steht vor allem die Entscheidung, Natalie Portman ins MCU zurückzuholen und ihre Figur Jane Foster zur neuen Donnergöttin Mighty Thor zu machen, exemplarisch für das, was mich an der nächsten Marvel-Etappe potenziell am meisten fasziniert – denn das könnte tatsächlich wieder richtig spannend werden.

    Erfolgreich durch die Fehler der Vergangenheit

    Eins vorweg: Das im Marvel-Universum das bisher recht einseitige Geschlechterverhältnis langsam angepasst wird und Frauen in der nächsten Etappe stärker im Fokus stehen sollen, finde ich höchst erfreulich, es ist jedoch nur ein Teilaspekt von dem, worauf ich in diesem Text eigentlich hinauswill. Vielmehr freue ich mich über die Ankündigungen, weil Marvel damit zeigt, welche Vorteile das auf diesem Niveau nie zuvor umgesetzte Konzept eines gigantischen, Dekaden, Kontinente, Planeten und (Parallel-)Universen umspannenden Shared Universe für kommenden Heldenabenteuer (ob nun auf der großen Leinwand oder im TV) noch alle mit sich bringen kann.

    Dr. Jane Foster, die seit „Thor 2“ abgesehen von einem Zeitreise-Cameo in „Avengers 4“ keinen Auftritt mehr hatte, jetzt in einer neuen Form zurückzubringen, halte ich nicht deshalb für eine spannende Idee, weil sie zu meinen MCU-Lieblingsfiguren zählt. Es ist sogar eher das Gegenteil der Fall: Ihre Liebesgeschichte mit Thor erinnerte in manchen Momenten auch aufgrund von Asgards CGI-Dekor ziemlich stark an die vermurkste Romanze zwischen Anakin Skywalker und Padme Amidala in „Star Wars: Episode II“ – und das nicht mal nur, weil Portman an beiden beteiligt ist. Auch abseits der Lovestory erwies sich Foster für mich bisher als ziemliche Schlaftablette und es wundert mich nicht, dass Oscarpreisträgerin Portman („Black Swan“) nach zwei Filmen bereits die Schnauze vollhatte und ihrer Rolle den Rücken gekehrt hat.

    Walt Disney

    Durch die Langlebigkeit des Marvel-Universums bekommt Taika Waititi („Thor 3“) nun aber die Chance, es beim zweiten Anlauf richtig zu machen und die Schauspielerin in einer Rolle zurückzubringen, die ihres Könnens würdig ist – und offenbar sind seine ersten Ideen ja auch stark genug, sonst hätte die zwischenzeitig ausgestiegene Portman wohl auch gar nicht erst ja gesagt. Zugleich kann Waititi aber dennoch auf ihrer Marvel-Vergangenheit aufbauen: Wäre irgendeine andere Frau als Mighty Thor angekündigt worden, hätte sich bei mir dieses Gefühl einer nachträglichen kosmischen Gerechtigkeit sicherlich nicht eingestellt. Zumal ich besonders gespannt bin, wie sich ausgerechnet die bislang so sperrige Jane Foster in die kosmische Arschtrittmaschine Thor verwandelt.

    Ein lebendiges Universum

    In „Spider-Man: Far From Home“ wurde in einer Schlüsselszene enthüllt, dass es sich bei allen Schergen von Mysterio (Jake Gyllenhaal) um Charaktere aus Tony Starks Vergangenheit handelt, die wir allesamt schon einmal in früheren Marvel-Filmen gesehen haben, wenn auch nur beiläufig in kleinen Nebenrollen. Diese Enthüllung ist auch deshalb so genial, weil sie zeigt, dass scheinbar kleinste Ereignisse im MCU in einigen Jahren Konsequenzen von immensen Ausmaßen haben können und jede Figur, so unwichtig sie zunächst auch scheinen mag, später noch einen maßgeblichen Einfluss auf die Geschehnisse haben könnte (selbst wenn dies meist nicht von vorneherein geplant ist, sondern dann meist erst per Reengineering rückwirkend in den übergreifenden Plot eingebaut wird).

    Weil diese Filme also nicht in einem abgeschotteten Vakuum stattfinden, ergibt es zum Beispiel auch vollkommen Sinn, dass der kleine Junge aus „Iron Man 3“ auf Tony Starks Beerdigung zugegen ist, obwohl er für die Geschichte über seinen einen Auftritt in einem Soloabenteuer hinaus eigentlich nie eine direkte Relevanz hat. Dadurch fühlt sich das MCU so lebendig an – die Figuren leben auch dann weiter ihr Leben, wenn gerade kein Film über sie gedreht wird, wie nun die vergangenen Jahre hindurch auch Jane Foster.

    Jeder kann der nächste sein

    Ich bin deshalb weiter sehr gespannt, ob noch andere Figuren unerwartet zurückkommen und welche das wohl sein mögen. Werden Figuren wie Sam Rockwells Justin Hammer (aus „Iron Man 2“), Benicio del Toros Collector (aus „Guardians Of The Galaxy“) oder Liv Tylers Betty Ross (aus „The Incredible Hulk“) ebenfalls eine Renaissance erleben und im modernen MCU in einer neuen Form zurückkehren? Gerade die Schauspieler, deren erste MCU-Auftritte nicht wirklich zu den Sternstunden des Franchises zählen oder sich nur auf wenige Momente beschränkten, wären für einen zweiten Anlauf ja gerade prädestiniert, um in den Händen eines fähigen Autors und Regisseurs ihre Scharten von damals wieder auszumerzen.

    Paramount Pictures France

    Wenn wir in „Shang-Chi“ erstmals den wahren Mandarin (Tony Leung) zu Gesicht bekommen, so wie ihn Fans aus den Comics kennen, hoffe und baue ich also darauf, dass Ben Kingsleys Trevor Slattery und sein Publicity-Stunt in dem neuen Abenteuer Erwähnung finden und der Oscarpreisträger (für „Ghandi“) auch in Zukunft noch mal irgendwo im MCU auftauchen wird.

    Ich bin schon weiterhin dafür, dass zumindest die einzelnen MCU-Solofilme auch als eigenständige Geschichten mit hoffentlich sehr unterschiedlichen Stilen und kreativen Stimmen funktionieren sollten. Aber die einzigartige Vernetzung zwischen den Projekten bietet zugleich erzählerisch Möglichkeiten, die einfach kein anderes Blockbuster-Franchise in der Geschichte des Kinos je hatte – und dazu zählt eben auch, Natalie Portman zurückzuholen und sie diesmal nicht als arm candy von Chris Hemsworth zu verschwenden, sondern selbst als Mighty Thor für die Erde in die Schlacht ziehen zu lassen.

     

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