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    Martin Scorsese verteidigt Deal mit Netflix: Darum hat er "The Irishman" nicht fürs Kino gemacht

    Martin Scorsese, der erst kürzlich durch seine Marvel-Kritk für Aufruhr sorgte, ist ein großer Verfechter des Kino-Erlebnisses – sein Mafia-Epos „The Irishman“ hat er trotzdem für Netflix produziert. Jetzt hat der Meisterregisseur verraten, wieso.

    Netflix

    Streaming-Anbieter wie Netflix haben in den vergangenen Jahren den Zorn einiger prominenter Namen auf sich gezogen, die das Kino als einzig wahres Film-Erlebnis verteidigen. Darunter Christopher Nolan, James Cameron und Steven Spielberg, der sogar vorschlug, Filme von Netflix und Co. nicht zu den Oscars zuzulassen, weil es dort nur um Kinofilme gehen solle.

    Martin Scorsese hingegen, der gerade mehr durch seine offene Kritik an Marvel-Filmen in den Schlagzeilen ist als durch die bevorstehende Veröffentlichung seines neuen Films „The Irishman“, sieht Streaming-Dienste nicht als Problem. Und das, obwohl er selbst ein Verfechter des Kino-Erlebnisses ist.

    Auf der Pressekonferenz zur internationalen Premiere seines neuen Films beim Filmfest in London verteidigte Scorsese deshalb nun auch die Entscheidung, seinen neuen Film für einen Streaming-Anbieter und nicht fürs Kino zu machen – ohne Netflix hätte es „The Irishman“ nämlich niemals gegeben (via The Guardian).

    Netflix – aber unter einer Bedingung

    „Es gibt keinen Zweifel, dass es sehr wichtig ist, einen Film mit Publikum zu sehen“, verdeutlicht Scorsese noch einmal seine Ansichten zum Kino-Erlebnis, „aber es gibt ein Problem: Wir müssen den Film überhaupt machen.“

    Denn nachdem sich kein traditionelles Studio bereiterklärte, das ambitionierte Projekt auf die Beine zu stellen, sei die Zusammenarbeit mit Netflix die allerletzte Chance gewesen, „The Irishman“ überhaupt noch zu realisieren.

    Den Deal mit dem Streaming-Anbieter ist Scorsese trotzdem nur unter der Bedingung eingegangen, dass er vorab zumindest kurz auf der Leinwand zu sehen sein wird: „Dann hatte ich die Rückendeckung eines Unternehmens, das versprach, sich nicht einzumischen und dass ich den Film so machen kann, wie ich will. Doch die Abmachung war: Man kann ihn streamen, aber vorher gibt es eine Kino-Auswertung.

    Und es sieht ganz danach aus, als hätten beide Seiten geliefert: „The Irishman“ kommt am 27. November exklusiv zu Netflix, läuft ab dem 14. November aber auch in ausgewählten Kinos. Dass Scorsese tatsächlich komplett freie Hand hatte, scheint schon die epische Laufzeit von dreieinhalb Stunden zu beweisen.

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    Darum wollte kein Studio "The Irishman"

    „Es gibt viele Gründe dafür“, sagt Scorsese auf der Pressekonferenz beim London Filmfestival dazu, dass kein Hollywood-Studio „The Irishman“ mit ihm machen wollte. Der Hauptgrund dürfte jedoch das enorme Budget gewesen sein, dass vor allem auch die digitale Verjüngung der drei Hauptdarsteller Robert De NiroAl Pacino und Joe Pesci benötigte. Bis zu 200 Millionen Dollar soll Netflix insgesamt in die Produktion gesteckt haben.

    Ein finanzieller Aufwand, der den Bossen der großen Studios wohl zu risikoreich war  vor allem, nachdem Scorseses letztes Leinwand-Epos „Silence“ weltweit nur rund 23 Millionen Dollar einspielte. Weil der Regisseur „The Irishman“ über den berühmten Mafia-Killer Frank Sheeran (De Niro) aber schon seit über zehn Jahren machen und bei seiner Vision keine großen Kompromisse eingehen wollte, war ihm schließlich auch die Zusammenarbeit mit Netflix recht.

    Und wie es scheint, war es auch goldrichtig, Scorsese einfach mal machen zu lassen: Trotz Risikofaktoren wie der aufwendigen digitalen Verjüngung der Hauptfiguren und einer Laufzeit weit jenseits der drei Stunden soll „The Irishman“ ein weiteres Meisterwerk des 76-jährigen Altmeisters sein.

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