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    Frauenfeindlich? Macher der aktuell heiß diskutierten Netflix-Doku "Tiger King" verteidigen sich

    Die Netflix-Doku-Serie „Tiger King“ alias „Großkatzen und ihre Raubtiere“ sorgt aktuell für mächtig Wirbel und Diskussionen. Dabei wird den Machern auch unterstellt, dass sie frauenfeindlich wären. Doch diese verteidigen sich nun gegen den Vorwurf.

    Netflix

    In den USA ist die Doku-Serie „Tiger King: Murder, Mayhem And Madness“ seit der Veröffentlichung am 20. März 2020 ein riesiges Gesprächsthema. Macher und Beteiligte werden laufend interviewt, in Foren wie Reddit werden die Geschehnisse heiß diskutiert und es wird bereits gewettet, welche Darsteller denn bei einer Hollywood-Verfilmung die Hauptrollen übernehmen sollen. Beständig unter den meistgeschauten Netflix-Inhalten ist die Doku-Serie für Fans von „Making A Murderer“ oder „Wild Wild Country“ natürlich auch.

    Langsam erreicht der Hype auch Deutschland. Hierzulande trägt die Doku-Serie den deutlich langweiligeren Titel „Großkatzen und ihre Raubtiere“, ist aber nun auch seit Tagen in der von Netflix selbst ausgegebenen Top-10-Rangliste der angeblich meistgeschauten Inhalte auf der Streamingplattform. Und so schwappen auch einige Diskussionen, die in den USA bereits geführt werden, nun nach Deutschland rüber, finden sich auch hier in den Sozialen Netzwerken.

    Doch bevor wir darauf eingehen, was die Macher dazu sagen, dass ihre Serie angeblich frauenfeindlich sei, wollen wir kurz allen Lesern, an denen der Hype bislang vorbei ging, kurz vorstellen, worum es geht.

    Darum geht es in "Großkatzen und ihre Raubtiere"

    Die Serie stammt von Eric Goode und Rebecca Chaiklin und ist ein Stück weit ein Zufallsprojekt. Goode hat sich dem Tierschutz verschrieben, legt den Fokus aber eigentlich auf Schildkröten und Reptilien. Wie er in der Auftaktfolge eindrucksvoll zeigt, stolperte er bei seiner Mission aber plötzlich über das Halten großer Raubkatzen in den USA, genauer erregte ein riesiger Tiger in einem Van seine Aufmerksamkeit.

    Er und die etablierte Dokumentarfilmerin Rebecca Chaiklin als Partner fingen schließlich an, drei sehr unterschiedliche, jeweils sehr bunte Figuren, die zahlreiche Raubkatzen halten und unterschiedliche Programme für Zuschauer aufstellen, zu porträtieren.

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    Während Bhagavan „Doc“ Antle, der auch Raubkatzen für Hollywood trainierte, und der vor allem im Zentrum der Doku stehende titelgebende „Tiger King“ Joe Exotic mehr auf den Show-Effekt setzen, propagiert Carole Baskin mit ihrem Big Cat Rescue den Schutz der Tiere – und geht klar auf Konfrontationskurs mit den beiden Männern, die unter anderem Raubkatzen züchten, um die kleinen Babys mit Publikum kuscheln zu lassen.

    So ist ein gewichtiger Teil der Doku schnell der Streit der unterschiedlichen Parteien – und auch hier schlägt der Zufall noch mal zu, wie gleich zu Beginn der Mini-Serie deutlich wird. Die Doku beginnt damit, dass der extrovertierte Joe Exotic im Knast sitzt. Er wurde verurteilt, weil er versuchte, jemanden anzuheuern, seine Widersacherin Baskin zu ermorden.

    Wählten die Macher den falschen Bösewicht?

    Während weite Teile der Zuschauerschaft die Netflix-Serie feiern, entzündet sich ein Teil der Kritik daran, dass ausgerechnet der wegen seiner Mordpläne verurteilte Joe Exotic so positiv und Carole Baskin so negativ dargestellt werde. So verweisen diese Kritiker unter anderem darauf, dass die Macher den Vorwurf von Exotic, dass Baskin einst ihren Ehemann tötete, unreflektiert übernehmen.

    Eine ganze Episode widmet sich diesen Anschuldigungen. Dabei kommen auch zahlreiche Personen zu Wort, die glauben, dass Baskin eine Rolle beim Tod ihres Mannes spielte. Die Kritik: So werde ausgerechnet die Frau, die als einzige Figur keinen Dreck am Stecken hat, als Mörderin dargestellt (auch Baskin selbst äußerte sich übrigens bereits negativ und fühlt sich von den Machern getäuscht).

    Netflix

    Die gesammelte Kritik wird in einem Artikel auf der Webseite Slate.com auf den Punkt gebracht. In dem Meinungstext „Tiger King Chose The Wrong Villain“ wird heftig die Darstellung in der Serie kritisiert. Da heißt es zum Beispiel: „In einer Serie voller Verbrecher, Kult-Anführer, Polygamisten, Frauenschänder, Tierschänder und grausamer Egomanen, wird Baskin als einzige ohne Sympathie dargestellt.“

    Obwohl in dem Artikel selbst nicht der Vorwurf direkt geäußert wird, dass Baskin vielleicht wegen ihres Geschlechts negativer dargestellt wird als all die Männer in der Serie, schimmert dieser Vorwurf in einzelnen Aussagen immer wieder durch – und so werfen einige Leute der Serie Frauenhass vor. Doch dagegen haben sich die Regisseure nun verteidigt.

    Verteidigung der Macher: Zuschauerliebling Joe Exotic

    In einem Interview mit dem Hollywood Reporter wurden die „Tiger King“-Macher direkt auf den Slate-Meinungstext und die angebliche frauenfeindliche Darstellung angesprochen. Regisseurin Chaiklin verteidigt sich damit, dass an dem Vorwurf nichts dran sei, zumal sie als Feministin einer anderen Frau das nie antun würde. Weiterhin erklärt sie aber auch noch, wie ihrer Meinung nach der falsche Eindruck entstanden sein könnte.

    Als Filmemacher hätten sie den porträtierten Personen erlaubt, für sich selbst zu sprechen, und die Öffentlichkeit bildet sich nun ihre Meinung. Und Joe Exotic komme nun super bei Leuten an, sei charismatisch und Zuschauer fühlen sich zu ihm hingezogen, obwohl er einige wirklich schreckliche Dinge getan habe. Dagegen werde Carol kritisiert. Da sie finde, dass Carol die Tiere zumindest besser behandle als Joe, sei es ein „unglücklicher Umstand“, dass die Meinung der Öffentlichkeit so ist, aber der Vorwurf sei falsch, so Chaiklin.

    Die Regisseurin erklärt daneben auch, dass sie selbst nicht vorhergesehen hätten, dass die Zuschauergunst so stark zugunsten von Joe Exotic verteilt ist, was aber mindestens ein wenig naiv wäre. Denn das der bürgerlich Joseph Allen Maldonado-Passage (geboren Schreibvogel) heißende Tigerzüchter so ein schillernder Showman ist, muss ihnen eigentlich klar gewesen sein. Es war schließlich ein Grund dafür, dass sie selbst das Projekt als Doku überhaupt reizvoll fanden. Und die Serie funktioniert ja auch nun darüber, dass der jahrelange Star seiner eigenen Online-Reality-TV-Sendung und Ex-Präsidentschaftskandidat (er ging gegen Donald Trump 2016 ins Rennen) eine so bunte Persönlichkeit ist.

    Einen eigenen Eindruck von der großen Fehde zwischen Joe Exotic und Carol Baskin könnt ihr euch wie gesagt auf Netflix machen. Dort findet ihr „Tiger King“ auch unter dem deutschen Titel „Großkatzen und ihre Raubtiere“. Einen Eindruck verschafft euch auch der deutsche Trailer:

     

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