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    Tintenfisch-Regen in der "Watchmen"-Serie: Das steckt dahinter

    Die „Watchmen“-Serie ist endlich auch in Deutschland gestartet und dabei vollgestopft mit Verweisen auf die Comic-Vorlage. Wer die jedoch nicht kennt, dürfte sich in der ersten Folge vor allem über ein bestimmtes mysteriöses Ereignis gewundert haben.

    HBO

    Lange Zeit hat Autor Damon Lindelof („The Leftovers“, „Lost“) ein großes Geheimnis darum gemacht, wie seine „Watchmen“-Serie an den wegweisenden Comic von Alan Moore und Dave Gibbons anknüpfen wird. Mit dem Start ist nun endgültig klar, dass die Serie keine direkte Adaption der Comic-Vorlage (also weder Remake noch Reboot) ist, sondern stattdessen eine waschechte Fortsetzung, die über 30 Jahre später spielt.

    Lindelof hat sich den Comic als Inspiration genommen und die darin geschilderte alternative Realität konsequent weitergedacht. Damit muss er aber auch die Mammutaufgabe bewältigen, seine eigene Serienwelt zu etablieren und gleichzeitig den Hintergrund der vorangegangenen Geschehnisse mit einfließen zu lassen – ohne alles noch einmal haarklein aufzuwärmen.

    Das geschieht im Verlauf der Serie nur nach und nach, um den Einstieg auch für Nicht-Kenner der Vorlage etwas zu erleichtern. Dennoch dürfte besonders ein rätselhafter Niederschlag in der ersten Folge für Verwirrung bei dem einen oder anderen gesorgt haben.

    Es regnet Tintenfische

    Als Polizistin Angela Abar alias Sister Night (Regina King) mit ihrem Sohn von der Schule nach Hause fährt, ertönt plötzlich ein Alarm, der sie zum Anhalten bewegt und die Passanten auf der Straße die Regenschirme aufspannen lässt. Nur wenige Momente später fallen massenweise Baby-Tintenfische vom Himmel, die die Umgebung bedecken und nach kurzer Zeit verenden.

    Was uns außergewöhnlich erscheint, scheint für die Figuren in „Watchmen“ Alltag zu sein, wie man an ihren Reaktionen, dem erwähnten Alarm und der anschließenden Routine-Aufräumarbeit sieht. Doch was hat es mit diesem merkwürdigen „Wetter“ denn auf sich?

    "Watchmen" basiert auf dem Comic, nicht dem Film

    Um den Tintenfisch-Regen besser einordnen zu können, hilft ein Blick in den „Watchmen“-Comic. Nach der ersten Folge kann zwar auch mit dessen Hilfe das Wetterphänomen (noch) nicht komplett erklärt werden, doch bietet die Vorlage zumindest deutliche Anhaltspunkte dafür.

    So können die Tintenfische (die übrigens auch schon zuvor auf einem Anatomie-Plakat in der Schule vorkommen) als eindeutige Referenz auf das Finale der Comic-Reihe verstanden werden, was zudem noch einmal deutlich macht, dass die „Watchmen“-Serie auf ebenjenem Comic und nicht auf Zack Synders Verfilmung von 2009 folgt. Letztere orientiert sich zwar nah an der Vorlage, weicht aber gerade am Ende stark von ihr ab.

    HBO

    Sowohl im Comic als auch im Film sorgt der hochintelligente Superheld Adrian Veidt alias Ozymandias für eine fingierte Katastrophe in New York, damit die USA und die Sowjetunion angesichts dieser „Bedrohung von außen“ ihre Differenzen beilegen und so ein Atomkrieg zwischen den Supermächten verhindert wird.

    Während ihm im Film dafür eine Energieexplosion dient, die er dem übermächtigen Dr. Manhattan in die Schuhe schiebt, hat Veidt in den Comics dafür mithilfe von Wissenschaftlern eigens eine riesige Tintenfisch-Kreatur (!) erschaffen, die er als vermeintliche Bedrohung aus dem All oder einer anderen Dimension auf die Metropole loslässt, wo sie ebenfalls explodiert und Millionen Menschen das Leben kostet.

    Verbindung zu Adrian Veidt/Ozymandias?

    Die Szene mit dem Tintenfisch-Regen in der „Watchmen“-Serie dürfte nun direkt mit dem Ende des „Watchmen“-Comics in Verbindung stehen – und das wahrscheinlich auf eine von zwei möglichen Arten.

    Variante 1: Die herabfallenden Tierchen sind direkte Nachwirkungen der Tintenfisch-Explosion in den 80er Jahren, die auch über 30 Jahre später noch zu spüren sind. Für wahrscheinlicher halten wir aber...

    Variante 2: Wie die Tintenfisch-Explosion damals ist nun auch der Regen in Wahrheit ein menschgemachtes Phänomen. Am Ende der „Watchmen“-Vorlage wird nämlich bereits angedeutet, dass das Tagebuch von Ozymandias‘ Ex-Kollegen Rorschach veröffentlicht wird. Darin legt er etwa auch Ozymandias‘ Tintenfisch-Täuschung offen (dass er eine solche Enthüllung geplant hat, hat ihn damals auch das Leben gekostet).

    In der Welt der „Watchmen“-Serie sind die Vorwürfe in Rorschachs Notizen zwar nicht allgemein akzeptiert, Skepsis gegenüber den damaligen Geschehnissen herrscht aber durchaus. Und mit der sogenannten Siebten Kavallerie versucht sogar eine rassistische Terrorgruppe mit aller Härte, Rorschachs Vermächtnis zu ehren.

    DC Comics

    Aus diesem Grund könnte nun erneut der totgeglaubte Veidt (in der Serie gespielt von Jeremy Irons) oder aber die US-Regierung den fischigen Regen verursachen, um die Echtheit der damaligen Tintenfisch-Katastrophe zu untermauern und mit einer so allgegenwärtigen außerirdischen Bedrohungen andersartige Stimmungen in der Bevölkerung so gut es geht im Zaum zu halten.

    Darauf deutet auch das Verhör eines Siebte-Kavallerie-Mitglieds hin, in dem der Polizist Looking Glass (Tim Blake Nelson) sein Gegenüber unter anderem fragt, ob er glaubt, dass Angriffe aus anderen Dimensionen von der Regierung durchgeführte Täuschungen sind (während im Hintergrund ein Tintenfisch-Bild zu sehen ist).

    "Watchmen" auf Sky

    Mehr Klarheit schaffen dann hoffentlich die restlichen acht Folgen der ersten „Watchmen“-Staffel, die hierzulande wöchentlich immer montags bei Sky Atlantic laufen und bei Sky Ticket abgerufen werden können. Weiter geht's am 11. November 2019 mit Folge zwei!

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